Die Mädchen (German Edition)
paar Kissen und einer Decke auf dem Sofa mit einer Kanne Tee gemütlich
gemacht. Er ging auf sie zu, begrüßte zunächst seine Frau mit einem liebevollen
Kuss auf den Mund und anschließend Maggie mit einem flüchtigen auf die Wange.
Es war schon eigenartig. Die kurze Beziehung, die er mit Maggie geführt hatte,
lag schon über zwanzig Jahre zurück und trotzdem fühlte er sich immer noch
befangen, wenn sie sich begegneten. Das Gefühl legte sich zwar nach spätestens
zehn Minuten, aber er brauchte immer eine Art Anlaufzeit, wenn sie
zusammentrafen und er war sicher, dass es ihr genauso ging. Es war bestimmt
nicht offensichtlich, aber jeder, der sie kannte, musste bemerken, dass
plötzlich eine gewisse Spannung im Raum vorhanden war. Zum Glück wusste Johanna
über ihn und Maggie Bescheid, es war ja lange vor ihrer Zeit gewesen, und
konnte das einordnen. Sie war selbstsicher genug, dass sie sich davon nicht aus
der Ruhe bringen ließ.
„Maggie hat mir etwas zu essen
vorbeigebracht“, sagte sie.
„Ich dachte mir schon, dass ihr
heute länger macht.“ Maggie lächelte ihn an. „Aber dann werde ich mich jetzt
mal vom Acker machen.“
Sie pellte sich aus der Decke.
„Meinetwegen brauchst du das
nicht“, beeilte Frohloff sich, ihr zu versichern. Natürlich fand er es gut,
dass sie gehen wollte, aber er wollte ihr auf keinen Fall zu verstehen geben,
dass sie irgendwie unerwünscht war.
„Nein, ist schon gut“, sagte
Maggie. „Holger ist dann sicher auch schon zu Hause und wundert sich, wo ich
wohl bin.“
Sie küsste Johanna auf beide Wangen
und drückte ihre Hände. „Vielen Dank noch mal für alles. Es tat ungemein gut,
mal wieder mit dir zu reden.“
„Das fand ich auch. Wir sollten das
öfters machen.“
Sie gab Frohloff die Hand.
„Roman...“
„Ich bring dich noch zur Tür.“
„Den Topf lass mal ruhig hier“,
rief Johanna ihnen vom Sofa nach. „Vielleicht will Roman ja auch noch was von
der Suppe.“
Frohloff ging mit Maggie zur Tür
und verabschiedete sich dort von ihr. „Du siehst müde aus“, sagte sie, auf dem
Absatz stehend. „War es schlimm heute?“
Er zuckte die Achseln. „Das tote
Mädchen war vierzehn. Kannst dir ja vorstellen, wie uns das beschäftigt hat.
Zum Glück ist das andere Mädchen wieder aufgetaucht.“
„Gott sei Dank.“
„Dein Mann war auch ganz
erleichtert.“
„Na, dann werde ich mal sehen, wie
es ihm jetzt geht. Bis dann.“
Sie zögerte einen Moment. „Du hast den Bart abgenommen“, sagte sie und musterte
ihn nachdenklich, was ihn innerlich kribbelig werden ließ, wie immer, wenn sie
ihm zu nah kam.
„Sieht
besser aus, finde ich.“
„Danke“, sagte er nur.
Sie
machte sich auf den Weg,
winkte ihm noch mal
von der Straße zu und er schloss die Tür. Zurück im Wohnzimmer wartete Johanna
auf ihn. „Da hast du deinen Willen ja erreicht.“
Er hob abwehrend die Hände. „Ich
kann doch nichts dafür, dass sie zu ihrem Mann will.“
„Na, du hättest mal deinen Blick
sehen sollen, als du sie hier sitzen sahst. Kein Wunder, dass sie wie von der Tarantel
gestochen aufgesprungen ist.“
Er seufzte und setzte sich neben
sie. „War es so offensichtlich? Das tut mir wirklich leid.“
Johanna lachte. „Macht nichts.
Dafür weiß ich ja jetzt, wie gern du mich für dich allein hast.“
Er legte den Arm um sie. „Gern ist
gar kein Ausdruck.“
„Aber so richtig ungezwungen seid
ihr beide nicht miteinander, oder?“
War zu erwarten, dass sie das
ansprach. „Ich kann dir auch nicht sagen, woran das liegt. Wir brauchen immer
ein paar Minuten, um warm zu werden. Was wollte sie eigentlich?“
„Suppe bringen.“
Er sah sie mit zweifelndem Blick
von der Seite an. „Und das war alles? Warum hat sie sich dann so
überschwänglich bei dir bedankt?“
Sie legte ihm ihren Zeigefinger auf
den Mund. „Sch...“, machte sie. „Frag nicht weiter, bitte.“
Er verstand. Sie hatten über die
Familie und Holger gesprochen und da wollte Johanna Maggies Vertrauen nicht
missbrauchen, indem sie ihm als Holgers Kollege alles brühwarm weitererzählte.
Dann nicht. Er konnte sich ohnehin denken, dass es um Vicky gegangen war.
Holger selbst hatte schon häufiger angedeutet, dass es mit ihr seit dem Vorfall
damals schwierig war.
„Hast du Hunger?“ fragte Johanna.
Wie ein Wolf. „Was essen könnte
ich.“
Sie klopfte auf seinen
Oberschenkel. „Dann komm mal mit in die Küche. Ich mach dir die Suppe warm. Die
ist echt lecker. Ich esse vielleicht auch noch
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