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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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redest.“
    „Was? Ich möchte nur wissen, ob er
uns weiterhelfen kann.“
    Stille am anderen Ende. „Marina?“
    „Ich bin noch dran. Tut mir leid,
Simon, aber das geht nicht.“
    Diese bescheuerte Ziege. Er hatte
schon immer gewusst, dass sie gestört war, aber das war jetzt die Höhe.
    „Hast du mich nicht verstanden?
Merle ist weg. Sie ist die Nacht nicht nach Hause gekommen. Ich bitte euch um
Hilfe.“
    „Und ich bin um Rouven besorgt. Ich
möchte nicht, dass er da in etwas hineingezogen wird.“
    Hineingezogen? Wovon sprach sie?
Fürchtete sie, dass er etwas mit Merles Verschwinden zu tun hatte? Wusste sie
vielleicht etwas?
    „Du willst uns also nicht helfen?“
    „Das hab ich nicht gesagt. Pass mal
auf, Simon. Ich mach dir einen Vorschlag. Ich rede mit Rouven und falls er
etwas weiß, rufe ich dich wieder an.“
    „Simon?“
    Na toll, jetzt war Cordula wieder
unten und wunderte sich sicher, was er im Keller tat.
    „Bin gleich da“, rief er nach oben.
„Danke für deine Hilfe, Marina. Wenn Merle etwas zustößt, hoffe ich, dass du
noch ruhig schlafen kannst.“
    Wütend drückte er das Gespräch weg
und ging nach oben zu seiner Frau.
     
    Als es an der Tür klingelte, schoss
Judith Keller wie von der Tarantel gestochen hoch. „Scheiße, wer ist das denn?“
    Unwillkürlich fiel ihr Blick auf
ihren Wecker neben ihrem Bett. Gleich halb sieben. Mist!  
    „Ist doch egal“, brummte Bent neben
ihr.
    „Bist du bescheuert?“ Sie stieß ihn
an und sprang aus dem Bett. „Das heißt, dass meine Mutter jetzt wach ist.
Kannst du mir mal sagen, wie du dich rausschleichen willst, wenn sie unten herumläuft?“
    Sie hatte eigentlich geplant, in
fünf Minuten aufzustehen und Bent rauszuschleusen, bevor der Wecker ihrer
Mutter um sieben ging, aber das konnte sie jetzt vergessen.
    Bent gähnte nur. „Da fällt mir
schon was ein.“
    Judith warf sich ein Sweatshirt
über und sprang in ihre Jeans, die sie am Abend auf den Boden geworfen hatte.
Bent hingegen machte keine Anstalten, sich aus dem Bett zu bewegen und langsam
wurde sie ungeduldig. Ihr hatte es ohnehin nicht gefallen, dass er mitten in
der Nacht bei ihr aufgetaucht war. Sie hatten noch nie eine gemeinsame Nacht
verbracht und wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre das auch so geblieben. Vor
allem gerade jetzt, da ihre Schwester verschwunden war und sie wahrlich andere
Sorgen hatte, als sich mit Bent auseinander zu setzen.
    Er hatte sie auf ihrem Handy
angerufen, um ihr zu sagen, dass er im Garten auf sie wartete. Sie hatte ihn
abwimmeln wollen, aber er hatte ihr erzählt, dass er seinen Schlüssel verloren
hatte und nicht wirklich scharf darauf war, einen Schlüsseldienst zu rufen und
Nachtzuschlag zu bezahlen. Außerdem war ihm scheißkalt und er musste sich unbedingt
aufwärmen. Sie hatte sich daraufhin erweichen lassen und ihn an ihrer Mutter
heimlich vorbei nach oben gebracht. Zum Glück waren die anderen kurz vorher
endlich nach Hause gegangen. Alle, bis auf Zoe. Die blöde Ziege hatte natürlich
darauf bestanden, dass ihre Mutter nicht allein bleiben sollte. Zählte sie denn
gar nicht? Na ja, in Zoes Augen wohl nicht. Die Freundin ihrer Mutter hatte nie
einen Hehl daraus gemacht, dass sie mit Kindern nichts anfangen konnte. Im
Nachhinein war es allerdings gut, dass Zoe da war. So war ihre Mutter
abgelenkt, als sie Bent hereinholte. Dass ihr das umgekehrt ebenfalls unbemerkt
gelingen würde, bezweifelte sie stark. Sie wusste, dass ihre Mutter ausflippen
würde, wenn sie gewusst hätte, dass Bent hier die Nacht verbracht hatte, und
sie wollte ihr nicht noch mehr Kummer bereiten.
    „Jetzt sieh zu, dass du dich
anziehst und so schnell wie möglich verschwindest.“
    Sie zog ihm die Bettdecke weg.
„Hey“, rief er.
    „Geht es noch lauter? Willst du,
dass meine Mutter dich hier halbnackt findet?“
    Er richtete sich auf und ihr Blick
fiel auf seinen unbekleideten Oberkörper. Ein riesiger Bluterguss zierte seine
Rippen. Sie zog die Luft ein. „Was ist das denn?“
    Er machte eine wegwerfende
Handbewegung. „Ach, gar nichts. Ich hab mich gestoßen.“
    „Na, das muss ja ein ordentlicher
Bums gewesen sein.“
    Er zuckte nur mit den Achseln. Sie
ließ es darauf bewenden, doch dass er sich gestoßen hatte, konnte er sonst wem
erzählen. Sie war nicht dumm, auch wenn er das wohl glaubte. Aber nur weil sie
nie weiterbohrte, hieß das nicht, dass sie ihm abnahm, was er ihr so alles
auftischte. Es war ihr einfach zu anstrengend, sich mit seinen ganzen

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