Die Mädchenakademie
sie frei von der Leber weg. »Ist Lauren magersüchtig?«
Eine Weile überlegte Charlie, dann legte sie ihren Hinterkopf an den Uferrand ab. »Vielleicht. Sie geht davon aus, dass man nur mit Size Zero Beachtung findet, und sie hat nicht ganz Unrecht, denn sie wird immer wieder für ihren Magermodell-Look bewundert, was mir völlig schleierhaft ist.«
Emma strich über ihr Dekolleté. »Ihre Knochen stehen sogar heraus.«
»Auch hier«, sagte Charlie, legte sich flach auf die Wasseroberfläche und zeigte auf ihre Hüften.
Aber nicht nur ihr Becken war zu sehen, sondern auch der Ansatz ihrer Schamlippen. In gespielter Empörung bespritzte Emma sie mit Wasser. »Lass das.«
Charlotte lachte fröhlich und tauchte ihren Unterkörper wieder unter. Offensichtlich liebte sie es, Emma zu provozieren. »Lauren ist die schottische Paris Hilton. Sie geht felsenfest davon aus, dass es reicht, schön zu sein, um es im Leben weit zu bringen.«
»Hat sie auch ein Schoßhündchen?«, fragte Emma und wünschte sich in diesem Moment, sie hätte doch mal einen Blick in die Klatschblätter geworfen, die ihr Vater herausbrachte.
»Zwei sogar, aber die sind bei ihrer Mum, weil Tiere im Internat nicht erlaubt sind, Gott sei Dank.« Sie verdrehte ihre Augen. »Ihre geschiedene Mutter unterstützt sie auch bei ihren vermeintlichen Karriereplänen. Sie hat Lauren schon eine kleine Filmrolle in einer Seifenoper verschafft und ihr die Aufnahme einer CD finanziert, irgend so ein bedeutungsloser Popsong, dabei besteht Laurens Talent nur darin, sich selbst in Szene zu setzen. Ich kenne niemand, der öfter vor dem Spiegel steht als sie.«
Emma schaufelte sich Wasser über ihren Kopf. Die Abkühlung tat unglaublich gut! »Ich dachte, darin wäre Holly der Star, weil sie ständig den Sitz ihrer Lockenpracht überprüft.«
»Bei ihr ist es Unsicherheit.« Langsam schwamm Charlotte zu ihr. »Sie war als Kind übergewichtig und trägt jetzt noch ein paar Pfunde zu viel mit sich herum.
»Meiner Meinung nach sitzen die aber an den richtigen Stellen.« Emma sah auf ihren Busen herab und schmunzelte.
Mit glänzenden Augen blieb Charlie vor ihr stehen und betrachtete Emmas Brüste, die vom Wasser getragen wurden. »Mir imponiert sie, weil sie trotzdem ein sehr gutes Körpergefühl hat. Sie wünscht sich zwar, schlanker zu sein, hat aber keine Probleme damit, sich nackt zu zeigen.«
Emma legte ihre Hand unter Charlottes Kinn und hob es an, damit sie ihr in die Augen sah und nicht weiter auf ihren Busen starrte. Tadelnd hob sie einen Finger, woraufhin Charlie lauthals lachte.
Dann wurde sie wieder ernst. »Manchmal befürchte ich, dass Holly körperliche Liebe mit Geborgenheit verwechselt und sich deshalb so offenherzig an ihre Liebhaber verschenkt. Ihre Eltern verkaufen in ganz Großbritannien äußerst erfolgreich hochwertige Klaviere an Privatpersonen der Upper Class und an Institutionen. Sie verleihen auch Flügel und fliegen persönlich zum Stimmen zu den Kunden. Mummy und Daddy haben Holly wohl sehr lieb, nur sind sie selten zu Hause, um es ihr zu zeigen.«
Von außen betrachtet sah die Welt der High-Society-Girls so perfekt aus, aber auch sie hatten ihr Los zu tragen. Emma umklammerte Charlotte mit ihren Beinen, damit sie ihr nicht entkommen konnte, wobei ihre Spalte gefährlich nah an Charlies Bauch kam. »Was ist mit dir? Wie ist es, als Tochter eines Dukes aufzuwachsen?«
»Mein Bruder ist schon dreiundzwanzig und der ganze Stolz meiner Eltern. Er macht sich hervorragend an der Uni, hat seit vier Jahren eine feste Freundin und das Thema Hochzeit kam auch schon auf.« Charlie legte ihre Hände um Emmas Taille. »Meine Noten dagegen sind schlecht, und meine Eltern fragen sich langsam, ob sie etwas falsch gemacht haben, weil ich noch nie einen Freund hatte. Am liebsten hätten sie, wenn ich sofort nach den Ferien einen Adeligen heiraten würde, damit sie mich versorgt wissen.«
»Klingt ziemlich verstaubt«, stellte Emma fest, die spürte, dass es ihrer Freundin naheging, von ihrer Familie unter Druck gesetzt zu werden.
»Altmodisch und konservativ. Teil des Hochadels zu sein ist wahrlich kein Zuckerschlecken für jemanden, der lesbisch ist wie ich, und das vor allen geheim halten muss. Die erste Reaktion meines Dads wäre es, mich in unserem Schloss einzusperren, und meine Mum käme glatt auf die Idee, mich zum Arzt zu bringen.«
Emma ließ von ihr ab, die körperliche Nähe erschien ihr plötzlich unpassend. Es war ein Reflex, den
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