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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Reflexe, die eine schwache Spur andeuteten. Aber
sie war im Winkel dazu gelaufen und mit bloßen Füßen
wahrscheinlich viel vorsichtiger aufgetreten.
Mac blieb bei diesem Gedanken stehen. Also doch eine
Halluzination. Wer sollte sich unbekleidet, ohne das
Zusatzatemgerät hier aufhalten können? Wer kann barfuß
durch solches Gestrüpp laufen?
Diese Erkenntnis traf Mac abermals wie ein Schlag. Also
doch die Nerven!
Schon weniger aufmerksam ging er weiter; und dann fühlte er
sich doch erleichtert. Auf den ersten Blick war ihm, als zöge
sich, leicht angedeutet, viel weniger gravierend als die seine,
eine Linie quer zu seiner Spur. Je mehr er sich allerdings damit
befasste, um so zweifelhafter schien sie ihm, aber wenn er sich
aufrichtete, kam es ihm erneut so vor, als sei das eintönige
Gleichmaß des grünen Meeres gestört, und gerade dort, wo er
meinte, die Erscheinung entlang wandeln gesehen zu haben.
Ihm gingen verschiedene Ursachen durch den Kopf, die
ebenfalls zu so einer Linie führen würden, und es wurde ihm
klar, dass es mehrere geben konnte. So zum Beispiel einen
Absatz in der Bepflanzung, Qualitätsunterschiede des
Düngemittels oder einfach Spuren aus dem Rückvorgang der
Berieselungsmaschinerie.
Lange stand Mac, untersuchte und deutete, glaubte, hie und
da ein Blatt zu bemerken, das sich in einer unnatürlichen Lage
befand. Langsam folgte er der vermeintlichen Spur. Dabei war
er sich klar, dass er einfach da entlang lief, wo er die Frau
gesehen hatte.
Mac beschleunigte den Schritt immer mehr, bis er schließlich
die letzten Meter rannte. Als er den Hang erreicht hatte, blieb
er keuchend stehen. Für solche Eskapaden reichte eben das
Atemgas der Atmosphäre noch nicht aus. Er verabreichte sich
einen Sauerstoffstoß und schaute sich um. Er konnte seinen
Standort, von dem aus er die Erscheinung erblickt hatte, nicht
mehr ausmachen. Vor ihm zog sich der Dünenbogen nach
rechts offenbar weit hin. Mac konnte nur wenige 100 Meter
überschauen, dann versperrte ihm der Hang den Blick.
Die Vegetation hörte hier auf, aber der verkrustete Boden
nahm keine Spuren an. Mutlos stieg Mac einige Meter den
Hügel hinan, dann sah er sich um. Kahle Hänge, blaugrüne
Flächen linker Hand, so weit das Auge reichte, sein langer
Schlagschatten, nicht die geringste Bewegung. Weit hinten
sprang ein Reflex auf, dort lag das Stationsgebäude. Alexej
hatte wohl die Tür geöffnet oder irgendwie anders diesen
Widerschein erzeugt.
Dann gab Mac schulterzuckend auf. Mitten durch die
Kulturen erreichte er den Hauptweg und schlug
gedankenversunken die Richtung zur Station ein. –
    Sylvester Reim beschlich Mutlosigkeit. Er stemmte sich
dagegen, sagte sich, dass zwei vergebliche Versuche noch
nichts zu bedeuten brauchten, dass ja noch weitere zwei
Möglichkeiten offen standen, aber immerhin, so deutliche,
hoffnungslose Absagen waren nicht dazu angetan, Optimismus
zu schüren.
    Er saß in der offenen Tür des Rovers und starrte auf die Karte
der Marowa. Zwei ihrer Kringel hatte er soeben mit einem
schwarzen Kreuz durchgestrichen. Diese Kringel hatten
Tierzuchtbetriebe gekennzeichnet, bei denen er versucht hatte,
Schweine zu bekommen. ,Blöde Kuh’, dachte er freundlich, als
er sich an die massige Leiterin der ersten Station erinnerte, die
ihn rundheraus auslachte, als er seinen Wunsch vorgebracht
hatte.
    „Natürliche Schweine will der, hast du gehört?“, hatte sie
ihrem Kollegen zugerufen, der Sylvester allein deshalb
unsympathisch wurde, weil er wiehernd in das Lachen seiner
Chefin einstimmte. „Wir sind froh, dass wir endlich doubeln
können, und da kommst du mit solchen Wünschen. Wozu
braucht man denn so etwas?“
    Sylvester hatte es als überflüssig empfunden, dieser
feixenden Walküre sein Begehren zu begründen, zumal sie
nicht so aussah, als würde sie ernsthaft zuhören.
    Die zweite Farm befand sich am Rande eines malerischen
Dorfes, das aus Holzhäusern bestand, 300 Kilometer von der
ersten Station entfernt, mitten in der Taiga. Auf der schmalen
Asphaltstraße, in die die Zeit beträchtliche Löcher genagt
hatte, begegnete er keiner Menschenseele. Er benötigte für die
Strecke mehr als drei Stunden. Unterwegs fluchte er des
öfteren über die Geizhälse im Institut, die ihm diesen lahmen
Jeep anstelle einer Flugmaschine gegeben hatten. Aus der Luft,
aus 10000 Metern Höhe, schien der Abstand der Siedlungen
voneinander nicht so gewaltig zu sein. Aber jetzt?
Stundenlanges Fahren! Sein Grimm, der

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