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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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transportieren. Aber wie groß war das maximale Volumen, das man von einer Welt zur anderen bewegen konnte? So groß wie ein Zimmer? Konnte es womöglich ein ganzes Gebäude umfassen?
    Diese Überlegung warf sofort weitere Fragen auf. Warum bildete das Wirkungsfeld rings um das Gerät keine Kugel? Wäre es eine Kugel gewesen, hätte er bei jedem Transfer den Boden in seinem persönlichen Umkreis mitgenommen.
Aber nein, nur seine Füße hatten den Sprung geschafft. Das Feld schien sich exakt auf die Grenzen seines Körpers zu beschränken, seine Kleidung eingeschlossen; bei keinem Sprung hatte es darüber hinausgereicht. Der Katzenhund hatte sein Bein umklammert, als ihn der Transport kalt erwischte. Doch auf der anderen Seite war nur der halbe Katzenhund angekommen, immer noch an Johns Wade gekrallt. Und von dem Sandboden, auf dem sie eben noch gestanden hatten, war auf der Wiese des neuen Universums nichts zu sehen gewesen. Nur er selbst, seine Kleidung und der halbe Katzenhund hatten hinübergewechselt.
    Offensichtlich hielt sich das Wirkungsfeld an einige grundlegende Strukturregeln, wenn es darüber entschied, was ins nächste Universum reiste und was nicht. Vielleicht zählte alles dazu, was sich innerhalb eines gewissen Radius in unmittelbarem oder mittelbarem Kontakt mit dem Gerät befand, wobei Luft, Erde und dergleichen ausgeschlossen waren. Vielleicht spielte aber auch die Dichte eines Materials die entscheidende Rolle. Ja, es konnte gut sein, dass nur Objekte mit einer gewissen Dichte ausgewählt wurden.
    John fragte sich, ob diese Entscheidungen direkt aus dem Wirkungsfeld folgten oder andere Mechanismen im Gerät dafür verantwortlich waren. Vielleicht beinhalteten die merkwürdigen Marshmallows Schaltungen, mit denen die Struktur des Reisenden berechnet wurde. Die Vorstellung einer solch komplexen künstlichen Intelligenz raubte ihm fast den Mut. Wie sollte er so etwas mit seinen simplen Dioden, Widerständen und Transistoren nachbauen? Aber eventuell war das gar nicht nötig? Vielleicht konnte er das Gerät auf das absolut Wesentliche reduzieren. Auf das absolut Wesentliche, um die Mauern zwischen den Universen zu durchschreiten …
    Die Knöpfe auf der Vorderseite, die für die Justierung des Universumzählers zuständig waren, stellten kein großes
Problem dar: Bald wusste John, dass die Gruppe von Schaltkreisen, die mit der Anzeige und den Knöpfen verbunden war, stets den aktuellen Stand des Zählers speicherte. Die Knöpfe wiederum steuerten einen komplexen, dreidimensionalen Schaltkreis, der nach seiner Einschätzung das Ziel des nächsten Transfers festlegte. Wie erwartet veränderten die beiden Knöpfe, die den Universumzähler um eine Ziffer herauf- beziehungsweise herabsetzten, den Zustand dieses Schaltkreises. Und dann war da noch ein dritter Knopf, der den Schaltkreis immer in den gleichen, offenbar im Voraus festgelegten Zustand versetzte.
    Es war anzunehmen, dass dieser dritte Knopf eine Art Referenzuniversum repräsentierte. Vielleicht stellte er das Gerät auf Universum Null ein? Doch falls es so war, blieb immer noch die Frage, warum er nicht auch die Anzeige auf null zurücksetzte.
    Stunden später blickte John von seinen Berechnungen und Zeichnungen auf. Draußen wurde es langsam hell. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich einige Funktionen des Geräts simuliert hatte. Natürlich handelte es sich um Randaspekte, aber trotzdem: Er hatte es geschafft! Nach und nach nahmen einzelne Gruppen von Schaltkreisen Gestalt an, eine gewisse Logik entwickelte sich. Nervenknoten bildeten sich heraus, und er brauchte kaum einen Blick, um hinter ihre Funktion zu kommen. Langsam, ganz langsam gab das Gerät seine Geheimnisse preis.
    Mittlerweile war die Werkbank vor lauter Zeichnungen und Testschaltungen nicht mehr zu sehen, so dass er einiges auf den Boden oder auf die Motorhaube des Trans Am auslagern musste. Bald würde er sich ein paar Klapptische besorgen müssen. Er rieb sich die Augen. Viel dringender als Klapptische brauchte er jetzt Schlaf. Und etwas zu essen. Aber er wollte die Arbeit erst unterbrechen, wenn er noch einen Schritt weitergekommen war.

    Es fiel ihm leichter als gedacht, die grundlegenden Steuerungselemente nachzubauen, zum Beispiel die Regulierung des Radius. Am meisten Probleme bereitete ihm die Eigenmatrix, wie er sie seit einiger Zeit nannte: eine hochkomplexe, neuronale Masse, direkt mit dem Hebel verbunden, der den Sprung in ein anderes Universum auslöste.

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