Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Maschine hoch, kauerte sich samt Gepäck in die Transferzone und drückte den Auslöser – wozu er einen drei Meter langen Stock benutzen musste.
37
Dieselbe Morgensonne schien durch dieselben Fenster in derselben Scheune. Nur war es nicht dieselbe Scheune. John war wieder zu Hause: im Universum 7533. Er hatte es geschafft.
Irgendetwas raschelte in einem der dunklen Ställe.
Blitzschnell fuhr John herum, aber es war nur ein Pferd. Er befand sich in der Scheune der Walders, soweit er wusste. In diesem Universum hatte sein Vater das Land nie gekauft.
Zögerlich ging John zur Hintertür und schob sie auf. Keine Spur von Ernst Walder auf dem Feld. Tiefe Stille über allem. Er rannte zur Straße, doch an der Böschung blieb er unwillkürlich stehen: Vor ihm lag sein Zuhause. Die Lichter brannten, aus dem Küchenfenster stieg Dampf auf. Seine Mutter war schon wach und bereitete das Frühstück vor.
John wollte hineingehen, einfach hineingehen und seine Eltern in die Arme schließen. Aber konnte er das wagen?
Auf jeden Fall brauchte er ein Auto. Und er musste herausfinden, wo Prime steckte. Vielleicht war er genau jetzt drüben im Haus, schließlich hatte er Johns Leben gestohlen.
John ging über die Straße und die Einfahrt hinauf. Vertraute Gerüche lagen in der Luft: Es duftete nach frischen Pfannkuchen, brutzelndem Speck und Kaffee. Sogar der Hühnerstall roch süß in seiner Nase. Er war wieder daheim.
Sicherheitshalber nahm er den Pfad zur Rückseite des Hauses.
Plötzlich öffnete sich die Hintertür. Seine Mutter, einen Besen in der einen und ein Kehrblech in der anderen Hand, trat ins Freie. Offenbar wollte sie zur Mülltonne. »Johnny! Hast du mich aber erschreckt!«
»Hallo … Mom.«
»Was schleichst du hier herum? Und wo ist Casey? Wo ist Abby?«
»Äh …« Casey? War Prime also tatsächlich mit dieser Casey zusammengekommen? Und wer sollte Abby sein? »Sie sind … zu Hause.«
»Warum hast du die beiden nicht mitgebracht?« Lächelnd lehnte seine Mutter den Besen an den Türrahmen und umarmte ihn ungeschickt, nach wie vor das Kehrblech in der Hand. »Wir sehen uns doch kaum noch, wegen der Sache mit Carson und so.«
»Ja, ja, natürlich.« John hatte das Gefühl, alles mitschreiben zu müssen, falls er jemals kapieren wollte, was hier vor sich ging. Langsam machte er sich wirklich Sorgen: Das hier war nicht mehr sein Leben. Achtzehn Monate waren verstrichen.
Seine Mutter musterte ihn. »Warum bist du denn so komisch angezogen? Und was hast du da unterm Hemd? Warst du zelten?«
John zuckte nur die Achseln, ging hinter ihr her in die Küche und ließ sich mit einem Seufzer auf seinen gewohnten Stuhl fallen. Endlich zu Hause.
»Bill! Überraschung!«, rief seine Mutter. »John ist hier!« Sie drehte sich um und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. »Du hast ihn gerade noch erwischt. Bill wollte eben raus aufs Feld zum Pflügen. Ach … Du nimmst den Kaffee doch mittlerweile schwarz, oder?«
»Nein, lieber mit Milch«, sagte er unwillkürlich.
»Komisch, ich war mir sicher, dass du ihn lieber schwarz trinkst.« Seine Mutter stellte Tasse und Milchkännchen vor
ihm ab. Das Aroma des Kaffees stieg ihm in die Nase. Im Grunde roch er wie jeder andere Kaffee auch, aber nicht für ihn.
Sein Vater tauchte in der Tür auf. »Willkommen, mein Junge! Sag mal, wo hast du denn geparkt? Dein Auto steht gar nicht in der Einfahrt.«
»Ich … äh … Ehrlich gesagt müsste ich mir dein Auto mal ausleihen.«
»Hat der verdammte Japanerschlitten also endlich den Geist aufgegeben?« Sein Vater lachte. »Ich hab’s dir doch gesagt: Auch ein solider Pick-up ist ein Statussymbol!«
»Ja, ich bin liegen geblieben. Der Abschleppdienst hat mich hier abgesetzt.«
»Warum hast du denn nicht angerufen?«, fragte seine Mutter. »Wir hätten dich doch abgeholt.«
»Ich wollte euch nicht wecken.«
»Aber du weißt doch, dass wir um diese Zeit schon auf sind«, erwiderte seine Vater, während er die Autoschlüssel von einem Haken an der Wand nahm und John zuwarf. »Wenn du willst, kommen deine Mom und ich morgen nach Toledo, um das Auto wieder abzuholen.«
Toledo! Dort lebte Prime also. »Danke.«
Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht seines Vaters, wie John es überhaupt noch nie gesehen hatte. »Wie geht’s Casey und der niedlichsten Enkeltochter der Welt?«
Enkeltochter! Jetzt wusste er auch, wer Abby war. Casey und Prime hatten offenbar geheiratet und schon ein Kind bekommen. »Gut«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher