Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
Vom Netzwerk:
lustig gemacht, Ellen. Und ich … na ja, das verstehst du erst, wenn du älter bist. Aber weil ich mich von ihm küssen ließ, heißt das noch lange nicht, daß ich nicht nach Elkhorn zurückkehre.«
    »Versprechen Sie das?«
    Olivia seufzte. »Findest du nicht, daß dein Vater wieder heiraten sollte, wenn er eine Frau findet, mit der er glücklich ist?«
    Das war keineswegs die Antwort, die Ellen erwartet hatte. Olivia müßte sagen, sie könne es gar nicht erwarten, nach Elkhorn und dann nach New York zurückzukehren. »Was?«
    »Findest du nicht, daß dein Vater sein Glück in einer zweiten Ehe finden sollte?«
    »Wir sind doch glücklich, so wie es jetzt ist.« Ellen durfte ihr nicht sagen, was wirklich los war, daß sie aus Virginia City fliehen mußten, und daß die drei sich verstecken mußten. Es war kein Platz für eine vierte Person. »Das verstehen Sie nicht.«
    »Wenn du eines Tages einen Mann kennenlernst, den du liebst und den du heiraten willst, was würdest du davon halten, wenn dein Vater vor Eifersucht versuchte, den Mann zu vertreiben?«
    So etwas war Ellen nie in den Sinn gekommen. Sie nahm einfach an, daß sie eines Tages heiraten würde, nachdem Pa den Sheriffs gezeigt hatte, welchen Irrtum sie begangen hatten, und wenn er mit Mr. Candliss abgerechnet hatte, der ihrer Mama so weh getan hatte. »Ich glaube, das würde mich ärgern.«
    Olivia hob eine Augenbraue.
    »Heißt das etwa, daß Sie meinen Pa heiraten?«
    »Nein, Kind. Dein Vater kann von Glück reden, wenn ich ihn nicht mit Katys Flinte abknalle, bevor der Weg ins Tal wieder frei ist.«
    »Mögen Sie Pa nicht?« Ellen wußte nicht, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte.
    »Dein Vater ist ein guter Mensch. Es ist ein Segen, daß ihr einen so liebevollen und fürsorglichen Vater habt.«
    »Aber Sie mögen ihn nicht.« Ellen wollte es ganz genau wissen.
    »Ich werde ihn nicht heiraten.«
    Lieber hätte Ellen gehört, daß Olivia ihren Pa nicht leiden konnte, daß sie ihn haßte, obwohl sie ihn geküßt hatte. Olivia klang nicht sehr sicher. Man müßte doch meinen, eine Frau, die das Zeug hatte, ein Doktor zu werden, wäre ihrer Sache immer ganz sicher.
    »Werden Sie meinem Pa sagen, was ich getan habe?« Ellen kam auf ihr ursprüngliches Anliegen zurück.
    »Wirst du mir keine Streiche mehr spielen?«
    »Ich nicht. Und – ich glaube, es tut mir leid wegen gestern abend. Sie sind gar nicht so hochnäsig, wie ich gedacht habe.«
    »Dann muß ich es deinem Vater wohl nicht sagen. Vielleicht kannst du mir heute nachmittag beim Nähen helfen. Außer Monogrammstickerei hab’ ich im Handarbeitsunterricht nicht viel gelernt. Ich muß den Saum dieses Kleides endlich höher nähen, sonst brech ich mir noch den Hals.«
    »Klar. Ich zeige Ihnen einen ganz schnellen Saumstich. Und dann können wir gleich den Saum von einem Rock von mir und Katys Hosen rauslassen …«
    Sie plapperte fröhlich weiter. Wenn die Frau lächelte, war sie gar nicht so häßlich wie Katy behauptete. Eigentlich war sie sogar recht hübsch, und hochnäsig war sie auch nicht.

Kapitel 11
    Eine Woche verstrich einigermaßen friedlich. Olivia hatte sich Ellens Achtung und damit eine Lehrmeisterin erworben, die an Strenge ihren Professoren an der Cornell Universität in nichts nachstand. Die Kleine war entschlossen, ihre früheren Streiche wiedergutzumachen und Olivia in die Kenntnisse der Haushaltsführung einer tüchtigen Siedlerfrau einzuweisen, ohne die eine Frau in ihren Augen wertlos war. Die beiden flickten, nähten, backten Brot, räucherten, dörrten und pökelten das Fleisch des Elchs, den Danaher erlegt hatte, säuberten, spannten und gerbten sein Fell. Sie schrubbten den Fußboden, kochten die Wäsche und gruben den Garten um, damit im Frühjahr gesät werden konnte. Olivia unterhielt Ellen mit Geschichten aus ihrer Schulzeit, klärte sie über die Heilkräfte einiger Pflanzen auf, die jetzt im Winter auf den Gebirgsmatten oberhalb der Hütte welkten. Sie zeigte ihr, wie man den gebrochenen Fuß eines Streifenhörnchens schiente, das sie beim Wäscheaufhängen hinter der Hütte gefunden hatten.
    Katy beobachtete den Eifer der beiden mit spitzen Lippen und gab sich alle Mühe, ihnen aus dem Weg zu gehen. Danaher neckte Olivia, ob sie endlich entschlossen sei, sich einen Mann zu angeln, wenn sie in die Zivilisation zurückkehre. Sie achtete nicht auf ihn, wie sie überhaupt alles an ihm nicht zu beachten schien seit dem Ringkampf und dem Kuss. Dieser Kuß

Weitere Kostenlose Bücher