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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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dafür, dass mein Wachhund, wie ich sie nannte, immer auf dem Posten war. Bei der Übersetzung aus diesen Sprachen war mir der junge Quin eine große Hilfe, denn ich beherrschte zwar ein wenig Französisch, und seit meiner Zeit in der Armee konnte ich natürlich sehr gut Hochdeutsch, aber vom Italienischen verstand ich nichts und war froh über die Dienste eines so treuen und billigen Dolmetschers.
    Tatsächlich aber versuchte dieser billige und treue Dolmetscher, den – und dessen Familie  – ich mit Wohltaten überhäuft hatte, mich zu verraten, und zumindest einige Monate lang
stand er mit meinen Feinden im Bund gegen mich. Wenn sie sich nicht früher gegen mich in Bewegung setzten, dann wohl deshalb, weil es ihnen am wichtigsten Beweggrund für allen Verrat fehlte – Geld, an dem in allen Teilen meines Haushalts ein beklagenswerter Mangel herrschte. Aber es gelang ihnen, sich durch diesen Schuft von einem Patenkind auch davon einiges zu verschaffen; er konnte ja kommen und gehen, ohne Argwohn zu erregen, und das ganze Komplott wurde vor unserer Nase ausgeheckt, die Kalesche wurde bestellt und die Flucht war vorbereitet, während ich nie den geringsten Verdacht hegte.
    Der schiere Zufall brachte mir ihren Plan zur Kenntnis. Einer meiner Köhler hatte eine hübsche Tochter, und diese hübsche Tochter hatte als ihren bachelor , 455 wie man das in Irland nennt, einen gewissen Burschen, der den Postsack für Castle Lyndon beförderte (und Gott weiß, darin war manch ein arger Mahnbrief an mich!); dieser Botenjunge nun erzählte seinem Schätzchen, er habe Master Quin aus der Stadt einen Beutel voller Geld gebracht und Tim, der Postjunge, habe ihm gesagt, er solle zu einer bestimmten Stunde eine Kalesche an den Fluss schaffen; Miss Rooney, die vor mir keine Geheimnisse
hatte, platzte mit der ganzen Geschichte heraus, fragte mich, was für einen Streich ich da plane und welches arme, unglückliche Mädchen ich in der bestellten Kalesche entführen und mit dem Geld, das ich aus der Stadt bekommen hatte, bestechen wolle.
    Da wurde mir alles klar: Der Mann, den ich an meinen Busen gedrückt hatte, war dabei, mich zu verraten. Kurze Zeit dachte ich daran, das Paar auf der Flucht zu schnappen, sie an der Fähre, die sie nehmen mussten, um zu ihrer Kalesche zu gelangen, halb zu ertränken, und den jungen Verräter vor Lady Lyndons Augen mit der Pistole zu erschießen. Aber bei längerem Nachdenken wurde mir klar, dass die Nachricht von der Flucht im Land einigen Staub aufwirbeln, mir die Leute des vermaledeiten Richters auf den Hals hetzen und mir schließlich nichts Gutes einbringen würde. Ich sah mich also gezwungen, meine gerechte Empörung zu besänftigen und mich damit zu begnügen, dass ich die üble Verschwörung in dem Moment, da sie aufzugehen schien, zertrat.
    Ich ging heim, und nach einer halben Stunde und einigen furchterregenden Blicken meinerseits hatte ich Lady Lyndon so weit, dass sie mich auf Knien anflehte, ihr zu vergeben; sie
gestand alles und jedes, war bereit, zu versprechen und zu schwören, dass sie nie wieder einen solchen Versuch unternehmen werde, und erklärte, sie sei fünfzigmal kurz davor gewesen, mir alles zu offenbaren, habe aber meinen Zorn auf den armen jungen Kerl, ihren Komplizen und eigentlichen Urheber und Aushecker des ganzen Unfugs, gefürchtet. Zwar wusste ich, dass diese Behauptung vollkommen falsch war, tat aber gern so, als ob ich ihr glaubte; deshalb bat ich sie, ihrem Cousin Lord George zu schreiben, der ihr, wie sie zugab, das Geld besorgt und mit dem die beiden den Plan abgesprochen hatten, und diesem kurz mitzuteilen, sie habe sich hinsichtlich der erwogenen Reise aufs Land anders besonnen, und da ihr lieber Gemahl zur Zeit ein wenig unpässlich sei, wolle sie lieber daheim bleiben und ihn pflegen. Ich fügte ein trockenes Postskriptum an, in dem ich erklärte, es würde mir ein großes Vergnügen sein, wenn Seine Lordschaft uns in Castle Lyndon besuchen käme, und dass ich mich danach sehnte, eine Bekanntschaft zu erneuern, die mir in früheren Zeiten so viel Befriedigung bereitet habe. Ich würde ihn aufsuchen, setzte ich hinzu, sobald ich in seiner Nähe wäre, und freute mich schon sehr auf das Vergnügen, ihn zu treffen.
Ich glaube, er wird sehr wohl verstanden haben, was ich meinte, nämlich dass ich ihm, sobald sich die Gelegenheit bot, den Degen durch den Leib rennen würde.
    Dann hatte ich einen Auftritt mit diesem perfiden Schuft von einem Neffen, bei welchem

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