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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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umzusetzen sein wird. Hättest Du etwa je die brillante Intrige hinsichtlich der Komtesse Ida erdacht, dank derer Du beinahe in den Besitz des größten Vermögens in Europa gelangt wärst, hätte Dir nicht ein armer alter Mann mit Rat und Erfahrung zur Seite gestanden, der nun seine Rechnungen mit der Welt abschließt, aus der er sich endgültig zurückzuziehen gedenkt?
    Was die Gräfin Lyndon angeht, so ist mir im Moment recht unerfindlich, auf welche Weise Du sie gewinnen willst, und ich kann Dich auch nicht, wie ich es gern täte, Tag für Tag je nach den Umständen, die sich ergeben, beraten. Dein Vorgehen sollte jedoch ganz allgemein dieses sein. Wenn ich mich an die Briefe erinnere, die Du in der Zeit Eurer Korrespondenz von dieser dummen Frau erhalten hast, so habt ihr viele hochtrabende Empfindungen ausgetauscht, vor allem Mylady selbst hat solche zu Papier gebracht;
sie ist ein Blaustrumpf und schreibt sehr gern; sie hat den Kummer, den ihr Gatte ihr bereitete, unablässig zum Thema ihrer Korrespondenz gemacht (wie Frauen das so tun). Ich erinnere mich an bestimmte Passagen in ihren Briefen, in denen sie bitterlich ihr Schicksal beklagte, mit einem vereint zu sein, der ihrer so wenig würdig ist.
    Unter der Menge von Briefen, die Du von ihr besitzt, sind doch sicher genügend kompromittierende. Lies sie gründlich durch, wähle Abschnitte aus und drohe ihr damit. Schreib ihr zunächst im selbstsicheren Ton eines Liebhabers, der alle Ansprüche auf sie hat. Wenn sie schweigt, erinnere sie an ihre früheren Versprechen, lege Beweise ihrer früheren Wertschätzung für Dich vor, verheiße ihr Verzweiflung, Vernichtung, Rache, falls sie sich als treulos erweist. Erschrecke sie – verblüffe sie durch irgendeine verwegene Tat, die ihr Deine unbeugsame Entschlossenheit zeigt; Du bist der richtige Mann dafür. Dein Degen genießt in Europa einen Ruf, und Du bist bekannt für Deine Kühnheit, die ja das Erste war, was Mylady Lyndons Augen auf Dich lenkte. Sorge dafür, dass man in Dublin über Dich redet. Verhalte Dich so glanzvoll, tapfer und auffällig wie möglich.
Wie gern ich nun bei Dir wäre! Du hast nicht genug Einfallsreichtum, um solch einen Charakter zu erfinden, wie ich ihn mir für Dich ausdenken würde – aber was rede ich! Habe ich denn nicht genug von der Welt und ihren Eitelkeiten?»
    Es steckte viel praktische Vernunft in diesen Ratschlägen, die ich hier zitiere, wobei ich die langwierige Beschreibung der Kasteiungen und Andachtsübungen fortlasse, deren sich mein Onkel befleißigte; wie üblich beendete er seinen Brief mit innigen Bitten um meine Bekehrung zum wahren Glauben. Er war seiner Form von Religion treu und ich, als Mann von Ehre und Prinzipien, der meinen verhaftet, doch ich habe keinen Zweifel, dass in dieser Hinsicht die eine ebenso akzeptabel ist wie die andere.
    Diesen Anweisungen gehorchend schrieb ich also bei meiner Ankunft in Dublin an Lady Lyndon und fragte, wann es dem hochachtungsvollsten ihrer Bewunderer wohl gestattet sei, sie in ihrem Gram zu stören. Als Mylady daraufhin schwieg, erkundigte ich mich, ob sie die alten Tage und einen Menschen vergessen habe, dem sie in einer sehr glücklichen Zeit die Gunst vertrauten Umgangs gewährt hatte. Ob Calista Eugenio
vergessen habe? Zusammen mit diesem Brief ließ ich durch meinen Diener einen kleinen Degen als Geschenk für Lord Bullingdon überbringen, und ein vertrauliches Schreiben an seinen Hauslehrer, von dem ich übrigens einen Wechsel über eine gewisse Summe besaß – den genauen Wert weiß ich nicht mehr, aber sie war jedenfalls so hoch, dass der arme Bursche nur höchst widerwillig gezahlt hätte. Darauf erhielt ich von Myladys Sekretär eine Antwort, in der es hieß, Lady Lyndon sei vom Kummer über ihren kürzlich erlittenen schrecklichen Verlust allzu niedergeschlagen und könne außer ihren Verwandten niemanden empfangen, und eine Mitteilung meines Freundes, des Hauslehrers, dass Mylord George Poynings der junge Verwandte sei, der sich anschicke, sie zu trösten.
    Das führte zum Streit zwischen mir und dem jungen Adligen, den ich bei seinem nächsten Aufenthalt in Dublin geflissentlich forderte.
    Als der Witwe zu Castle Lyndon die Nachricht vom Duell überbracht wurde, habe Lady Lyndon, wie mein Informant mir schrieb, laut aufgeschrien, die Zeitung zu Boden geworfen und gesagt: «Das schreckliche Ungeheuer! Ich glaube, er würde nicht einmal vor einem Mord zurückschrecken.» Der kleine Lord Bullingdon
habe

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