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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sofort wieder an die Arbeit machen. Ich muß dafür sorgen, daß alles ordentlich gemacht wird. Und Sie müssen das Notizbuch lesen, Julie. Die Zeitungen haben nur Bruchstücke der Geschichte gedruckt. Hier steht noch mehr…«
    »Kommen Sie, setzen Sie sich«, drängte sie wieder. »Darum können wir uns später gemeinsam kümmern.«
    Nach einem Augenblick des Zögerns gab er nach. Er nahm den Stuhl neben ihr und nickte Alex, dem er vorher vorgestellt worden war, knapp und höflich zu.
    »Julie, Ihr Vater hatte erst mit der Übersetzung angefangen.
    Sie wissen ja, wie gut er die alten Sprachen beherrscht hat…«
    »Ja, und ich kann es kaum erwarten, sie zu lesen. Aber was bekümmert Sie?« fragte sie ernst. »Was stimmt nicht?«
    Samir überlegte und sagte dann schließlich: »Julie, die Entdeckung macht mir Sorgen. Und die Mumie und die Gifte in der Gruft machen mir Sorgen.«
    »Waren es wirklich Kleopatras Gifte?« fragte Alex rasch.
    »Oder haben die Reporter das erfunden?«
    »Das kann niemand sagen«, antwortete Samir höflich.
    »Samir, alles ist sorgfältig etikettiert«, sagte Julie. »Die Diener-schaft wurde informiert.«
    »Sie glauben doch nicht an den Fluch, oder?« fragte Alex.
    Ein kurzes Lächeln überzog Samirs Gesicht. »Nein. Trotzdem«, sagte er und wandte sich wieder an Julie, »müssen Sie mir versprechen, daß Sie mich unverzüglich im Museum anrufen, wenn Sie etwas Ungewöhnliches sehen oder auch nur vermuten.«
    »Aber Samir, ich hätte nie gedacht, daß Sie glauben…«
    »Julie, Flüche sind selten in Ägypten«, sagte er rasch. »Und die Inschrift auf dem Sarkophag dieser Mumie ist überaus deutlich. Die Geschichte von der Unsterblichkeit dieses Wesens, aber dazu finden Sie mehr Einzelheiten in diesem kleinen Buch.«
    »Aber Sie glauben doch nicht, daß Vater wirklich einem Fluch zum Opfer gefallen ist, Samir.«
    »Nein. Aber für das, was in der Gruft gefunden wurde, gibt es keine Erklärung. Es sei denn, man glaubt… Aber das ist absurd. Ich bitte Sie nur, nichts als gegeben anzusehen. Und daß Sie mich sofort rufen, wenn Sie mich brauchen.«
    Unvermittelt stand er auf und ging in die Bibliothek zurück. Sie konnte hören, wie er einen der Arbeiter auf arabisch ansprach.
    Sie beobachtete die beiden durch die offene Tür voller Unbehagen.
    Trauer, dachte sie. Ein seltsames und mißverstandenes Ge-fühl. Er trauert wie ich um Vater, und darum ist ihm die ganze Entdeckung verdorben. Wie schwierig das alles sein muß.
    Und er hätte sich an allem so freuen können, wenn nur… Nun, sie begriff. Bei ihr war es nicht so. Sie wollte nichts weiter als allein sein mit Ramses dem Großen und seiner Kleopatra.
    Aber sie hatte Verständnis. Und der Schmerz über den Verlust ihres Vaters würde immer da sein. Eigentlich wollte sie auch nicht, daß er verging. Sie sah Alex an, den armen, hilflosen Jungen, der sie so besorgt betrachtete.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er plötzlich.
    »Aber was, um Himmels willen, ist denn in dich gefahren?«
    Sie lachte leise.
    Er sah betroffen drein, kindlich. Plötzlich litt ihr hübscher Verlobter wirklich. Sie konnte es nicht ertragen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht habe ich eine Vorahnung. Hat er es nicht so genannt? Ich weiß nur, ich wollte dich daran erinnern – daß ich dich liebe.«
    »Alex, Liebster.« Sie beugte sich nach vorne, küßte ihn und spürte, wie er plötzlich verzweifelt ihre Hand umklammerte.

    Die bunte kleine Uhr auf Daisys Ankleidetisch schlug sechs.
    Henry lehnte sich zurück, streckte sich, griff nach dem Champagner und füllte erst sein Glas, dann ihres.
    Sie sah immer noch schläfrig aus, und der dünne Satinträger ihres Nachthemds war über einen rundlichen Oberarm herun-tergerutscht.
    »Trink, Darling«, sagte er.
    »Ich nicht, Liebster. Ich singe heute abend«, sagte sie mit einer arroganten Kinnbewegung. »Ich kann nicht den ganzen Tag trinken, so wie jemand, den ich kenne.« Sie nahm sich ein Stück von dem Brathähnchen auf dem Teller und steckte es in den Mund. Wunderschöner Mund. »Aber deine Cousine! Sie hat keine Angst vor der verdammten Mumie! Stellt sie einfach in ihrem Haus zur Schau!«
    Große dumme blaue Augen waren starr auf ihn fixiert; genau die Augen, die er mochte. Aber er vermißte Malenka, seine ägyptische Schönheit. Wirklich. Das Schöne an einer Frau aus dem Osten war, daß sie nicht unbedingt dumm sein mußte, sie konnte klug sein und dennoch leicht zu beherrschen. Bei einem Mädchen wie

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