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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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dir zurück.«
    »Ich werde es mir nicht anders überlegen. Jetzt, wo ich sie an dir gesehen habe, bin ich sicherer denn je, daß du diejenige bist, die sie bekommen soll. Und nun reden wir über etwas anderes. Setz dich wieder und erzähl, was ihr heute gemacht habt. Danus hat bestimmt nichts dagegen. Er kann ruhig noch zehn Minuten warten. Ich möchte alles wissen. Die südliche Küste hat dir doch bestimmt gefallen, nicht wahr? Die Wälder und das Wasser, es ist dort ganz anders als hier. Ich bin im Krieg einmal eine Woche dort gewesen. In einem wunderbaren Haus mit einem Garten, der bis zu einem kleinen Fluß hinunterging. Überall blühten wilde Narzissen, und am Ende des Bootsstegs saßen Dreizehenmöwen. Ich frage mich manchmal, was mit dem Haus geschehen ist und wer jetzt wohl dort wohnt.« Aber all das gehörte nicht zur Sache. »Nun erzähl. Wo seid ihr gewesen? Und wie war der Besuch? Hat es Spaß gemacht?«
    »Ja, es war sehr schön. Eine herrliche Fahrt. Und es war sehr interessant. Wir haben das ganze Gartencenter besichtigt. Es war sehr groß, mit Treibhäusern und langen Ziehbeeten und einem Laden mit Blumen und Pflanzen und allen möglichen Gartengeräten. Sie bauen Tomaten an und Frühkartoffeln und viele leckere Gemüsesorten, zum Beispiel diese kleinen Zuckererbsen, die man mit der Schote ißt.«
    »Wem gehört es?«
    »Einem Ehepaar namens Ashley. Der Sohn heißt Everard. Er war zusammen mit Danus auf der Gartenbaufachschule. Das war der Grund, warum wir hingefahren sind.«
    Sie verstummte, als ob es nichts weiter zu berichten gäbe. Penelope wartete, aber sie erzählte nicht weiter. Diese Schweigsamkeit war unerwartet. Penelope sah sie an, aber sie hatte den Blick gesenkt und spielte mit dem leeren Schmucketui, klappte den Deckel auf und zu. Penelope glaubte ein gewisses Unbehagen zu spüren. Irgend etwas war nicht in Ordnung. Sie half freundlich nach. »Und wo habt ihr gegessen?«
    »Bei den Ashleys, ein kleiner Lunch in der Küche.« Penelope hatte sich ein trauliches Essen in einem schönen alten Landgasthof vorgestellt. Vielleicht projizierte sie zuviel von sich in die Beziehung der beiden hinein? »Ist Everard verheiratet?«
    »Nein. Er lebt bei seinen Eltern. Die Farm gehört seinem Vater, und sie haben das Gartencenter zusammen aufgebaut und führen es gemeinsam.«
    »Und Danus würde gern etwas Ähnliches machen?«
    »Er hat es gesagt.«
    »Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
    »Ja. Bis zu einem gewissen Punkt.«
    »Antonia. Was ist los?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein.«
    »Aber es ist etwas passiert.«
    »Nein, nichts. Das ist es eben. Ich komme immer nur bis zu einem gewissen Punkt, und dann stoße ich an eine Barriere. Ich glaube, daß ich ihn ganz gut kenne. Ich glaube, daß ich ihm sehr nahe bin, und dann verschanzt er sich wie hinter einer Mauer. Es ist, als ob er einem die Tür vor der Nase zuschlägt.«
    »Du magst ihn, nicht wahr?«
    »O ja.« Eine Träne quoll unter den gesenkten Wimpern hervor und lief die Wange hinunter. »Du bist in ihn verliebt.« Ein langes Schweigen. Dann nickte Antonia. »Aber du glaubst, er ist nicht in dich verliebt?« Die Tränen kamen nun rascher. Antonia hob die Hand und wischte sie fort. »Ich weiß es nicht. Es ist unmöglich. Wir sind in den letzten Wochen soviel zusammengewesen. Er muß es inzwischen gemerkt haben. Irgendwann erreicht man so etwas wie einen Punkt ohne Wiederkehr, und ich glaube, wir haben ihn hinter uns.« Penelope sagte: »Es ist meine Schuld. Da.« Sie griff zum Nachttisch und reichte Antonia ein paar Kleenex. Antonia schneuzte sich ausgiebig. Als sie fertig war, sagte sie: »Warum sollte es deine Schuld sein?«
    »Weil ich nur an mich selbst gedacht habe. Ich wollte Gesellschaft haben, ich egoistische alte Person. Deshalb habe ich dich und Danus eingeladen, nach Porthkerris mitzukommen. Vielleicht wollte ich auch ein wenig Schicksal spielen. Euch zusammenbringen. So was geht immer schief. Ich habe mich für überaus klug gehalten. Aber es war vielleicht der größte Fehler, den ich machen konnte.« Antonia blickte verzweifelt drein. »Was hat er bloß, Penelope?«
    »Er ist sehr verschlossen.«
    »Er ist mehr als verschlossen.«
    »Vielleicht ist es Stolz.«
    »Zu stolz, um zu lieben?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich glaube, es liegt daran, daß er kein Geld hat. Er weiß, was er will, aber er hat nicht das Geld, um es anzupacken. Heutzutage braucht man eine Menge Kapital, wenn man sich

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