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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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nicht. Sie versuchte Kontrolle . Rache .
    Nichts.
    Sie versuchte es mit Macht . Dann mit Respekt . Immer noch nichts. Sie kniff die Augen zusammen. Es war wahrscheinlich komplizierter. Abstrakter. So wie Victor selbst. Aber ihr fiel nichts ein; der Stress umnebelte ihren Verstand. Sie schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und fing an, einfach jedes Wort einzutippen, das ihr einfiel.
    Sie versuchte es mit Vertrauen . Wahrheit . Ehre . Gerechtigkeit . Mut . Nein. Dann noch mit Mitleid . Vergebung .
    Sie zögerte eine Weile, biss sich schließlich hart auf die Unterlippe und tippte Liebe ein. Nichts.
    Sie fluchte und versuchte es mit einigen Kombinationen aus Worten, die sie in den vergangenen paar Tagen von Seth gehört hatte.
    Das gottverdammte Passwort hätte Liebe sein sollen. Sie wollte, dass er dieses Wort gewählt hatte, weil sie so dämlich sentimental war. Sie hatte immer schon die Dinge gewollt, die sie nicht bekommen konnte, und sich Liebe gewünscht, wo sie nicht zu finden war. Sie wollte dieses verfluchte Irrenhaus voller Hass und Rache endlich verlassen. Sie wollte alle retten: sich selbst, Seth, Connor, selbst die ihr unbekannte arme Erin. Sie wollte diese perfekte, unglaubliche Glückseligkeit retten, die sie gestern Abend zum ersten Mal verspürt hatte, bevor der Killer gekommen war und sie zerstört hatte.
    Sie wollte in der Zeit zurückreisen, Peter vor Ed beschützen, Victor vor sich selbst, jeden vor seinen Ängsten, seiner Verzweiflung und seiner Einsamkeit. Aber sie war zu klein und hilflos, und das Boot trieb immer weiter davon. Sie brauchte Hilfe – einen Moment purer Gnade von dem großen geheimnisvollen Unbekannten, um ihr zu helfen, diese Rätsel zu lösen, bitte …
    Sie ließ die Hände in den Schoß sinken. Mit geschwollenen Augen starrte sie auf den Computerbildschirm, erstarrt in einem Augenblick lähmender Hoffnung.
    Dann wandte sie sich wieder der Tastatur zu, tippte ganz vorsichtig G-n-a-d-e ein und drückte auf Enter.
    Passwort akzeptiert . Das Menü öffnete sich und lud sie ein fortzufahren. Sie blinzelte die Tränen fort, für die sie keine Zeit hatte, und klickte auf das kleine Symbol der Brille. Das Logo der Überwachungssoftware blinkte auf, eine eingängige Animation, der ihre wässrigen Augen nicht folgen konnten. Sie wählte: Zuletzt angesehenes Gebiet.
    Auf dem Bildschirm erschien eine Landkarte, die einen großen Teil der Gegend um das Haus in der Templeton Street zeigte. Überall blinkten kleine farbige Punkte. Sie wischte sich mit ihrem schmutzigen, klebrigen Arm über Augen und Nase. Auf der Werkzeugleiste entdeckte sie ein Vergrößerungsglas. Sie zog es über die Karte und entspannte ihre Augen. Einen Moment der Gnade, betete sie stumm. Nur einen kleinen Moment, dann würde sie sich um den Rest kümmern.
    Da war es, ein Flackern, unten am Rand des Bildschirms. Sie zog das Vergrößerungsglas dorthin und fuhr den Zoom hoch, während ihr vage bewusst war, dass von draußen jemand gegen die Tür trommelte und schrie.
    Der kleine Edelstein blinkte und bewegte sich auf der Carstairs Road, die parallel zur Templeton verlief, in Richtung Süden. Dann verließ er die Hauptstraße und blieb stehen. Sie kannte den Ort. In den Zwanzigern war es das Luxusanwesen eines Nutzholz-Barons gewesen. Jetzt war es ein verlassenes, baufälliges Herrenhaus, das von einem großen verwilderten Park umgeben war. Sie war dort schon gejoggt, früher, bevor sie zu müde geworden war, um joggen zu gehen.
    Die Bürotür flog auf. Mehr Gnade wurde ihr nicht gewährt. Ein untersetzter Mann in der Uniform des Sicherheitsdienstes steckte den Kopf herein und musterte sie, als wäre sie ein tollwütiges Tier.
    »Miss, ich fürchte, Sie werden jetzt … mit mir kommen müssen«, polterte er und versuchte, streng auszusehen.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte sie höflich. »Ich habe hier noch etwas zu tun.«
    Er trat vor sie und versperrte ihr den Weg zur Tür.
    Verdammt, sie hatte gehofft, das vermeiden zu können, aber sie durfte keine Zeit verschwenden. Sie griff nach hinten, zog Eds Waffe aus dem Hosenbund und grinste den Mann breit an.
    »Ich bin schon weg«, sagte sie. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
    Der Kerl stolperte fast über seine eigenen Füße, um ihr Platz zu machen, und Harriet kreischte auf.
    »Sehen Sie? Ich hab Ihnen doch gesagt, dass sie gefährlich ist!«
    Raine entfernte sich rückwärts von den Leuten, die ihr mit entsetzten Gesichtern nachblickten. Sie

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