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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Tür öffnete und beiseitetrat, um Akiko Kodama eintreten zu lassen. Als sie anfing, am Telefon eine Nummer zu wählen, kam Sara aus dem Schlafzimmer, die Augen zusammengekniffen und in einen ausgeblichenen Bademantel aus Flanell gehüllt. Sie sah Akiko, und ihre Augen weiteten sich. Ardeths Handbewegung schnitt ihr die Frage ab, als sich auf der anderen Seite des Kontinents eine schläfrige Stimme am Telefon meldete.
    »Lisa Takara?«
    »Ja.«
    »Hier spricht Ardeth Alexander.« Ein paar Augenblicke lang herrschte Schweigen.
    »Was wollen Sie?«
    »Haben Sie einem Mann namens Sadamori Fujiwara von mir erzählt?« Ardeth hörte, wie die Frau tief einatmete.
    »Ja«, bestätigte Lisa dann.
    »Warum?«
    »Weil er mich davon überzeugt hat, dass er gute Gründe hat, es wissen zu wollen. Weil er einer … von Ihrem Blut ist.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, Miss Alexander, ja, ich bin mir sicher.« Ardeth fragte sich, wie sie so sicher sein konnte, und dann erinnerte sie sich an die ruhige Wissenschaftlerin, die ihr eigenes Leben riskiert hatte und die sich gegen die Leute gewandt hatte, die sie gefangen hielten, um den Vampiren zu helfen, die sie doch hätte studieren sollen. Diese Frau würde nicht sagen, dass sie sicher war, wenn sie das nicht wirklich war. Diese Frau würde auf den einzigen Beweis bestanden haben, der wirklich Aussagekraft hatte. »Woher haben Sie meine Telefonnummer? «
    »Die hat mir seine Assistentin gegeben«, antwortete Ardeth, einen Augenblick lang verblüfft, und begriff dann die sorgfältig verborgene Furcht, die sich hinter der Frage versteckte. »Ich werde den Zettel jetzt sofort wieder zerreißen.«
    »Vielen Dank. Leben Sie wohl, Miss Alexander.« Die Endgültigkeit, die aus ihrer Stimme tönte, war nicht zu überhören.
    »Leben Sie wohl, Dr. Takara.«
    Ardeth legte den Hörer auf und drehte sich zu Akiko um. Sara stand immer noch ein Stück hinter der fremden Frau, und Mickey lehnte am Türrahmen des Schlafzimmers. »Was will er?«, fragte sie schließlich. Akiko zuckte leicht mit den Achseln.
    »Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass er sehr alt ist und dass er sagt, er habe den Wunsch, sich mit seinesgleichen zu treffen.«
    »Und was ist, wenn ich nicht interessiert bin?«
    »Dann werde ich ihm das sagen.«
    »Sagen Sie ihm das.« Sie machte eine kleine Pause, kurz von der Chance in Versuchung geführt, Gesellschaft zu bekommen. Aber dann erinnerte sie sich an Rossokows Versprechungen und an ihre eigenen, die sie viel zu früh gebrochen oder zumindest gebogen hatten. »Sagen Sie ihm, dass wir Einzelgänger sind. Ich bin nicht daran interessiert, noch mehr Vampire kennenzulernen.« Ehe sie sich abwandte, sah sie, wie Akiko sich mit ruhiger Höflichkeit verbeugte, als ob ihre Stimme nicht bitter und verletzt geklungen hätte.
    »Wenn Sie das wünschen. Aber bitte sagen Sie mir, wo ich Dimitri Rossokow finden kann.«
    »Weshalb sollte ich das tun?«
    »Für den Fall, dass er sich anders entscheidet als Sie.«
    Jetzt Nein zu sagen wäre leicht. Wahrscheinlich wäre es auch klüger, Nein zu sagen. Dafür, dass dieser fremde, fernöstliche Vampir ihnen kein Leid zufügen wollte, hatte sie lediglich Akikos Zusicherung. Und Rossokow hatte ihr gegenüber erklärt, dass sie Einzelkreaturen seien. Wenn er sie nicht wollte, weshalb sollte er dann irgendeinen anderen Vampir wollen? Konnte sie es ertragen, wenn er das tat?
    »Banff«, sagte sie schließlich, und der Schmerz der Erkenntnis, dass sie damit die letzten Bande zwischen sich und Rossokow durchtrennte, dass sie damit den letzten Schritt tat, um sie auf zwei unterschiedliche Wege festzulegen, bereitete ihr wildes Vergnügen. »Er ist in Banff.«

18
     
    Er erwachte alleine in seinem Schlafzimmer. Sein Geist war angefüllt mit einem Durcheinander von Erinnerungen: eiserne Stangen und Schmerz, eine Vene, die unter seinem Mund pulsierte, der Geschmack von Blut in seiner Kehle.
    Geträumt. Ich habe geträumt, dachte Rossokow langsam. Das kam bei ihm nicht sehr oft vor. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Er hatte von der Irrenanstalt geträumt und der Zeit des Wahnsinns, bevor Ardeth gekommen war. Er hatte von Ardeth geträumt, wie sie gewesen war, eine verängstigte, aber entschlossene junge Frau, die ihre Hand durch die Gitterstäbe einer Zelle geschoben hatte, damit er ihr Blut trinken konnte.
    Er seufzte, schlug die Augen auf und starrte zu der schrägen Decke über seinem Kopf empor. Nur in deinen Träumen kannst du sie

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