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Die Nacht von Shyness

Die Nacht von Shyness

Titel: Die Nacht von Shyness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sie klopft Wolfboy auf die Schulter, als wäre er ein großer alter Pudel. Die beidenbenehmen sich wie alte Freunde. Es scheint sie auch gar nicht zu stören, dass er ihren Namen abkürzt.
    »Dann hast du also Hunger, mein Junge?«
    »Immer.« Er setzt sich an einen Tisch, der eine Seite des Wagens einnimmt, und winkt mich zu sich. Ich nehme den Bücherstapel von dem Platz und suche nach einer geraden Ablagefläche. Doch ich finde nur ein paar Satinkissen, auf denen die Bücher leicht schwanken. Ich schlüpfe in die kleine Lücke zwischen dem Tisch und der hufeisenförmigen Bank und setze mich Wolfboy gegenüber. Ich wedele mit meinem T-Shirt, damit die Schweißflecken unter meinen Armen trocknen.
    »Ich geb dir die blutigen Teile«, sagt Lupe zu Wolfboy. »Die magst du doch so gern.«
    Ich schaue ihn an, echt? , sagt mein Blick.
    Es scheint ihm peinlich zu sein, er streicht sich die Haare glatt. Beeindruckend. Sie liegen immer noch gut, obwohl wir so gerannt sind.
    »Und du, Schätzchen? Hast du Hunger?« Lupe hat einen fremden Akzent, sie spricht so gedehnt, »Hunger« klingt bei ihr wie Huuuuunger .
    »O ja.« Jetzt, wo ich daran denke, krampft sich mein Magen vor Hunger zusammen und am Rand meines Blickfelds lauern Kopfschmerzen. »Aber keine blutigen Teile«, füge ich hinzu. Ich war nach der Arbeit zu sehr mit Auf brezeln beschäftigt, um Abendbrot zu essen. In unserem Kühlschrank herrschte sowieso Ebbe und zum Einkaufen hatte ich keine Zeit. Kein Wunder, dass der Alkohol mir am Anfang so schnell zu Kopf gestiegen ist.
    Obwohl der Wagen so zugemüllt ist, wirkt er viel geräumiger, als man von außen vermuten würde. Ichsehe kein Bett, also lässt sich der Tisch wohl zu einer Schlafstätte herunterklappen. Ich sehe Lupe durch den Perlenvorhang, der den Wohnbereich von der Küche trennt. Der Vorhang klimpert, als sie zurückkommt und mir eine Tasse samt Untertasse hinstellt.
    »Das wird dir guttun«, sagt sie nur, bevor sie wieder in die Küche verschwindet.
    Wolfboy nickt mir zu, also trinke ich von dem Tee. Er ist heiß, sauer und apfelgrün. Wenn es ein Hexengebräu ist, habe ich nichts dagegen, denn fast augenblicklich werde ich ruhig. Mein Herz schlägt wieder normal und meine Beine hören auf zu brennen.
    Neugierig schaue ich mich im Wagen um. Die Wände sind im Patchworkmuster mit rosa Vinyl bezogen und mit Kristallknöpfen verziert. Die Wand gegenüber der Tür wird vollständig von einer Anrichte eingenommen, die mit Fotos, Figuren und Geschirr vollgestopft ist; darüber ächzen Regale unter Büchern und LPs. Auch richtig abgedrehten Mist gibt es zu sehen: einen grinsenden Totenkopf auf einem Stab, eine Lichterkette in Form von Lotusblüten, einen Strauß getrockneter Chilischoten, der in einer Ecke hängt, Pfauenfedern in einer Vase, einen Kasten mit aufgespießten Schmetterlingen, ein rostiges Mikroskop, Gläser mit undefinierbarem Eingemachten.
    Ich trinke den letzten Rest Tee. Wolfboy hat den Kopf in die Hände gestützt und kann mir anscheinend nicht in die Augen sehen.
    Der Tisch ist verziert mit lauter Fotos, die aus alten Zeitschriften ausgeschnitten wurden, darüber ist eine Schicht Lack gestrichen. Ich sitze über einige meinerLieblingsschauspieler von früher gebeugt. Lupe hat einen guten Geschmack, was Filme angeht. In Sachen Inneneinrichtung vielleicht weniger.
    Lupe klappert in der Küche mit Tellern und Messern und Wolfboy sagt immer noch kein Wort. Er sieht erschöpft aus, blinzelt mit seinen unglaublichen blauen Augen, als könnte er sich zu nichts anderem mehr aufraffen. Ich möchte sein müdes Gesicht in meinen Händen wiegen.
    »Du hast die Long Blinks«, sage ich.
    »’tschuldigung«, murmelt er.
    »Wofür?«
    Hier sind wir in Sicherheit. Ich hab meinen ersten Träumer gesehen. Als der Ewok mich angegriffen hat, war das schon gruselig, aber schließlich wollte ich was Gruseliges erleben, also kann ich mich nicht beklagen. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, ich würde nur Nobelbars und Wichser zu sehen kriegen. Wisst ihr, als ich vor diesen Rotzgören weggelaufen bin, habe ich zum ersten Mal an diesem Tag vergessen, was ich die ganze Zeit vergessen wollte.
    »Das war meine Schuld. Ich hätte dich fragen sollen, ob du was dabeihast. Alles okay bei dir?«
    Ich taste meinen Kopf ab, um festzustellen, ob das eklige kleine Vieh mich mit seinen Krallen blutig gekratzt hat. Meine Handtasche hab ich noch, ebenso wie mein Handy und die magische Kreditkarte. Erst als wir außer

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