Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
Nachdruck. Und Carly fing tatsächlich langsam an zu glauben, dass Officer Jake Lockhart nicht unbedingt ein Durchschnittstyp war.
»Und?«, fragte er in etwas vorsichtigerem Ton. »Sind wir jetzt Freunde?«
Sie zog die Augenbrauen hoch. Das Wort überraschte sie bei all ihrem Tun doch ein wenig. »Freunde?«
»Ich meine … wenn ich dich irgendwas Persönliches frage, wirst du dann wieder wütend und wirfst mich raus?«
Carly atmete tief durch. Ein Teil von ihr fragte sich, warum er diesen einen Moment, in dem man sich das erste Mal nach Traverse City wohl miteinander fühlte, unbedingt zerstören musste. Aber andererseits … Die Art, wie sie sich kennengelernt hatten und die letzten Begegnungen – da war es eigentlich klar, dass er seine Neugierde nicht auf einmal verlieren und aufhören würde, Fragen zu stellen. Er war Polizist. Und Carly kannte genug Polizisten, um zu wissen, dass sie von Natur aus wissbegierig waren und den Dingen immer auf den Grund gehen wollten. »Ich werde schon nicht wütend. Ich kann nicht versprechen, dass ich immer antworte oder besonders glücklich über die Fragen bin, aber wütend werde ich nicht.«
Jake holte neben ihr tief Luft und sah ein wenig traurig aus. »Ich weiß, dass mehr dahintersteckt.«
Sie blinzelte nur. »Mehr?«
»Hör zu, Süße, man schlüpft nicht in eine andere Rolle, um Sex zu haben, wenn man nicht glaubt, dass mit dem wahren Ich irgendwas nicht stimmt.«
Die Worte hauten sie wirklich um, und sie war froh, dass sie lag. Carly wusste kaum, wie sie reagieren sollte. Stichwort unverblümt. Aber vielleicht war das ja auch so eine Polizisten-Eigenschaft. Und zu ihrer Überraschung wurde sie auch tatsächlich nicht wütend. Sie kam sich höchstens ein bisschen erbärmlich vor. Und nicht besonders sexy. »Das war ein Statement und keine Frage«, erwiderte sie.
Ihre Blicke trafen sich. »Na schön. Wieso musst du in eine andere Rolle schlüpfen, um Sex haben zu können?«
Carly setzte sich auf, lehnte sich gegen das Kopfteil, starrte abwesend auf die Überdecke, die sie mittlerweile bis zu ihrer Taille hochgezogen hatte, und knabberte an ihrer Lippe.
Sie kannte die Antwort. Vielleicht. Irgendwie. Aber sie erlaubte sich einfach nie, über diese Frage nachzudenken. Noch nie hatte sie wirklich dahinterkommen wollen, wie sie von Punkt A zu Punkt B gekommen war. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Es ist einfach schon immer so gewesen.«
»Definiere immer.«
Sie schluckte. »Seit der High School. Seit meinen ersten sexuellen Erfahrungen. Ich … ich konnte es einfach nicht.«
Jetzt rollte er sich auf die Seite und sah sie an. »Was meinst du damit?«
»Ich … hatte durchaus Bedürfnisse.« Herrje, ihre Bedürfnisse waren ebenso ausgeprägt gewesen wie bei jedem anderen Teenager. »Aber immer, wenn ich versuchte, mit einem Jungen rumzumachen – selbst mit einem Jungen, den ich wirklich mochte …«
»Was passierte dann?«
Carlys Gedanken wanderten zurück zu den schrecklichen, fast lähmenden Momenten. »Ich … erstarrte zu Eis, fühlte mich schmutzig, mir war schlecht. Ich … konnte das Gute am Schmutzigsein einfach nicht ausleben. Niemand durfte diesen Teil von mir sehen oder auch nur ahnen, dass es ihn gab. Es war wie eine unsichtbare Mauer zwischen der Person, die jedermann kannte – der Liebling der Stadt – und dem sexuellen Teil von mir. Aus irgendeinem Grund konnte ich einfach nicht zulassen, dass irgendjemand, der mich kannte, diese Seite von mir sah. Wie sehr ich mich auch bemühte, ich konnte mich nicht öffnen. Es war schrecklich. Und schmerzhaft.« Sie seufzte, denn ihr fiel immer mehr aus dieser Zeit ein. »Ich habe jemandem wehgetan, den ich liebte.«
Herrje, Chuck. Auf diese Weise hatte sie schon sehr lange nicht mehr an ihn gedacht. Und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie jetzt daran denken musste.
»Chuck war meine erste Liebe. Meine einzige, um genau zu sein. Und er musste sich mit allem rumschlagen, was ich dir gerade erzählt habe. Ich wollte ja mit ihm schlafen. Aber wie gesagt, ich bin zu Eis erstarrt – wieder und wieder.«
»Hattest du also Sex mit ihm? Oder ging es gar nicht so weit?«
»Manchmal schon. Aber es war … unangenehm.« Sie hielt inne und erinnerte sich schaudernd. Es hatte sich angefühlt wie … eine Vergewaltigung. Dabei war sie noch nie vergewaltigt worden und dürfte dieses Gefühl eigentlich gar nicht kennen. Und es war ja auch nicht seine Schuld gewesen. »Es war, als würde ich von
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