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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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gab
     viele Möglichkeiten.
    Der Yard mußte von der jüngsten Entwicklung unterrichtet
     werden. Man würde alle schottischen Polizeibehörden auffordern, denjenigen zu finden, der
     vor Stirling einen Anhalter mitgenommenhatte. Godliman ging ins
     Wohnzimmer zurück, um zu telefonieren, doch es klingelte, bevor er dort war. Er nahm den
     Hörer ab.
    »Hier Godliman.«
    »Ein Mr. Richard Porter ruft aus Aberdeen
     an.«
    »Oh!« Godliman hatte erwartet, daß es Bloggs war, der sich aus Carlisle
     meldete. »Stellen Sie ihn durch, bitte. Hallo? Hier Godliman.«
    »Ah, hier Richard
     Porter. Ich gehöre zur Bürgerwehr in Aberdeen.«
    »Ja, was kann ich für Sie
     tun?«
    »Tja, wissen Sie, es ist schrecklich peinlich.«
    Godliman beherrschte
     seine Ungeduld. »Zur Sache!«
    »Dieser Bursche, nach dem Sie suchen –
     Stilettmorde und so weiter. Nun, ich bin ziemlich sicher, daß ich den verdammten Kerl in
     meinem Wagen mitgenommen habe.«
    Godliman packte den Hörer fester. »Wann?«
    »Vorletzte Nacht. Mein Wagen hatte eine Panne auf der A80 kurz vor Stirling. Mitten in
     der Nacht. Da kommt dieser Bursche, zu Fuß, und repariert ihn, einfach so. Deshalb habe
     ich natürlich – «
    »Wo haben Sie ihn abgesetzt?«
    »Genau hier in
     Aberdeen. Er sagte, daß er nach Banff wolle. Ich habe gestern fast den ganzen Tag
     geschlafen, deshalb konnte ich erst heute nachmittag – «
    »Machen Sie sich keine
     Vorwürfe, Mr. Porter. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Godliman rüttelte an der Gabel, und die Telefonistin des Kriegsministeriums war wieder
     dran.
    »Verbinden Sie mich bitte mit Mr. Bloggs. Er ist in Carlisle.«
    »Er
     ist schon in der Leitung, Sir.«
    »Ausgezeichnet!«
    »Hallo,
     Percy. Neuigkeiten?«
    »Wir sind ihm wieder auf der Spur, Fred. Er hat den Morrisvor Stirling abgestellt und sich von jemandem nach Aberdeen mitnehmen
     lassen.«
    »Aberdeen!«
    »Er versucht wahrscheinlich, sich nach Osten
     davonzumachen.«
    »Wann hat er Aberdeen erreicht?«
    »Wahrscheinlich sehr
     früh gestern morgen.«
    »Dann hat er noch keine Zeit gehabt zu verschwinden, wenn
     er nicht sehr schnell gewesen ist. Hier oben gibt’s den schlimmsten Sturm seit
     Menschengedenken. Er hat gestern nacht begonnen und tobt immer noch. Kein Schiff läuft
     aus, und bestimmt kann kein Flugzeug landen.«
    »Gut! Fahren Sie so schnell wie
     möglich dorthin. Ich bringe inzwischen die örtliche Polizei auf Trab. Rufen Sie mich an,
     wenn Sie in Aberdeen sind.«
    »Bin schon unterwegs.«

VIERTER TEIL – KAPITEL 21
    ls Faber aufwachte, war es
     fast dunkel. Durch das Schlafzimmerfenster konnte er erkennen, wie die letzten grauen
     Streifen am Himmel von der hereinbrechenden Nacht ausgelöscht wurden. Der Sturm hatte
     nicht nachgelassen. Regen trommelte auf das Dach und troff aus einer Rinne. Der Wind heulte
     und peitschte unermüdlich.
    Faber knipste die kleine Lampe neben dem Bett
     an. Erschöpft von dieser Anstrengung, ließ er sich zurück auf das Kissen fallen. Es war
     erschreckend für ihn, so schwach zu sein. Diejenigen, die glauben, daß Macht gleich Recht
     ist, müssen immer mächtig sein, und Faber war sich dessen bewußt genug, um die
     Folgerungen seiner eigenen Ethik zu erkennen. Furcht lauerte immer dicht unter seinen
     anderen Empfindungen; vielleicht hatte er deshalb so lange überlebt. Er war chronisch
     unfähig, sich sicher zu fühlen. In jener dunklen Weise, in der man manchmal die
     grundlegendsten Dinge über sich selbst begreift, war er sich irgendwie bewußt, daß er
     aus seiner Unsicherheit heraus den Beruf des Spions gewählt hatte. Es war der einzige
     Lebensbereich, der es ihm gestattete, jeden sofort zu töten, der auch nur die geringste
     Bedrohung für ihn darstellte. Die Furcht vor Schwäche gehörte zu dem Syndrom, das sein
     zwanghaftes Streben nach Unabhängigkeit, seine Unsicherheit und seine Verachtung für
     seine militärischen Vorgesetzten einschloß.
    Er lag in Jos Bett im Kinderzimmer mit
     den rosa getönten Wänden und tastete seinen Körper ab. Zwar schien er fast überall
     Prellungen zu haben, doch offenbar war nichts gebrochen.
    Er fühlte sich fieberfrei;
     dank seiner Konstitution hatte er die Nacht auf dem Boot überstanden, ohne eine
     Lungenentzündung zu bekommen. Da war nur diese Schwäche. Vielleicht war es mehr als
     Erschöpfung. Er erinnerte sich an den Moment, als er das Ende der Rampe erreicht und
     geglaubt hatte, er müsse sterben. Vielleicht

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