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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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die kleinen Gebäckstücke in ihren Jacken verschwinden. Dann nahmen sie den Topf und verließen die Küche, nicht ohne Troy einen guten Morgen zu wünschen.
    »Ich weiß nicht, ob ich die richtige Menge Bohnen gemahlen und aufgebrüht habe«, sagte Elaine, während sie die restlichen Brioches auf eine Porzellanplatte legte und zum Tisch trug. »Bei den Serrants durfte ich nur zusehen, wie die Köchin den Kaffee zubereitete, und ich weiß nicht, ob ich mir alles richtig gemerkt habe.« Sie rückte das Milchkännchen zurecht.
    Troy nahm den Topf vom Herd und schnupperte daran. Das Aroma war ebenso vielversprechend wie die dunkle Farbe. Er goss den Kaffee in die Schale und setzte sich an den Tisch.
    Erst als er nach einer der warmen Brioches griff, merkte er, dass Elaine noch immer neben dem Herd stand. »Ihr werdet mir doch hoffentlich Gesellschaft leisten?«, fragte er verwundert.
    »Ich weiß nicht, ob das angebracht ist, Troy«, entgegnete Elaine langsam. »Gestern war alles neu und verwirrend für mich, aber heute ...«
    »Schwachsinn«, schnitt er ihr das Wort ab. »Setzt Euch und bedient Euch.«
    Sie wählte ihren Platz so, dass sie ihm die heile Seite ihres Gesichts zuwandte. »Danke.«
    »Wie habt Ihr die erste Nacht auf La Mimosa verbracht?«, erkundigte er sich, während er Kaffee und Milch in ihre Schale goss.
    »Gut, ich habe ausgezeichnet geschlafen.« Sie starrte die Schale an, als wäre sie der Heilige Gral. »Für mich?«, murmelte sie ungläubig.
    Er seufzte. »Ich weiß nicht, wo und wie Ihr bisher gelebt habt. Wir arbeiten alle zusammen, und wir haben alle die gleichen Rechte und Pflichten. Niemand ist hier mehr oder weniger wert als ein anderer. Ich würde es begrüßen, wenn Ihr diese Tatsache akzeptieren könnt.«
    Elaine hob die Schale mit beiden Händen an den Mund. »Das sollte mir nicht besonders schwer fallen«, sagte sie nach dem ersten Schluck.
    Troys Augen funkelten amüsiert. »Gut. Marie bevorzugte übrigens Schokolade. Habt Ihr davon auch schon einmal probiert?«
    »Nein. Madame Serrant hatte einen kleinen Vorrat, den sie an Festtagen ihren Gästen anbot.« Und ansonsten hinter Schloss und Riegel verwahrte.
    »Ich weiß nicht, ob in der Speisekammer noch etwas davon ist, persönlich mache ich mir nicht viel daraus. Erinnert mich daran, bei unserem nächsten Marktbesuch etwas davon zu kaufen.«
    Elaine nickte. »Heute werde ich mich daranmachen, die Böden zu schrubben und die Teppiche auszuklopfen.«
    Troy nahm sich noch eine Brioche und bestrich sie mit Butter. »Ich bin mit den Arbeitern bei den Pfirsichbäumen. Jetzt im Frühjahr ist dort viel zu tun.«
    .«Speist Ihr heute Abend hier, oder seid Ihr wieder außerhalb?«
    »Ich werde hier sein, es ...« Er brach ab. »Habt Ihr gestern auf mich gewartet?« Daran hatte er nicht gedacht.
    »Es ist nicht wichtig, ich hätte fragen können, aber ich bin davon ausgegangen, dass Ihr hier zu Abend essen würdet.« Sie blickte angelegentlich in ihre Schale, und er fluchte unhörbar. Ohne es zu wollen, hatte er sie bereits zum ersten Mal enttäuscht.
    »Heute Abend bin ich hier, Elaine.« Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: »In Zukunft gebe ich Euch Bescheid, wenn ich nicht da sein kann.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ihr seid mir keine Rechenschaft schuldig.«
    »Das bin ich in der Tat nicht, aber wollt Ihr Eure Kochkünste wirklich verschwenden?«
    »Ach, François und Nicolas werden sie schnell zu schätzen lernen.« Ein Funke von Humor blitzte in ihren Augen auf, und Troy lachte.
    »Das ist natürlich eine Herausforderung, der ich nicht widerstehen kann.« Er erhob sich. »Danke für das Frühstück, Elaine, es war ganz vorzüglich.«
    Sie neigte den Kopf, erwiderte aber nichts. Unentschlossen betrachtete er sie, öffnete den Mund, aber da ihm keine weiteren Worte einfallen wollten, verließ er unverrichteter Dinge die Küche, um sich auf den Weg zu den Arbeitern zu machen.
    Elaine blickte ihm nach. Noch immer kam ihr alles so unwirklich vor. Sie saß am Tisch mit ihrem Schwager, der sie zwar als Haushälterin eingestellt hatte, sie aber wie seinesgleichen behandelte. Damit nicht genug, zog er sie an wie eine brennende Kerze die Nachtfalter in einer warmen Sommernacht. Sie hatte keinen Grund und schon gar kein Recht, so zu empfinden. Und sie wollte sich auch nicht die Folgen ausmalen. Immerhin war ihm daran gelegen gewesen, ihr unverzüglich mitzuteilen, dass er eine Geliebte hatte. Eine bessere Warnung hätte er ihr nicht geben

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