Die Perfekte Braut
Wildkoteletts. Könnten Sie die rasch braten?«
»Ich hatte bei denen Zweifel«, sagte Mrs. Hudson und drängte an Prudence vorbei in die Speisekammer. »Ich war mir nicht sicher, ob das Wild genügend abgehangen ist.« Sie griff nach den Koteletts und schnüffelte kritisch daran. »Das muss wohl reichen. Mit ein paar Kartoffeln und dem Rosenkohl, der hier irgendwo sein müsste...« Ihre Stimme verklang, als sie sich tiefer in der Speisekammer verlor und die Regale absuchte. »Ein Klacks Johannisbeergelee und ein Gläschen Madeira in die Soße vielleicht...«
»Und danach einen Königinpudding«, schlug Prudence vor.
»Ja, das geht. Und da wäre noch ein Stück Stilton-Käse, den Seine Lordschaft so liebt.« Mrs. Hudson kam rücklings mit zwei an ihren Fingern baumelnden dicken Wildkoteletts heraus. »Ich werfe sie einfach in die Bratpfanne. Aber ich bin ratlos, was ich als ersten Gang auf den Tisch bringen soll.«
»Das Automobil für Sie ist da, Miss Prue«, verkündigte Jenkins von der Tür her. »Wie ich hörte, werden Seine Lordschaft und Lord Barclay heute hier speisen.«
»Ja, und Mr. Hudson hat wie immer ein paar Trümpfe im Ärmel«, sagte Prudence. »Bringen Sie den Whisky in die Bibliothek. Es tut mir Leid, dass ich nicht bleiben und helfen kann, aber...«
»Gehen Sie ruhig und amüsieren Sie sich, Miss Prue«, sagte Mrs. Hudson. »Mr. Jenkins und ich, wir schaffen das schon. Es gibt als ersten Gang Sardinen auf Toast. Dazu Petersilie und ein gehacktes hartes Ei als Dekoration.«
Prudence lächelte. »Sie können wirklich zaubern. Warten Sie nicht auf mich, Jenkins. Ich habe meinen Schlüssel.«
»Der Chauffeur sagte, Sir Gideon Malvern hätte ihn geschickt«, erwähnte Jenkins beiläufig, als er ihr in die Halle vorausging. Er nahm ihren Mantel vom Treppenpfosten und hielt ihn ihr hin. »Ein älterer Herr, wenn ich nicht irre, Miss Prue?« Ein erstaunter Blick, dessen Bedeutung Prudence sofort erfasste, traf verstohlen ihr spießiges Kleid. Für Jenkins war es ungewohnt, dass eine der Damen des Hauses nicht hochmodisch und elegant gekleidet ausging wie sonst. Und Miss Prue war in Garderobefragen stets besonders penibel.
»Das würde ich nicht sagen«?, erwiderte sie und knöpfte ihren Mantel zu.
»Wie ich hörte, gibt es einen Rechtsanwalt dieses Namens, Miss Prue. Einen sehr bekannten.«
»Ja, Jenkins«, antwortet sie, als er ihr die Tür aufhielt. »Und wir brauchen ihn ziemlich dringend, also müssen Sie mir die Daumen drücken. Heute muss ich besonders überzeugend wirken. Hoffentlich sehe ich gebührend seriös und sachlich aus, wie es sich für einen Abend ernster Gespräche ohne müßiges Vergnügen gehört.« Mit hochgezogener Braue forderte sie ihn zu einer Äußerung heraus.
»Das ist genau der Eindruck, den ich habe, Miss Prue«, gab er taktvoll zurück und geleitete sie die Stufen hinunter zu dem schwarzen Rover, an dessen geöffneter Tür ein livrierter Chauffeur stand. »Sicherlich wird Ihrer Angelegenheit Erfolg beschieden sein.«
»Sie haben mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten als ich, Jenkins.« Prudence stieg ein und setzte sich mit einem Lächeln für den Chauffeur und einem Winken, das Jenkins galt, auf den Beifahrersitz. »Wohin fahren wir?«, fragte sie.
»Long Acre, Madam.« Er schlug die Tür zu und ging zur Fahrerseite.
Prudence lehnte sich zurück. Der Wagen hatte ein Verdeck, war jedoch an den Seiten offen, und deshalb war sie froh, dass der Regen aufgehört hatte und der Abend lau und windstill war. Dennoch band sie das Tuch, das sie zum Schutz ihres Haares trug, unter dem Kinn fester und schlug den Mantelkragen hoch. Covent Garden war unter den gegebenen Umständen als Treffpunkt sonderbar, dachte sie ein wenig unbehaglich. Die Restaurants in der Gegend um die Oper und die Theater von Drury Lane waren stets gut besucht, sodass man damit rechnen musste, Bekannten zu begegnen. Wurde sie mit Sir Gideon gesehen, würde es unweigerlich Gerede geben, und später, wenn der Prozess begann, würde sich womöglich jemand daran erinnern und sich seine Gedanken machen. Es war ein wenig zu riskant, um Ruhe zu bewahren. Nun kam es ihr töricht vor, dass sie nicht gefragt hatte, wohin er sie ausführen wolle, aber sie hatte einfach nicht daran gedacht. Wurde man zum Dinner eingeladen, nahm man an oder man lehnte ab. Jedenfalls machte man die Antwort nicht von der Art der gebotenen Einladung abhängig.
Der Chauffeur fuhr langsam und vorsichtig durch die Straßen mit zahllosen
Weitere Kostenlose Bücher