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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Pferd schenkte. Und dem Adligen war es nicht einmal schwergefallen. Noch in Sevilla hatte er sich von der Stutenherde auf ihrem Weg ins Schwemmland getrennt und seinen Sekretär mit dem Gesuch zum König geschickt. Er bat um die Gnade, genau dieses vollkommene Pferd zu erhalten, das so stolz tänzelte und galoppierte. Der König erfüllte dem Aristokraten seinen Wunsch, der ihn ja lediglich um ein Tier bat, das wegen seiner feuerroten Fellfarbe für die Weiterzucht ungeeignet war.
    Hernando erinnerte sich noch gut an seine erste Begegnung mit dem Grafen beim Stierkampf auf der Plaza de la Corredera, als der Grande den Kampfstier so ungeschickt mit der Lanze getroffen hatte, dass dieser das Pferd auf die Hörner nehmen konnte. Er hatte den Grafen später noch bei anderen Stierkämpfen erlebt, und meistens fanden seine Pferde dabei dasselbe fatale Schicksal.
    Azirat spürte die Beine seines Reiters zittern, er wurde unruhig und wollte zurück.
    Hernando hatte ihn auch bei einem Turnier auf der Plaza de la Corredera gesehen. Während die meisten Adligen zum Klang der Pauken und Trompeten schnell und geschickt vorgingen und mit ihren Lederschilden die an sich harmlosen Lanzen abwehrten, tat sich der Graf bei diesem Scheinkampf von Anfang an schwer. Das gemeine Volk pfiff die Cuadrilla des Grafen aus, als sie sich weiter in die gegnerische Platzhälfte begab, als es die Regeln der Ritterlichkeit und der Höflichkeit zuließen.
    Warum wollte der Graf ausgerechnet Azirat? Der Fuchs war doch gar kein Zuchtpferd. Seinetwegen? Wegen des Vorfalls beim Stierkampf auf der Plaza de la Corredera? Aber das war inzwischen acht Jahre her. Andererseits galt der Graf als grausam und rachsüchtig. Ausgerechnet er sollte nun sein Pferd bekommen!
    Es war ein milder Herbsttag. Er könnte fliehen! Aber wohin? Und was würde aus seiner Mutter? Nun hatten sie nur noch einander. Die l etzte halbe Meile legte er ziellos in einem gemäßigten Tempo zurück, da bemerkte er, dass Azirat angespannt war: Rechts von ihnen weideten wilde Stiere. Anscheinend wollte er wie so oft mit ihnen spielen.
    Hernando nahm die Zügel an, senkte die Hacken und drückte die Knie zusammen, um fester im Sattel zu sitzen. Er ritt auf die Weide und fühlte sich fast wie im Himmel. Er rief in die Natur, er lachte, und sein Pferd tänzelte vor dem Kampfstier. Bei seinen Ausweichmanövern streifte Hernando übermütig die Hörner mit den Fingern. Azirat war schnell und wendig, er reagierte auf jede feinste Zügelhilfe oder den Druck seiner Schenkel und seiner Bewegungen. Azirat war einzigartig! Und genau dieses Prachtexemplar sollte dem miserabelsten und hochmütigsten Reiter ganz Andalusiens in die Hände fallen.
    Plötzlich blieb Azirat stehen, er ging vor einem gewaltigen schwarzen Stier in Position. Der Kampfstier senkte den Kopf.
    Hernando glaubte das Pfeifen und Gejohle der Menschen beim peinlichen Auftritt des Grafen von Espiel auf der Plaza de la Corredera zu hören.
    Das Pferd tänzelte auf der Stelle, um seinen Feind zu reizen. Merkwürdig, dachte Hernando. Er konnte den beschleunigten Atem seines Pferdes unter sich spüren. Was … Da stürmte der wütende Stier auch schon auf sie zu. Hernando nahm die Zügel an und verstärkte den Druck auf Azirats Flanken, damit sich das Pferd auf den Angriff vorbereitete. Aber das Tier reagierte nicht.
    Plötzlich dröhnte statt der Schmähungen nun tosender Beifall in seinen Ohren.
    Als er die wütenden Augen des schwarzen Kampfstieres erblickte, lockerte er die Zügel und ließ Azirat selbst über sein Schicksal entscheiden. Da stellte sich das Pferd auf die Hinterläufe und schlug mit den Vorderhufen in die Luft, es präsentierte den Stierhörnern seinen Brustkorb.
    Der Stoß war sofort tödlich, und Hernando landete einige Schritte entfernt am Boden. Der Kampfstier schlitzte das Pferd mit seinen Hörnern keineswegs weiter auf, sondern zog sich nach dem tödlichen Stoß zurück. Alzirat hatte entschieden, dem Angriff nicht auszuweichen.
    Später versicherte José Velasco, den Don Diego beauftragt hatte, dem Morisken bei seinem letzten Ausritt zu folgen, hoch und heilig, dass sich das Pferd selbst – als wäre es sein eigener Wunsch gewesen – seinem sicheren Tod übergeben habe.
    Aber die Berichte des Lakaien – Fantasien nach Meinung derjeni gen, die seiner Geschichte lauschten – reichten nicht. Der verletzte Hernando wurde festgenommen und eingesperrt. Don Diego López de Haro sah sein Vertrauen missbraucht. Zu

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