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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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sie ihm zu hässlich war. Als er am Hochzeitstag seine Verlobte zum ersten Mal sah, hat er vor Entsetzen, sie begatten zu müssen, die Hochzeit platzen lassen. Die Braut war tief gekränkt und ihre Familie stellte harte Forderungen. Eine Burg hat es den Grafen gekostet.«
    Lauernd sah er Alice von der Seite an: »Ich verstehe nur nicht, wieso du mir noch nicht einen Sohn geboren hast.«
    Alice erschrak. Sollte sie ihm nun etwas von ihren Vermutungen sagen? Und wenn nicht, wenn die Blutung einfach ohne erkennbaren Grund ausfiel wie schon so oft …
    »Es ist gar nicht so einfach für uns Frauen, schwanger zu werden bei den Strapazen, besonders, wenn es das erste Kind ist.«
    Bernhard ließ das nicht gelten.
    »Du bist doch nicht etwa unfruchtbar?«, fragte er misstrauisch.
    Alice biss sich auf die Lippen. Nur nicht schon jetzt etwas sagen, er würde es ihr anlasten, wenn nicht …
    Bernhard schien es mit seinem Nachwuchs allerdings nicht allzu ernst zu nehmen, denn er fasste Alice um die Taille und meinte leichthin:
    »Nicht schwanger ist die Liebe auch viel schöner. Sonst hast du einen dicken Bauch und ich darf nicht und muss mir eine andere Frau suchen, damit ich mich erleichtern kann.«
    »Habt Ihr denn …« Oh Gott, was frage ich denn da nur. »Habt Ihr denn jetzt während unserer Trennung …?«
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte er abweisend.
    Alice atmete schwer und fasste nach ihrem Unterleib. Ganz sicher fühlte sie, da war etwas.
    Ganz sicher war sie schwanger, erwartete von Bernhard ein Kind.
    Er lachte wieder, lachte sie aus. Strich dann aber zärtlich über Alice’ Gesicht und sagte in beruhigendem Ton:
    »Mach dir nichts draus. Es ist Herrenrecht, selbst wenn wir verheiratet wären. Natürlich, die Kirche predigt Sünde, sogar wenn der Mann sein Gattenrecht fordert. Aber unter Männern gelten andere Gesetze.
    Und nun komm. Es ist nicht gut, zu lange bei den Toten zu bleiben. Sie sind noch nicht wirklich fort und verfolgen uns.«
    Es war Alice, als sei Godveres Seele noch ganz nahe, umschwirrte sie, und so ließ sich Alice bereitwillig von Bernhard von der Begräbnisstätte weg auf den lauten, überfüllten Basar von Marasch führen.
    Überall lächelten freundliche Gesichter der armenischen Bevölkerung sie an, die ihre Waren den christlichen Befreiern aus dem Norden wortreich anboten.
    Bernhard ließ sich treiben, hatte nur noch Augen für die schillernde, bunte Pracht, die sich von Stand zu Stand, von Laden zu Laden vor ihnen ausbreitete. Und auch Alice gab ihre bedrückten Gedanken auf, besonders als sie bemerkte, dass Bernhard nichts für sich, sondern für sie suchte. Bereitwillig und allmählich gespannt, was er ihr denn kaufen wollte, folgte sie ihm in einen kleinen, tonnenartigen Laden, in dem Schals und Gürtel angeboten wurden.
    Und wie sie nun einen Gürtel um ihre schmale Taille wand, bemerkte sie seinen Blick, sehr zärtlich, sehr liebevoll und Alice fragte sich, ob er diese schrecklichen Worte nur sagte um seiner Ehre willen, um sie zu ärgern, aber nicht, weil er ihr wirklich untreu geworden war.
    Entschlossen, jeden trüben Gedanken zu verscheuchen, sich vielmehr zu freuen, dass sie noch lebte, dass Bernhard nicht verwundet worden war, dass er lebte, verließ Alice den kleinen Laden.
    Alice empfand Bernhards Nähe als wohltuend und als aufregend zugleich und sie war stolz, dass er nicht zögerte, den Arm um ihre Schulter zu legen. Wenn auch nur kurz. Und es war ja auch ziemlich dunkel in der Seitengasse, durch die sie jetzt gingen. Bernhard ließ sich von einem Armenier in einen Laden locken, in dem nichts anderes angeboten wurde als Kämme, die auf einem samtroten Teppich ausgebreitet waren. Bernhard bückte sich, nahm einen Zierkamm in die Hand, hielt ihn gegen das Licht einer Öllampe, in deren Schein die blauen Steine des Aquamarins nur so funkelten. Andächtig, Alice in die Augen blickend, steckte er den Kamm in ihr Haar.
    Der Händler witterte die Chance und begann sofort zu feilschen, sobald Bernhard das Kleinod wieder aus der Hand legte.
    Der Kamm ist viel zu teuer, dachte Alice für sich. Ich kann ihn sowieso niemals tragen, sonst wird er mir gestohlen oder ich werde von irgendwelchen armen Pilgern überfallen und sie reißen mir den Kamm vom Kopf und vielleicht sogar das Ohrgehänge vom Ohrläppchen ab. An die Ohrringe hat man sich ja anscheinend gewöhnt. Es ist geradezu ein Wunder, dass mir noch nichts passiert ist. Aber, ihr wurde ganz schwindelig bei der

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