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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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Gläubiger? Vor einer Herrin, die dich wie eine Sklavin behandelt hat?«
    »Ich habe gemordet«, flüstere ich. Ich weiß, dass er mir nicht glauben wird, aber eine Lüge, die aus der Wahrheit gemacht ist, ist oft der beste Schutz. Ich biete ihm meinen halb geöffneten Mund dar und warte auf meine Belohnung.
    Als geübte Heilerin fühle ich, wie sich sein Körper erhitzt. Aber er weicht zurück und wirft mir einen festen, prüfenden Blick zu. Dann kichert er. »Ach tatsächlich? Irgendwie bin ich gar nicht überrascht. Du hast so etwas Gefährliches an dir. Also schön, Meuchelmörderin Rowan. Eines Tages wirst du mir die Wahrheit sagen. Träum süß.«
    Er wendet sich ab, aber ich greife nach ihm und packe ihn am Kragen. Wortlos knöpfe ich sein Hemd zu, um das Medaillon zu verbergen.
    »Schließ die Tür hinter mir ab«, sagt er, als ich damit fertig bin. »Heute Nacht gibt es in diesem Haus jede Menge betrunkener Halunken. Mich eingeschlossen.«
    Und dann geht er, während ich immer noch seine rauen Bartstoppeln auf meinen Wangen fühle. Gehorsam verriegele ich die Tür und blase die Kerze aus.
    In dieser Nacht träume ich nicht von Weed.

Kapitel 8
    A m nächsten Morgen erwache ich früh. Ich habe nur wenige Stunden geschlafen, und trotzdem bin ich sofort hellwach, wie ein gehetztes Tier.
    Ich zünde eine Kerze an, denn der Morgen dämmert gerade erst. Dann wasche ich mein Gesicht mit dem kalten Wasser aus der Waschschüssel. Mit jedem eisigen Spritzer spüle ich die Erinnerung an Ryes Gegenwart in dieser kleinen Kammer fort. Seine Stimme, sein Körper, seine Wärme, sein Kuss – alles verblasst, bis es nicht mehr ist als der Schatten eines halb vergessenen Traums.
    Meine Scham lässt sich allerdings nicht so leicht abwaschen. Was würde Weed sagen, wenn er wüsste, wie bereitwillig ich mich in Ryes Umarmung geschmiegt habe? Ich bin einsam und verängstigt, gewiss – aber ist meine Liebe für ihn so schwach, dass ich Schutz in den Armen des erstbesten Mannes suche, der mir eine kleine Freundlichkeit erweist?
    Du empfindest Beschämung wegen eines kleinen Kusses – nachdem du einen zweifachen Mord begangen hast? Also wirklich, mein Liebling, manchmal benimmst du dich einfach lächerlich. Aber der Pferdehändler hat recht – es wird Zeit, allein weiterzuziehen. Ich möchte nicht, dass du in irgendeinem Verlies in irgendeinem gottverlassenen Ort landest und darauf wartest, dass man für dich den Galgen bereit macht …
    Oleanders Hohn gießt Öl in die Flammen meiner Scham. Aber ich werde tun, was er mir befiehlt. Wie ein gejagtes Reh, das in den Fluss läuft, damit die Hunde die Fährte verlieren, muss auch ich viele Haken schlagen, damit man mich nicht aufspürt.
    Ich werde meine Sachen packen und niemanden in meinen Plan einweihen. Morgen vor Tagesanbruch werde ich mich davonstehlen und dem Fahrer ausrichten lassen, dass ich mich einer anderen Reisegruppe angeschlossen habe, damit niemand auf mich wartet oder nach mir sucht. Lügen und Ausflüchte würden die Sache nur erschweren. Es ist am besten, wenn ich einfach verschwinde.
    Um neun Uhr gehe ich nach unten und hole mir Brot und ein gekochtes Ei aus der Küche. Im Gasthaus ist es noch ruhig. Vielleicht sind einige der Gäste in die Kirche gegangen. Die meisten werden noch schlafen und sich von dem ausgelassenen Treiben gestern Nacht ausruhen.
    Ich setze mich an einen kleinen Tisch und schenke mir eine Tasse Tee ein. Zwei Frauen aus unserer Gruppe betreten die Gaststube. Eine von ihnen gähnt herzhaft.
    »Das Weinen und Stöhnen hat mich die halbe Nacht wachgehalten«, beklagt sie sich bei ihrer Begleiterin. »Ich hoffe natürlich, dass das Kind wieder gesund wird, aber ich sage dir, ich werde keine Nacht mehr nebenan verbringen, wenn das so weitergeht.«
    »Wenn das Mädchen krank ist, kann der Teppichhändler morgen nicht mit uns weiterziehen. Ist mir ganz recht, wenn du mich fragst. Wir kommen allein schneller voran – und sicherer. Dieses Maultier ist so langsam, dass wir leichte Beute für jeden Straßenräuber sind.«
    »Träumst du immer noch von Robin Hood und einem Leben voller Diebeszüge und Romantik?« Beide brechen in Gelächter aus. Sie haben an einem Tisch in meiner Nähe Platz genommen. Ich schiebe meinen Stuhl zurück und räuspere mich.
    »Entschuldigung, ich habe zufällig Ihr Gespräch mitangehört.« Ich spreche hastig, ehe ich mich eines Besseren besinnen kann. »Habe ich richtig verstanden? Das kleine persische Mädchen ist

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