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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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verabschiedete sich und fluchte leise vor sich hin. Der Kreis der Verdächtigen hatte sich soeben um einige Personen erweitert.

Kapitel 41
    Schönlieb stand vor der Tür zum Teamraum und hatte Wut auf sich. Er hatte tatsächlich geglaubt, Anna könne eine Affäre mit Meininger haben. Es musste eine zusätzliche Demütigung für sie gewesen sein, dass er das behauptet hatte.
    Zum ersten Mal bereute Schönlieb nicht, dass Meininger gestern verblutet war, und das machte ihm Angst. Er schloss kurz die Augen und wischte sich mit den Händen durch das Gesicht. Dann griff er die Türklinke und trat ein.
    Anna saß an dem großen Tisch über ihrem kaputten Smartphone. Als sie ihn sah, funkelte sie ihn wütend an.
    »Das Handy ist im Arsch. Danke auch!«
    »Ich besorge dir ein neues«, sagte er und setzte sich.
    Er bedeutete Poltmann, dem Kollegen aus der anderen Bereitschaft, dass er draußen warten sollte, woraufhin Poltmann aufstand und den Raum verließ.
    Schönlieb schaute Anna an. Die Bilder, die er eben bei Wohlleben gesehen hatte, gingen ihm nicht aus dem Kopf.
    »Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe«, sagte er vorsichtig.
    Anna blickte auf.
    »Was?«, fragte sie überrascht.
    »Ich meine, dass ich behauptet habe, dass du eine Affäre mit Professor Meininger hattest – und ihn erpressen wolltest. Jetzt weiß ich, dass es genau andersherum war.«
    Anna schwieg. Ihr Blick wurde starr, es schien, als fixierte sie einen Punkt weit hinter ihm im Raum an.
    »Er hat dich gezwungen«, sagte Schönlieb. »Nicht du hast ihn erpresst, er hat dich erpresst.«
    Anna blickte weiter an ihm vorbei.
    »Es ging um die Prüfung, nicht wahr?«, fragte Schönlieb weiter. »Er wollte Sex gegen gute Noten.«
    Er sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, doch sie wollte stark sein. Eine Weile saßen sie sich still gegenüber.
    »Das fing alles damit an, dass er mich in sein Büro rufen hat lassen«, sagte sie schließlich leise. »Ich habe vorher nicht mal gewusst, dass er meinen Namen kannte. Ich wusste überhaupt nicht, wieso ich plötzlich in sein Büro kommen sollte. Sein beschissenes Büro.« Anna lehnte sich auf den Tisch. Sie stützte den Kopf auf den linken Arm und malte mit der rechten Hand unsichtbare Linien auf den hellen, langen Tisch, während sie weitersprach. »Da hat er gesessen und auf mich gewartet. Er hat von meinen Noten gesprochen. Er hatte einen Zettel mit meinen ganzen Noten. Hat sich ja schon angedeutet, hat er gesagt, dass das knapp wird. Und dann sagte er mir, dass ich durchgefallen sei, dass es keine Chance mehr gebe. Dafür sei die Schwerpunktklausur zu schlecht ausgefallen. Ich war völlig am Ende. Mein gesamtes Studium brach in sich zusammen.« Sie atmete tief durch. »Dann sagte er plötzlich, das sei aber alles noch nicht endgültig. Er habe nur schon die Info, dass es wohl nicht reichen würde, aber es gebe vielleicht noch eine letzte Möglichkeit. Er könne da vielleicht etwas deichseln, um das Problem mit der Schwerpunktklausur aus der Welt zu schaffen. Ich müsste nur … nett zu ihm sein.« Anna sah Schönlieb kurz an. »Erst wusste ich gar nicht, was er meinte, doch er kam schnell auf den Punkt und sagte, was er sich als Gegenleistung vorstellte. Natürlich wollte ich sofort aus dem Büro stürmen, aber ich weiß nicht, ich konnte nicht. Das war alles so unfassbar. Dann sagte er mir, ich könne gerne darüber nachdenken, aber ich solle gut nachdenken. Wenn ich nicht machen würde, was er sagte, wenn ich womöglich auf die Idee käme, alles zu erzählen, ihn öffentlich anzuklagen, dann wäre für mich so oder so alles verloren. Aussage gegen Aussage. Beweise hätte ich nicht, und ihm, hat er gesagt, würde ich damit nicht schaden. Er habe genug Freunde, die ihm einen Gefallen schulden.« Schönliebs Magen zog sich leicht zusammen. »Ich solle also genau darüber nachdenken, ob mein ganzes Studium für die Katz gewesen sein soll oder ob er mir helfen soll.«
    Nachdem sie ausgesprochen hatte, schwieg Anna. So müde, so hilflos hatte Schönlieb sie bisher noch nie gesehen. Jedes Mal wenn er sie bisher getroffen hatte, war sie ein anderer Mensch, so auch diesmal.
    Wieder saßen sie sich einige Sekunden schweigend gegenüber.
    »Und jetzt?«, fragte Anna schließlich.
    »Du warst nicht die Einzige. Und jemand hat das Ganze heimlich mit einer Kamera aufgenommen, und sehr wahrscheinlich hat er Meininger damit erpresst.«
    »Wenn jemand heimlich Bilder gemacht hat … wenn jemand das alles wusste und

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