Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Meininger getötet.«
»Jetzt fängt das schon wieder an!«, rief Johann und sah flehend an die Decke. Er senkte den Kopf und vergrub ihn in seinen Händen.
»Gib es doch einfach zu, dann können wir alle endlich nach Hause.«
»Ich habe niemanden umgebracht!«, sagte Johann langsam und betonte dabei jedes Wort einzeln.
»Dann sag mir doch einfach, wo du gestern um zweiundzwanzig Uhr warst«, sagte Schönlieb.
Johann dachte kurz nach.
»Zu Hause.«
»Mit wem?«
»Alleine.«
»Ach«, sagte Schönlieb.
»Was, ach ?« Johann verlor langsam die Geduld. »Ist da Meininger ermordet worden?«
»Ja. Und – ach – du hast kein Alibi.«
»Ich soll also der Mörder sein, nur weil ich kein Alibi habe? Man weiß doch vorher nicht, wann man ein Alibi braucht und sich mal lieber zur Sicherheit Freunde einlädt.«
»Wie hast du von den Gerüchten über Meininger gehört?«
»Keine Ahnung, die erzählt man sich halt auf dem Campus. Irgendjemand wird es mal aus Spaß gesagt haben, aber ich weiß doch nicht, wer. Das ist Tratsch!«
»Wie seid ihr in Meiningers Büro gekommen?« Schönlieb versuchte, mit schnellen Fragen den Druck auf Johann hochzuhalten.
»Was soll die Frage?«
»Ich will wissen, wie ihr die Kamera heimlich im Büro von Professor Meininger installiert habt.«
»Ich glaube, du hörst mir nicht zu. Ich habe keine Kamera im Büro von Professor Meininger installiert, und ich glaube auch nicht, dass Huynh das gemacht hat.« Johann verzweifelte fast, während er antwortete, fuchtelte er wild mit den Armen. »Man ist nämlich nur im Büro von Professor Meininger, wenn man einen Termin mit ihm hat. Ich glaube, in meinem ganzen Leben war ich erst einmal dort, und ich bin sicher, dass auch Huynh nicht öfter dort war, geschweige denn alleine. Der Einzige, der dort herumlungert, ist der Zitronenkopf.«
Schönlieb stockte.
»Stopp, wer?«, fragte er nach.
»Was?« Johann schaute ihm erschöpft ins Gesicht. Er hatte anscheinend schon wieder vergessen, was er gesagt hatte.
»Ich meinte, was hast du gerade gesagt?«, fragte Schönlieb nach. »Zitronenkopf?«
»Ja«, erinnerte sich Johann. »Zitronenkopf, der Streber.«
»Der Streber?«
»Willst du jetzt alles wiederholen, was ich sage?«
»Wenn es sein muss. Wer ist der Zitronenkopf?«
»Na, Benjamin Meier!«
»Benjamin Meier?«, wiederholte Schönlieb. Er konnte nicht anders, so begriffsstutzig er gerade nach außen wirken musste, so sehr wirbelten die unterschiedlichsten Informationen, Aussagen und Hinweise wie einzelne kleine Puzzleteile, die ein Orkan durch die Luft scheuchte, durch seinen Kopf. Doch der Orkan legte sich, und immer mehr Teile fanden zueinander.
»Wieso nennt ihr ihn Zitronenkopf?«, fragte Schönlieb gespannt nach.
Johann begriff überhaupt nicht, was den jungen Kommissar so in Aufregung versetzte.
»Na, weil er sich ständig die Brille mit diesen Brillenputzdingern putzt, die so stark nach Zitrone riechen. Man riecht immer sofort, wenn Benjamin in der Nähe ist.«
Schönlieb sprang auf.
Die Faserspuren, an denen eine besonders hohe Konzentration an Alkohol und D-Limonen festgestellt wurden. Bestandteile von vielen Kosmetikartikeln oder Reinigungsmitteln. Reinigungsmittel wie Brillenputztücher. Der kleine Streber war geradezu besessen von seinen Zitrusputztüchern. Schönlieb versuchte sich an die Handschuhe von Benjamin zu erinnern, an denen er so nervös herumgezuppelt hatte, als Schönlieb ihn wegen des weißen Mercedes ausgefragt hatte. Der weiße Mercedes! Und waren es nicht Wollhandschuhe gewesen? Passten nicht die Modellbeispiele aus der Technik zu den Handschuhen, die Benjamin getragen hatte? Schönlieb rannte zur Tür. Sie mussten zu Benjamin. Da fiel ihm Johann wieder ein. Er durfte ihn hier nicht zurücklassen, wie Wallner es getan hatte.
»Los, raus hier!«, rief er ihm zu.
»Was, jetzt? So plötzlich?« Johann sah ihn verwirrt an.
»Ja, los, steh auf.« Schönlieb zerrte Johann vom Stuhl und drückte ihn vor die Tür.
»He«, protestierte Johann.
»Dir kann man es auch nicht recht machen, erst willst du mit der ganzen Sache nichts zu tun haben, und jetzt willst du nicht gehen«, fuhr Schönlieb ihn an. »Du kannst gehen, los, hau ab.«
Schönlieb schloss das Büro ab und lief den Flur hinunter. Johann ließ er ratlos zurück. Er konnte nicht allein zu Benjamin. Er musste jemanden mitnehmen. Wallner hockte jedoch heulend in der Küche, den konnte er vergessen. Kurz musste er wieder an ihn denken. Er hatte
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