Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Alexanders Schulter und machte mit seinen Händen eine Geste, wie sie Fußballspieler machten, wenn sie ruhig spielen meinten. Er hatte wohl Angst, Alexander könnte andere anschwärzen, was nur zu Ärger und gegenseitigem Bewerfen mit Schmutz führen würde. Schönlieb versuchte es dennoch weiter.
»Hat Johann etwas unternommen, um dagegen vorzugehen?«
»Na ja, ne, ich glaube nicht.«
»Und wann hat er das gesagt?«
Alexander schnaufte einmal kräftig und machte ein ratloses Gesicht.
»Keine Ahnung … vielleicht vor zwei Monaten oder so.«
»Was hat Huynh dazu gesagt?«
»Der wusste das natürlich gar nicht. Glaube ich jedenfalls.«
Sie würden noch einmal mit Johann sprechen müssen. Aber erst mussten sie die Quelle finden.
»Noch einmal etwas zurück. Kannst du dich zufällig an den Nachnamen von Max erinnern?«
»Moment.« Alexander tippte auf seinem iPhone herum. »Klar, Maximilian Nehring, habe ihn damals bei Facebook geadded. Wie gesagt, gutes Personengedächtnis. Danach habe ich aber nie wieder etwas von ihm gehört. Bei Facebook schreibt der auch nichts. Auch Huynh erwähnte ihn nicht mehr. Na, jetzt weiß ich, warum.«
Es sollte nicht mehr allzu schwer sein, Maximilian Nehring zu finden. Kurze Zeit später beendeten sie die Befragung von Alexander ohne weitere Ergebnisse.
Wallner saß gegenüber von Schönlieb, hatte Kopfhörer auf und hörte sich noch einmal die Aussage von Alexander auf dem Tonband an.
»Das gefällt mir nicht, dass du den immer duzt«, rief er zu Schönlieb rüber. Aufgrund der Kopfhörer sprach er viel zu laut.
Schönlieb ignorierte ihn. Er saß vor seinem Computer und tippte »Maximilian Nehring« bei Facebook ein. Bingo. Maximilian Nehring. Studiert Medizin an der Uni Hamburg. Er klickte sich ein wenig durch das Profil. Maximilian Nehring war im gleichen Alter wie Huynh, und nach einer Weile hatte Schönlieb anhand der Übereinstimmung mancher Freunde, den Pinnwandeinträgen und Fotos herausgefunden, dass Maximilian und Huynh in dieselbe Schule gegangen waren. Vielleicht sogar in dieselbe Klasse.
Zufrieden lehnte Schönlieb sich zurück. Er winkte Wallner zu sich und zeigte ihm seinen Fund, dann suchten sie sich aus dem Polizeirechner die Adresse von Max heraus.
Kapitel 21
Schönlieb und Wallner waren direkt zu der Adresse gefahren, die sie herausgesucht hatten. Dort angekommen, hatten sie jedoch wenig Glück. Die Tür wurde ihnen von einem ziemlich zerzausten jungen Mann geöffnet, dessen Augen verdächtig glasig aussahen. Aus der Wohnung drang ein süßlicher Geruch in Schönliebs Nase, den er nur allzu gut aus dem St.-Pauli-Stadion kannte. Aber sie waren nicht vom Rauschmitteldezernat, und mehr als ein paar Gramm für den Eigenbedarf wären hier wohl eh nicht zu finden. Schönlieb fragte den Mann stattdessen lieber nach Maximilian Nehring und bekam die Information, dass sich Maximilian im Krankenhaus aufhalte, »wie immer«.
Sie verabschiedeten sich, doch Wallner konnte sich nicht verkneifen, dem Mann noch eine kleine Predigt zu halten und ihn zu ermahnen, mit dem Kiffen doch lieber aufzuhören. Schönlieb ging unterdessen schon vor zum Auto. Das war ihm wirklich zu peinlich, wie Wallner, der Suffkopp, jemandem sagte, er solle seine Sucht in den Griff bekommen. Es dauerte ein paar Minuten, bis Wallner neben ihm auf dem Fahrersitz Platz nahm.
»Ab ins Krankenhaus!«, sagte Schönlieb, doch anstatt den Wagen zu starten, drehte sich Wallner zu ihm um.
»Kannst du das alleine machen? Ich müsste noch etwas Dringendes erledigen.«
»Jetzt?«
Wallner nickte, man sah, dass er sich dabei unwohl fühlte.
»Das wäre wirklich nett von dir, Schönlieb.«
Herrje, was war nur mit Wallner los? Hatte er tatsächlich gesagt, dass es nett von ihm wäre? Wurde der Mann auf seine alten Tage etwa noch sentimental? Das war ja gruselig.
»Okay«, sagte Schönlieb zögerlich. »Und das Auto?«
»Es wäre mir ganz lieb, wenn ich es behalten könnte.«
»Und ich?«
»Das Krankenhaus ist ja nicht weit weg.«
»Und …«
»Bitte, Schönlieb.«
Auch das noch. Schönlieb stieg aus dem Auto.
»Dann bis … bald?«, sagte Schönlieb und ließ es vorsichtshalber wie eine Frage klingen. Er bekam jedoch keine Antwort. Wallner und das Auto fuhren weg. Schönlieb hätte Lust gehabt, ihnen heimlich zu folgen. Was trieb Wallner nur?
Das Krankenhaus war zum Glück wirklich nicht weit weg, und Schönlieb war innerhalb von zehn Minuten dort. Er ging durch einen ziemlich neu
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