Die pure Versuchung
zubereiten, falls wir essen wollen.“
„Du kannst kochen?“, fragte Buddy hoffnungsvoll.
„Ich kann Speck braten und Toast machen. Die Eier könnten ein Problem werden. Vielleicht kriege ich Rühreier hin.“
„Klingt gut. Also, wie ist es dir ergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?“
Was ist das mit den beiden?, fragte sich Shannon und schleuderte ihre Sachen in die Reisetasche. Oder lag es an Männern im Allgemeinen? Erwarteten sie tatsächlich, dass sie Dan heiratete, nur weil … sie hielt inne. Wieso sollte Dan Buddys Drohungen überhaupt ernst nehmen? Er wusste schließlich ganz genau, dass nichts zwischen ihnen passiert war.
Offenbar musste sie sich so schnell wie möglich ausführlich mit ihrer Großmutter unterhalten. Mit ihr würde wenigstens ein vernünftiges Gespräch möglich sein.
Shannon hatte nicht die Absicht, in nächster Zeit zu heiraten. Und falls sie sich irgendwann entschied, würde sie sich den Bräutigam selbst aussuchen. Dan Crenshaw würde er jedenfalls nicht heißen.
Sie hörte ein erneutes Klopfen an der Tür. „Ja?“
Dan steckte grinsend den Kopf zur Tür herein. „Frühstück ist fertig.“ Dann verschwand er wieder. Sie hörte ihn summend den Flur entlanggehen.
Dan? Grinsend? Summend?
Das war die Erklärung. Der Schlag auf den Kopf hatte etwas in seinem Gehirn kurzgeschlossen. Sie musste sich unbedingt mit ihrem Bruder unterhalten und beiden Männern klarmachen, dass dies kein albernes Spiel war, das die beiden unter sich ausmachen konnten.
Shannon schaute sich ein letztes Mal um, nahm ihre Reisetasche und verließ das Zimmer. Im Flur stieg ihr der Duft von gebratenem Speck in die Nase. Wenigstens hatten die beiden nicht darauf gewartet, dass sie ihnen das Frühstück zubereitete. Offenbar waren sie doch gescheiter, als es den Anschein hatte.
Sie stellte ihre Tasche neben die Wohnungstür und ging in die Küche. Kaum war sie eingetreten, verstummte das Gespräch der Männer. Shannon hätte schwören können, dass ihre Mienen schuldbewusst waren. Was ging hier eigentlich vor?
„Guten Morgen“, begrüßte Buddy sie verlegen. „Schön, dich wiederzusehen, Shannon.“
Sie ignorierte ihn und goss sich einen Becher Kaffee ein. Dann drehte sie sich um und lehnte sich an den Küchentresen.
„Lust auf Frühstück?“, fragte Dan und deutete auf eine zweifelhafte Sammlung von verbranntem Toast, verkohltem Speck und unappetitlich weich aussehendem Rührei.
Shannon setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Nein, danke, ich verzichte lieber.“
Er wirkte enttäuscht.
„Äh, Shannon“, begann Buddy. „Tut mir leid, wenn ich vorhin ein wenig aufgebracht war.“
„Ein wenig aufgebracht. Du warst völlig außer dir, und das weißt du auch ganz genau.“
„Dan hat Verständnis für mich. Er hat auch eine Schwester. Es fällt einem schwer, nicht den Beschützer zu spielen.“
Sie leerte ihren Kaffeebecher und stellte ihn in die Spüle. Dann drehte sie sich wieder um und betrachtete ihren Bruder, den sie normalerweise bewunderte. Nur heute Morgen nicht. „Versuch es“, sagte sie knapp und verließ die Küche.
Sie war bereits am Fahrstuhl, als Dan aus dem Apartment gestürzt kam. „Wohin willst du?“
Wo war ein Fahrstuhl, wenn man ihn brauchte? „Nach Hause“, antwortete sie, den Blick fest auf den Fahrstuhlknopf gerichtet.
„Du kannst noch nicht gehen. Erst müssen wir noch ein paar Dinge besprechen.“
„Nein, Dan, zwischen uns gibt es absolut nichts zu besprechen. Meinetwegen kannst du für den Rest deines Lebens hierbleiben und dein Unternehmen bankrottgehen lassen. Ich hätte mich niemals in dein Leben einmischen dürfen. Das widerspricht ohnehin völlig meinem Charakter. Aber ich habe für diesen Fehler bezahlt.“ Die Türen glitten auseinander, und sie betrat die Kabine. „Auf Wiedersehen. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben, du Aussteiger.“
Die Türen schlossen sich, und zurück blieb Dan, der mit offenem Mund und geschwollenem Kiefer dastand.
An diesem Abend saß Dan an seinem üblichen Tisch in der Bar und trank seinen Scotch, an dem er seit drei Stunden nippte. Viel hatte sich hier nicht geändert. Aber er hatte ja auch nur ein paar Nächte verpasst. Was hatte er also erwartet?
Vermutlich, dass in dieser kurzen Zeitspanne alles so auf den Kopf gestellt worden war wie sein Leben.
Die Wahrheit lautete, dass er sich momentan verloren fühlte. Wie hatte er sich so schnell an Shannons Gegenwart gewöhnen können? An jemanden,
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