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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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sie ihre Freundin seit langer Zeit nicht mehr so richtig hatte lachen sehen. «Ich stelle mir einfach vor, ich sei eine Sexgöttin. Für eine Frau wie mich sollte das kein Problem sein!» Ihre Augen funkelten schelmisch.
    «Du meinst wohl eher: ein Sexgnom!»
    Georgie versetzte Flicks Arm einen heftigen Klaps. «Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert, vielen Dank auch. Schließlich bin ich ja zumindest kein hässlicher Gnom!» In diesem Moment spürten sie einen kurzen Luftzug, die Haustür wurde geöffnet, und Ed kam herein.
    «Guten Abend, die Damen.» Er beugte sich vor, um seiner Frau einen Kuss zu geben, und drückte seine kalte Wange gegen Flicks. Ed roch nach der Luft draußen und nach etwas Süßem. Flick war sich bei Aftershave nie so ganz sicher – der Grat zwischen köstlich und ekelhaft war äußerst schmal   –, doch dieser Duft war für Ed einfach zu blumig. An diesem Abend sah er aus wie Beethoven. Sein ohnehin schon drahtiges Haar war vom ungestümen Wind noch stärker zerzaustworden. Er wickelte sich den Schal vom Hals und zog den langen Tweedmantel aus. Dann warf er beides über den puristischen Garderobenständer im Flur.
    «Was macht das Leben, Flick?», fragte Ed geistesabwesend, während er die Post durchging, die er vom Telefontisch im Flur genommen hatte. «Irgendwelche Fortschritte in Sachen Traummann?» Er bohrte den Zeigefinger seitlich unter die Umschlagklappe eines Briefs, riss sie auf und zog den Inhalt daraus hervor.
    «Ach, das Übliche. Alle wollen mich   –»
    «Und bekommen sie dich auch?», murmelte er trocken, schaffte es aber nicht, witzig zu sein. Idiot. «Ach, Georgie.» Ed sah von dem Brief auf. «Coleman meinte, dass er die neuen Lampen für das Badezimmer zum Einkaufspreis bekommt. Ich habe zwei bei ihm bestellt, wenn er zur Messe nach Mailand fährt.»
    «Na gut.» Georgie legte die Stirn in Falten. «Und die werden wirklich schön aussehen?»
    Ed ließ die Hände fallen, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen. «Mein Gott, ja. Sie sind einfach phantastisch. Sie werden aus diesem Raum wirklich etwas machen. Ich versuche gerade, ein paar meiner Kunden davon zu überzeugen, sie ebenfalls bei sich einbauen zu lassen. Das Licht ist einfach großartig, auch wenn sie nicht ganz billig sind: Die Investition lohnt sich.» In seiner Begeisterung sah er aus wie ein kleiner Junge.
    Georgie lächelte zärtlich. «Du hast sicher recht.»
     
    Während Flick im Dunklen nach Hause fuhr und zwischen den Scheibenwischern nach den riesigen Regenpfützen auf der Straße suchte, denen sie nicht widerstehen konnte, fragte sie sich, weshalb Georgie Eds Tyrannei immer so leicht nachgab. Denn genau das war es, was er tat. Er ließ Georgie nicht den Hauch einer Möglichkeit, seinen Ideen zu widersprechen.Je länger Flick darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon. Alles in diesem Haus war auf Eds Mist gewachsen, und Georgie hatte ihrer Persönlichkeit mit kaum einem Gegenstand Ausdruck verleihen können. Flick hatte Georgie in ihrem früheren Leben nicht gekannt. Sie war ihr bei einem Mädelsabend von einer Freundin vorgestellt worden, als sie bereits mit Ed zusammenlebte. Sie wusste also nicht, was Georgies Stil entsprach. Doch sie hatte eine recht konkrete Vorstellung. Wenn die beiden ab und zu gemeinsam shoppen gingen – was für gewöhnlich sehr spontan der Fall war, wenn sie einen Auftrag in der Nähe eines Antiquitätenmarkts oder eines Schmuckladens im Londoner Süden erledigt hatten   –, interessierte sich Georgie stets für hübsche und sehr feminine Stücke. Vor ein paar Jahren war sie sehr an einem wunderschönen französischen Spiegel mit Zierschnitzereien interessiert gewesen, den sie in einem Trödelladen in Southfields gesehen hatte. Doch dann hatte Georgie sich dagegen entschieden, weil er angeblich zu teuer war.
    Viel wahrscheinlicher war allerdings, dass er den Ed-Test nicht bestanden hatte. Als sie in ihre Straße einbog, dachte Flick darüber nach, was für ein Luxus es war, allein leben und sich genau so einrichten zu können, wie sie es wollte. Sie sperrte ihre dunkle Wohnung auf und machte das Licht an. Obwohl die Heizung lief, war es kühl. Flick ging in die Küche, schob die halbleere Tasse Kaffee vom Morgen auf der Anrichte weiter nach hinten und stellte ihre kleine Tüte mit den Einkäufen darauf ab. Sie heizte den Ofen für die Lasagne vor, die sie bei Sainsbury’s mitgenommen hatte. Dann ging sie ins Wohnzimmer und sah, dass ihr

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