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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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fragte Ann, während sie durch den Garten hasteten.
    »Ich habe es vor drei Tagen zufällig erfahren, als ich mich in der Burg von Alençon aufhielt. Ich bin so schnell hierhergeritten, wie ich konnte. Ich hoffte, ich könnte Euch noch rechtzeitig vor seinem Besuch warnen …«
    Im Hof vor den Stallungen führten Knechte und kostbar gekleidete Bedienstete Pferde zur Tränke. Ann spähte in dem Gewimmel nach Luce. Doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Ja, gebe Gott, dass wir nicht zu spät kommen , betete sie.
    *
    In der Klosterküche schlugen ihnen Rauch und Essensdünste entgegen. Auch hier herrschte ein geschäftiges Treiben. Doch weder an den Feuerstellen, wo Fleisch und Geflügel an Spießen brieten, noch an den Tischen, wo Nonnen Teige kneteten und Gemüse verarbeiteten, konnte Ann Luce entdecken. Sie eilte auf die Vorsteherin zu, die an einem der Tische einen mächtigen Braten in Scheiben schnitt. »Schwester Madeleine, habt Ihr Luce kürzlich irgendwo gesehen? War er hier?«, stieß sie hervor.
    »Luce, ja …« Die Schwester ließ ihren Blick durch den rußgeschwärzten Raum wandern. »Eben stand er doch noch an einem der Bratspieße …« Nun bemerkte sie Simon, der sich absichtlich ein Stück hinter Ann gehalten hatte. »Oh, Simon de Bohun, wie schön, dass Ihr uns wieder einmal beehrt.« Ein Lächeln erhellte ihr rundes Gesicht. »Ihr könnt gerne eine Scheibe Fleisch und ein Stück Brot und dazu einen Becher Wein haben.«
    »Schwester Madeleine, bitte, wo ist Luce?«, beharrte Ann.
    Eine dünne Novizin, die Suppe aus einem Topf in eine Schüssel schöpfte, wandte sich zu ihr um. »Luce hat eben gesagt, dass er einen Korb mit Feuerholz in die Gemächer der Ehrwürdigen Mutter bringen wollte«, sagte sie.
    »Aber das Holz in den Räumen der Äbtissin wurde doch erst am Nachmittag frisch aufgefüllt«, meinte Schwester Madeleine, die den Wortwechsel gehört hatte, konsterniert.
    Ann wechselte einen raschen Blick mit Simon. Zwischen den Holzscheiten lässt sich eine Waffe gut verbergen , durchfuhr es sie. Simon, das erkannte sie, hatte denselben Gedanken.
    »Kommt!«, sagte er nur. Ohne sich um die verdutzten Blicke der Nonnen zu kümmern, rannten sie aus der Küche. Sie hatten den angrenzenden Hof fast überquert, als Simon zu Anns Überraschung plötzlich auf ein strohgedecktes Gebäude zusteuerte und eine brennende Fackel aus der Halterung riss.
    »Was tut Ihr denn da?«, schrie Ann. »Beeilt Euch doch.«
    Simon beachtete sie nicht. Er trat ein Stück zurück und schleuderte die Fackel auf das Dach, wo das trockene Stroh mit einem Zischen aufflammte.
    *
    Mit gesenktem Kopf betrat Luce die Räume der Äbtissin Héloise. Männer- und Frauenstimmen schollen ihm entgegen. Erst als er den schweren Korb vor dem Kamin abgestellt hatte, in dem einige Buchenscheite brannten, wagte er es, zu dem Tisch in der Zimmermitte zu spähen. Er erkannte die Priorin des Klosters und einige Adlige aus der Umgebung. Und ja – sein Herz schlug ihm bis zum Hals –, der Mann, der neben der pummeligen Äbtissin saß, war William de Thorigny.
    Sein rechter Arm endete in einem Lederstumpf, aus dem ein Haken ragte. Aber ansonsten, schien es Luce, hatte William de Thorigny sich nicht verändert. Wieder gellten ihm die Angst- und Schmerzensschreie seiner Mutter in den Ohren, und in den Rauch des brennenden Holzes vor ihm im Kamin mischte sich der Qualm seines brennenden Zuhauses.
    Sofort, als er am Nachmittag erfahren hatte, dass William de Thorigny nach all den Jahren wieder einmal seine Verwandte besuchen würde, hatte er beschlossen, seine Mutter und seinen Vater zu rächen und ihn zu töten.
    Gerade als Luce die Schmiede verließ, wo er einen Dolch entwendet hatte, sah er Simon in den Hof reiten. Daraufhin hatte er sich während der kommenden Stunden versteckt, denn Simon, davon war er überzeugt, würde alles tun, um seinen Plan zu vereiteln.
    Wieder blickte Luce vorsichtig zum Tisch. Ihm war übel vor Aufregung. Doch er würgte die Galle, die in seiner Kehle aufstieg, hinunter. Keiner der Anwesenden achtete auf ihn. Er nahm einige Scheite aus dem Korb und stapelte sie neben das andere Feuerholz am Kamin. Als seine Finger den Dolch berührten, hörte er hastige Schritte über die Fliesen vor dem Zimmer klappern. Zitternd hielt er inne.
    Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, und Simon kam, gefolgt von Ann, in den Raum gestürzt.
    »Feuer!«, schrie Simon. »Ein Gebäude in der Nähe der Küche brennt!« Die Menschen am Tisch

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