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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Gerards Sicht nichts mehr zu dem Thema zu sagen gab und dass sie ihn kränken würde, wenn sie es weiter verfolgte. Deshalb fragte sie: »Wisst Ihr, was aus den Knechten und Mägden geworden ist? Hat William de Thorigny wenigstens sie ziehen lassen?«
    »Ich fürchte, nein.« Der Schäfer seufzte. »Ich habe Eure Leute als Gefangene in seinem Lager gesehen.«
    »Er hat mir versprochen, dass er die Bediensteten in Ruhe lassen würde, wenn ich ihm gefügig wäre …«, flüsterte sie. Wenn sie sich doch wenigstens ernsthaft gegen William de Thorigny gewehrt hätte. Stattdessen hatte sie sich willig zum Gehöft schleppen lassen. Noch nicht einmal als er sie vergewaltigt hatte, hatte sie versucht, gegen ihn zu kämpfen. Es ekelte Adela vor sich selbst.
    »Spart Euch Eure Vorwürfe«, sagte Gerard ruhig. Wieder schien er Adelas Gedanken lesen zu können. »Ich schätze, dieser de Thorigny ist ein Mann, dem es Freude macht, mit anderen zu spielen und sie zu täuschen. Auch dass Ihr Euch nun selbst quält, ist wahrscheinlich genau das, was er wollte.«
    »So, wie Ihr anderen Trost zusprecht, hättet Ihr ein guter Priester werden können.« Adela versuchte zu lächeln.
    »Oh, dazu bin ich wirklich nicht fromm genug.« Gerard grinste. »Außerdem ist mir im Allgemeinen die Gesellschaft von Schafen lieber als die von Menschen.«
    Wieder hörte Adela, wie Luce dem Hund etwas zurief. Sie fühlte sich plötzlich sehr hilflos. »Wie geht es meinem Sohn?«, fragte sie. »Er musste all das Schreckliche mit ansehen …«
    »Wenn er mit Guy zusammen ist, geht es ihm recht gut, glaube ich.« Der Schäfer wiegte den Kopf. »Er hat mit mir nicht über das gesprochen, was er beobachtet hat, und ich hielt es für besser, ihn in Ruhe zu lassen. Aber nachts quälen ihn häufig schlimme Träume. Ihr seid seine Mutter. Deshalb solltet Ihr mit dem Jungen reden.«
    »Ja, das werde ich.« Adela nickte.
    »Gut, dann werde ich mich ums Essen kümmern.« Gerard stand auf. »Und Ihr solltet noch ein bisschen schlafen.« Adela sah zu, wie er Mehl in einer Schüssel mit Wasser verrührte, dann den Teig auf einen flachen Stein strich und diesen in die Glut schob. Schließlich schlief sie ein.
    *
    Guys Bellen weckte Adela. Als sie die Augen aufschlug, kletterte Luce hinter dem Hund über die Mauerreste und in die Ruine. »Mutter …« Luce lief einige Schritte auf sie zu, blieb jedoch plötzlich stehen und sah sie scheu an.
    »Komm zu mir.« Adela streckte die Arme nach ihm aus. Luce ließ sich von ihr umarmen, wirkte aber irgendwie gehemmt. Ob die schrecklichen Geschehnisse ihr den Sohn entfremdet hatten? Adela empfand eine jähe Angst. Dass Luce, der sonst immer schier von seinen Erlebnissen übergesprudelt war wie ein kleiner Brunnen, sich nun still neben sie setzte, verstärkte diese Sorge noch.
    Gerard reichte ihr ein Stück von dem knusprigen Brotfladen und eine Schale mit einer würzig duftenden Suppe aus Wildpflanzen. Dann gab er auch Luce von der Speise und setzte sich ebenfalls zu ihnen. Guy, der Adela freundschaftlich beschnuppert hatte, ließ sich neben seinen Herrn auf den Boden fallen.
    »Na, was habt ihr auf der Lichtung getrieben, du und Guy?«, brach Gerard das Schweigen, nachdem er einige Bissen gegessen hatte.
    »Wir haben ein Bad im Bach genommen und später sind wir über umgestürzte Baumstämme gesprungen, und dann haben Guy und ich miteinander gespielt. Er war ein Wolf, und ich habe ihn gejagt …« Luce taute auf. Adela hörte ihrem Sohn zu und war einfach froh, seine lebhafte Stimme zu hören. Doch noch immer unterhielt er sich eigentlich nur mit Gerard und nicht mit ihr.
    Nach der Mahlzeit stand der Schäfer auf und griff nach einer abgewetzten Ledertasche, die in einer Ecke in der Nähe der Feuerstelle an der Wand lehnte. »Ich muss einmal nach dem Maultier sehen«, sagte er. Guy hob den Kopf und blickte aufmerksam zu seinem Herrn, doch auf dessen Wink hin blieb er neben Luce liegen. Dankbar begriff Adela, dass Gerard den Hund in der Nähe ihres Sohnes wissen wollte, wenn sie mit ihm über den Überfall sprach.
    »Luce«, begann sie tastend, nachdem Gerard gegangen war, »ich weiß, dass du in den letzten Wochen schreckliche Dinge erlebt hast und Schreckliches mit ansehen musstest …« Sie brach ab. Wie sollte sie nur fortfahren?
    Luce senkte den Kopf und spielte mit Guys zotteligem Fell. »Hat dir der böse Mann sehr wehgetan?«, fragte er leise und ohne sie anzusehen.
    »Ja, das hat er. Aber ich werde wieder ganz gesund

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