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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Mit einem Aufseufzen barg sie ihren Kopf an seiner Brust. Ja, er war wieder bei ihr. Ihre Sehnsucht nach ihm hatte sie nicht genarrt. Und all die Grausamkeiten der letzten Wochen hatten in diesem Moment keine Bedeutung mehr.
    »Vater …« Luces sich überschlagende Stimme ließ sie sich voneinander lösen. Trotz seiner braun gebrannten Haut wirkte der Junge totenbleich.
    Francis hob ihn hoch und wirbelte ihn durch die Luft. »Mein Junge …«, sagte er erstickt. Auch er hatte nun mit den Tränen zu kämpfen. »Wie hast du uns denn gefunden?«, wollte Luce schließlich wissen, nachdem sein Vater ihn wieder abgesetzt und er seine erste freudige Überraschung überwunden hatte.
    »Anfangs dachte ich, Gerard hätte Euch zu meinem Gut bei Giverny gebracht. Doch als ich Euch auf dem Anwesen nicht fand, fiel mir ein, dass ich als Kind ein paarmal mit ihm und meinem Vater in dem alten Waldhaus war. Ich dachte, es wäre einen Versuch wert, Euch hier zu suchen. Nun ja, meine Eingebung hat mich glücklicherweise nicht getrogen.« Francis lächelte Luce an.
    »Und woher hast du gewusst, dass Gerard uns von zuhause weggebracht hat?«, bohrte Luce weiter.
    »Die Dorfbewohner haben es vermutet.«
    Adela kam es vor, als ob Francis plötzlich ihrem Blick auswich. Ob die Leute auch von der Vergewaltigung erfahren und ihm dies erzählt hatten? Wie würde Francis es aufnehmen, dass William de Thorigny sie missbraucht hatte? Ein Schatten senkte sich auf ihr Glücksgefühl.
    »Nun, wenn das einmal kein passender Anlass ist, um zwei Hasen zu braten«, ließ sich Gerards tiefe Stimme vernehmen. Unbemerkt war er zu ihnen getreten. In seinem Lederbeutel zeichneten sich die Umrisse des erlegten Wildes ab. Ein breites Lächeln erschien unter seinem struppigen Bart, während er Francis die Hand reichte und sagte: »Es ist schön, Euch wiederzusehen, Herr.«
    *
    Adela hatte ihren Kopf in Francis’ Schoß gelegt. Über ihr stand eine schmale Mondsichel am Himmel. Nach dem Essen waren sie und Francis auf die Rückseite der Ruine gegangen. Dort hatten sie im Gras ein kleines Feuer entzündet, denn die sternenklare Nacht war kühl. Während des Essens hatte Luce Tausende von Fragen gestellt. Wie sein Vater im Soldatenlager gelebt und ob er den Prinzen Richard gesehen habe? Ob er gegen viele Feinde gekämpft habe? Und ob er denn alle seine Gegner besiegt habe?
    Obwohl Francis die Fragen, soweit Adela dies beurteilen konnte, wahrheitsgemäß beantwortete, tat er dies in einer für Kinderohren angemessenen Form, und Luce lauschte seinem Vater mit leuchtenden Augen. Nur Adela vermochte aus Francis’ Worten all die Schrecken herauszuhören, die er verschwieg. Sie war froh, dass die Unterhaltung den Überfall nicht berührte – um ihrer selbst, aber auch um Luces willen. Denn für Luce waren der Krieg, in dem sein Vater gekämpft hatte, und die Plünderung und Brandschatzung des Gutes zwei ganz unterschiedliche Dinge.
    »Adela …« Francis, der ihr Haar gestreichelt hatte, hielt inne. Seine Hand ruhte auf ihrer Brust. »Im Dorf habe ich mit Blanka gesprochen. Sie hat mir erzählt, was William de Thorigny dir angetan hat.« Seine Worte schienen in der Stille widerzuhallen. Adela versteifte sich. Sie wollte jetzt nicht mit Francis darüber reden. Sie wollte niemals darüber reden. Eine kleine blaue Flamme züngelte an einem Holzscheit entlang. Sie versengte einen Käfer, der vor der Hitze aus einem Spalt geflüchtet war. Wieder glaubte Adela den Rauch des brennenden Holzdachs zu riechen und die Hitze der Flammen zu spüren, und ihr Atem ging schneller.
    »Adela … Sieh mich an«, hörte sie Francis sanft, aber fest sagen. Doch sie konnte sich nicht überwinden, ihm in die Augen zu blicken, und begann zu zittern.
    »Glaubst du denn wirklich, es ändert meine Gefühle dir gegenüber, dass William de Thorigny dich vergewaltigt hat? Denkst du so gering von mir?«
    Adela schwieg eine lange Zeit. Schließlich flüsterte sie: »Ich ekle mich seitdem so vor mir selbst. Ich möchte, dass du mich berührst und habe gleichzeitig Angst davor. Und am meisten fürchte ich, dass William de Thorigny immer zwischen uns stehen wird, wenn wir uns lieben.«
    »Das wird er nicht.« Francis beugte sich über sie und küsste sie. Zuerst sehr vorsichtig. Doch dann, als Adela ihren Widerstand aufgab, immer drängender. Ihre Leidenschaft erwachte, und schließlich waren nur noch Francis und sie gegenwärtig. Das Spiel von Licht und Schatten auf seinem Gesicht. Seine Zunge, die

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