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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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nach einigen Momenten des Schweigens.
    »Ich glaube, damit hast du dir den Plan, zwei Wochen lang durchzuschlafen, ordentlich durchkreuzt«, gab er zurück.
    Ich runzelte die Stirn und stupste ihn in die Rippen, woraufhin er auflachte und zurückwich. »Ich meine es ernst, Wyatt. Was hältst du davon?«
    Er lächelte, und bei dem Anblick ging mir das Herz auf. »Ich finde«, sagte er, »dass du eine erstaunliche Person bist. Nach allem, was du in der letzten Woche durchmachen musstest, nach all den Lügen, dem Schmerz und den Verlusten willst du noch immer anderen helfen. Und du willst etwas wiedergutmachen, das du nicht verhindern konntest.«
    Er machte zwei Schritte nach vorn, so dass sich beinahe unsere Zehen berührten. Er legte die linke Hand auf meine Wange, und ich schmiegte mich an sie. Plötzlich war mir wieder bewusst, wie wenig er anhatte – und dass ich gefährlich schwach wurde. Ich spürte ein Ziehen im Unterleib.
    Gefangen zwischen Verlangen und Furcht, wählte ich ein Drittes: meine Aufgabe. Wir waren später an der Reihe.
    »Sie stehen kurz vor dem Aussterben, das kann ich nicht zulassen.«
    »Ich weiß. Und deshalb liebe ich dich.«
    Ich zuckte nicht mit einem einzigen Gesichtsmuskel. Doch mein Herz fuhr zusammen, wenn das überhaupt möglich war – ein Flattern, das so heftig war wie der Kinnhaken eines Boxers. Er hatte mir das schon einmal gesagt, warum jagte es mir jetzt so eine Angst ein? Das ergab keinen … doch, es ergab ganz einwandfrei einen Sinn. Noch immer kam ich nicht ganz damit zurecht, dass Chalice in meinem Unterbewusstsein herumhing und mich mit ihren Erinnerungen und Reaktionen infizierte. Dass sie sich von Wyatt körperlich angezogen fühlte, verband sich zusammen mit meiner eigenen Geschichte mit ihm zu einem mächtigen Gefühl. Ein Gefühl, das ich selbst jetzt nur mit Mühe ignorieren konnte. Auf der anderen Seite konnte ich es aber auch nicht akzeptieren, ohne zugleich die schlechten Seiten von Chalice anzunehmen. Und die wollte ich nicht. Niemals.
    Meine Empfindungen und Ängste konnte ich nicht in Worte fassen, und ich brachte es nicht über mich, Dinge zu sagen, die ich ihm schon einmal anvertraut hatte. Die Worte blieben mir im Halse stecken, drohten mich zu ersticken. Ich schluckte und drehte den Kopf, so dass meine Lippen leicht über Wyatts Hand streiften.
    »Evy, wenn dir das unangenehm ist, höre ich auf, dir das zu sagen.« Seine Äußerung klang so gut gelaunt und war so frei von Vorwürfen, dass ich lächelte.
    »Es ist nicht so, dass …« Mein ungeplanter Widerspruch wurde von einem Lied unterbrochen, das von meinem Hintern herauftönte. Die paar Akkorde eines lauten, chaotischen Stücks waren Leuten, die sich mit den aktuellen Musiktrends auskannten, wahrscheinlich vertraut. Ich zog das Handy aus der Gesäßtasche meiner Jeans und warf einen Blick auf das Display. Kismet. Offenbar hatte sie ihre Nummer eingespeichert. Interessant. Ich würde mir einmal das Adressbuch anschauen müssen, um zu sehen, wer da sonst noch drin war.
    »Gehst du nicht ran?«, fragte Wyatt.
    »Ich glaube, das sollte ich wohl.« Ich klappte das ungewohnt kleine und schmale Telefon auf und drückte auf Entgegennehmen. »Stone.«
    »Kismet hier«, drang es aus dem Apparat. »Du musst zum St.-Eustachius-Krankenhaus kommen, vierter Stock, Zimmer 419.«
    »Wieso?« Kaum hatte ich es gefragt, da dämmerte mir auch schon die Antwort. Keine Ahnung, weshalb, aber außer ihm war niemand im Krankenhaus, für den ich auch nur das geringste Interesse aufbrachte. »Es geht um Rufus, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Wyatt wirkte sofort angespannt.
    Und mir wurde flau im Magen. »Ist er tot?«
    »Noch nicht. Beeil dich, Stone.«
    Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, legte sie auf. Ich nahm das Handy vom Ohr. Rufus St. James war erst ein Verbündeter, dann ein Gegner gewesen und war schließlich zu einem Freund geworden. Mehrmals hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mir zu helfen. Er schien allerdings auch mehr Leben als eine Katze zu haben, und nachdem der erfahrene Handler von Halbvamps angeschossen worden war, war er beinahe in einem Feuer verbrannt, das … Na ja, wer das Feuer gelegt hatte, war noch nicht ganz raus. Aber ich hatte da einen Verdacht.
    »Evy?«
    Ich steckte das Telefon wieder in die Tasche zurück und durchstöberte Alex’ Schränke auf der Suche nach Kleidung. Sie wären zwar etwas zu weit, aber andere gab es nicht. »In dem Krankenhaus, in dem Rufus liegt, ist irgendwas passiert,

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