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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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können. Was immer kam – zurück ins Volk wollte Hede nicht. Nie wieder ...
    So verbrachten sie manchen verschwörerischen Abend damit, Blütenkelche zu zerstoßen, Pilze zu trocknen und Knollen zu reiben. Wulfgar nahm erfreut hin, seine Tochter kaum zu sehen, ohne zu ahnen, dass sie an seinem Untergang feilte. Mäuse und Ratten aus den Kellern der Burg dienten Xandria zum Test und getränktes Brot als Köder. In den ersten Tagen gelang es ihr kaum, auch nur einen Nager vom Leben in den Tod zu befördern. Aber mit den Winterwochen wuchs ihre Kennerschaft. Entdeckung brauchten sie nicht zu fürchten – den Wachen war es bei Strafe verboten, die Gemächer der Prinzessin zu betreten.
    Xandria war glücklich in dieser Zeit. Von der Richtigkeit ihres Vorhabens überzeugt, trübte die Vorstellung des Vatermords ihr Gemüt nicht – im Gegenteil. Selten war ihr so klar gewesen, was das Schicksal verlangte, und selten hatte sie sich so stark gefühlt, ihm gerecht zu werden. Das Ende Wulfgars war kein Mord – es war eine Befreiung!
    Und es kam die Nacht, in der sie beschloss, dass die Mittel zu ihrer Verfügung standen und der Plan seine Ausführung verdiente.
    Xandria wickelte drei tote Ratten in ein Tuch und legte sie in einen Korb. »Du kannst sie später vor dem Tor in die Büsche werfen.«
    Die Tiere hatten nicht sichtbar gelitten, und ihre kleinen Herzen hatten kaum zwei Stunden, nachdem sie an dem Brot genagt hatten, einfach aufgehört zu schlagen. Es war wichtig, dass ein zeitlicher Abstand eingehalten wurde – die Verbindung von Speise und Tod sollte verschleiert werden. Im besten Fall würden die Experten bei Hofe darauf plädieren, dass Wulfgars geschundenes Herz einfach in der Brust geborsten war.
    Hede mühte sich, die kleinen Leiber in dem Korb nicht anzusehen. Sie hasste Ratten ebenso wie die bevorstehende Tat. »Wie soll es geschehen?«
    Xandria begann, das Pulver, Ergebnis der wochenlangen Experimente, in ein kleines Fläschchen zu füllen. Die restlichen Bestandteile, der Mörser, die Tiegel – all das war schleunigst zu entsorgen. »Wir warten einfach das nächste Vollmond-Fest ab. Sie werden saufen und fressen wie immer, und im Gedränge von Kelchen und Platten wird das Gift seinen Weg zum König finden.«
    Hede versuchte erneut, die Prinzessin von ihrem Plan abzubringen – weniger aus moralischer Überzeugung, als mehr aus Furcht vor den Folgen der Entdeckung. »Es ist nicht nur Mord, meine Herrin – es ist auch Sünde. Über die Taten Wulfgars zu richten, das ist nicht unsere Aufgabe!«
    Xandria blickte fasziniert auf das grünliche Pulver, das im Kerzenlicht im Fläschchen schimmerte. »Wohl wahr – richten kann meinen Vater nur der Herrgott selbst. Ich sorge aber dafür, dass sie einander bald begegnen.«

    Die Reise am Rhein entlang war anders als der Weg, den Nazreh und Sigurd in den Wochen zuvor zurückgelegt hatten. Der erste Schnee war gefallen, und die beiden Freunde trugen schwere Pelze, um sich in den endlosen Stunden zu wärmen, die sie schweigend dem Strom folgten. Sigurd hatte jedes Interesse verloren, durch launige Plauderei die Zeit zu vertreiben. Immer mehr verkroch sich sein Gemüt tief in seiner Seele, wo es düster brütete.
    Der Wolf war stets in der Nähe – knapp außerhalb des Blickfelds, so unsichtbar wie unvermeidlich. Sigurd fühlte sich ihm verbunden und gleichermaßen unter seiner Beobachtung.
    Die Gegend, die der Prinz noch nie gesehen hatte, kam ihm seltsam vertraut vor. Weniger wie eine konkrete Erinnerung, mehr wie ein Echo aus Bildern, kleinen Fetzen, die sich in seinem Kopf über das legten, was er sah und deren Übereinstimmungen ihn schwer verwirrten.
    Der Boden atmete kalt das Blut seiner Vorfahren.
    Als die Hügel rund um Worms in Sicht kamen, verließen sie den Fluss, der sich nun zierend schlängelte, statt den direkten Weg zu nehmen. Sie fanden eine gepflasterte Straße, erbaut noch von den Römern, und das Tor der Hauptstadt von Burgund durchschritten sie in der diesigen Düsternis eines Wintermorgens, der viel frischen Schnee versprach. Der Wolf blieb am Waldrand stehen, die Nähe vieler Menschen meidend. Er heulte Sigurd zum Abschied nach.
    Die Stadt war edler und prächtiger als alles, was Sigurd bisher gesehen hatte. Die größte Siedlung Islands konnte mit Worms ebenso wenig mithalten wie Fjällhaven. Hier hatten die Häuser mehrere Stockwerke, und eine Kirche, aus festem Stein gemauert, beherrschte das Stadtzentrum. Kaufleute aus vielen Ländern

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