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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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Umschlag aus der Schublade. Er nimmt die Blutproben heraus und schraubt die Deckel ab.
    Das ist nicht nur Plasma und Protein und rote und weiße Zellen.
    Das ist der Ausweg.
    Er schnuppert an Lornas faszinierendem, ungezügeltem Blut und sieht sie und sich bei Mondenschein in einem Weizenfeld stehen. Er verschmilzt mit ihrem Duft. Er sehntsich so sehr danach, sie zu probieren, und diese Sehnsucht wird stärker und stärker, dass nichts mehr zwischen ihm und ihr steht – zwischen dem Mann und der Lust, die er braucht.
    Ich trinke kein Blut von meinen Patienten.
    Es nützt jetzt nichts mehr.
    Er lechzt zu sehr danach.
    Er wusste, dass er am Ende nicht widerstehen kann, und damit hatte er recht gehabt. Absolut nichts kann ihn mehr davon abhalten, die drei Röhrchen eins nach dem anderen hinunterzukippen, wie eine Reihe Tequilas auf dem Tresen.
    Als er fertig ist, bleibt sein Kopf zurückgelegt. Er klopft sich auf den Bauch. Bemerkt, dass sich das Fettpolster, das sich über die Jahre angesammelt hat, jetzt zurückbilden könnte.
    »Ja«, sagt er zu sich selbst, mit der rauchigen Stimme eines DJs, der im mitternächtlichen Radioprogramm Duke Ellington ansagt: »Ich liebe Jazzkonzerte.«
    Er klopft sich immer noch auf den Bauch, als Elaine mit der Liste der Notfall-Termine für den späten Vormittag eintritt.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt sie ihn.
    »Ja, Elaine, ich fühle mich großartig. Ich bin sechsundvierzig Jahre alt, aber ich fühle mich lebendig. Und sich lebendig zu fühlen ist ein unglaubliches Ding, finden Sie nicht? Wissen Sie, wenn man es schmeckt, das Leben schmeckt, und spürt, dass man es schmeckt.«
    Sie sieht nicht überzeugt aus. »Nun«, sagt sie, »das ist ein ungewöhnlicher Gedanke für einen Montag, das muss ich schon sagen.«
    »Das liegt daran, dass dies ein ungewöhnlicher Montag ist, Elaine.«
    »Stimmt. Soll ich Ihnen dann einen Kaffee bringen?«
    »Nein, vielen Dank, ich hatte gerade was zu trinken.«
    Sie wirft einen Blick auf den Umschlag, er glaubt aber nicht, dass sie die leeren Röhrchen bemerkt. Wie auch immer, ihm ist es egal.
    »Ganz wie Sie wünschen«, sagt sie und verlässt den Raum. »Ganz wie Sie wünschen.«

[Menü]
    TRANSSILVANIEN
    DCS Geoff Hodge lacht so herzhaft, dass ihm der halb durchgekaute Bissen seines dritten Pastetchens mit Käse und Zwiebeln fast aus dem Mund fällt.
    »Entschuldigung, Herzchen, erzählen Sie mir das noch mal von vorn.«
    Sie erzählt es ihm noch einmal. »Sie« ist Deputy Commissioner Alison Glenny von der Greater Manchester Police, eine Frau, der er noch nie begegnet ist. Genau genommen hat er noch nie einem Beamten der Polizei in Manchester von Angesicht zu Angesicht gegenübergesessen, da Manchester knapp einhundert Kilometer außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs liegt.
    Sicher, gelegentlich braucht man Informationen aus anderen Bezirken, aber für solche Sachen gibt es Datenbanken. Man kann nicht einfach unangemeldet in die Zentrale eines anderen Zuständigkeitsbereichs hereinplatzen, und schon gar nicht mit einem Gesicht wie Gottvater persönlich. Für einen verfluchten weiblichen Deputy Commissioner galt das genauso. Schließlich ist sie nicht sein Deputy Commissioner.
    »Sie müssen die Finger von diesem Fall lassen«, sagt sie zum wiederholten Mal. »Wir übernehmen die Sache.«
    »Wir? Wer zum Teufel ist wir ? Die GMP? Ich kann nicht erkennen, was ein Bursche aus North Yorkshire, der an der Ostküste angeschwemmt wird, mit euren Ganoven inManchester zu tun haben soll. Es sei denn, bei euch wäre ein Serienkiller unterwegs, von dem Sie mir nichts erzählen wollen.«
    DC Glenny mustert ihn mit kaltem Blick und macht aus ihrem Mund einen kleinen Bindestrich. »Ich arbeite für eine nationale Einheit, koordiniere landesweit für die Staatspolizei.«
    »Tja, Herzchen, tut mir leid, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    Sie reicht ihm ein lindgrünes Formular mit den Insignien des Innenministeriums im Briefkopf und reichlich Text im Kleingedruckten.
    Formulare. Immer die Scheißformulare.
    »Ich brauche Ihre Unterschrift in dem Kästchen unten links. Dann bin ich berechtigt, Ihnen alles zu erklären.«
    Er sieht sich das Formular an. Fängt in der Zeile direkt über dem Kästchen für die Unterschrift an zu lesen. Hiermit erkläre ich, keine Informationen im Zusammenhang mit der Unnamed Predator Unit preiszugeben. »Unnamed Predator Unit? Wirklich, Herzchen, davon versteh’ ich nichts. Was mit der Staatspolizei

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