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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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sicher verstehen werden, handelt es sich hier um eine äußerst sensible Angelegenheit, und aus diversen Gründen lassen wir von unserer Arbeit nichts nach außen dringen.«
    Schließlich zeigt sie ihm ein Bild, auf dem eine nackte Frau zu sehen ist, auf deren blutverschmierten Beinen und dem Körper zahllose Bisswunden wie tiefrote, lächelnde Münder verteilt sind.
    »Gottverkackte Scheiße«, sagt Geoff.
    »Meine Aufgabe in unserem Team besteht darin, mit den Schlüsselfiguren der Blutsauger-Gemeinschaft zu verhandeln, was größtenteils in und um Manchester geschieht. Wissen Sie, in der Vergangenheit wurden Vampire ausgemerzt. Manchester und Scotland Yard haben Mitglieder der Staatspolizei an Armbrüsten ausgebildet.«
    Geoff weicht vor dem Monitor, dem toten Mädchen zurück. Inzwischen ist ihm ziemlich schlecht. Er muss den Geschmack im Mund dringend loswerden. Er greift nach der Dose Orangenlimonade, die er zusammen mit den Pastetchen gekauft hat, reißt den Verschluss auf und stürzt den Inhalt hinunter, während Alison Glenny weiterredet.
    »Inzwischen verhandeln wir direkt mit der Gemeinschaft.«Sie hält einen Moment inne, offensichtlich, um zu prüfen, ob sie mit ihren Worten zu ihm durchdringt. »Wir reden mit ihnen. Verhandeln. Schaffen Vertrauen und sammeln Informationen.«
    Geoff sieht Dereks Kopf am Fenster vorbeigehen und stürzt zur Tür, in der Hand die Dose. »Derek? Derek? «
    Der Commissioner geht weiter den Flur hinunter. Er dreht sich kurz um und wiederholt, was er am Telefon gesagt hat, und zweifellos ist da Angst in seiner Stimme und seinen sonst so ruhigen blauen Augen. »Tu, was sie dir sagt, Geoff.« Und dann wendet er sich wieder zum Gehen, und von ihm sind nur noch der silberne Haarschopf und die schwarze Uniform zu sehen, bis er im nächsten Korridor verschwindet.
    »Und was erwarten Sie jetzt von uns?«, fragt er, als er sein Büro wieder betritt. »Dass wir unsere Wasserpistolen mit Weihwasser laden?«
    »Nein«, sagt sie, klappt den Laptop zu und schiebt ihn in ihre Aktentasche. »Es ist uns gelungen, Vorfälle wie diesen um fast die Hälfte zu reduzieren. Und zwar mithilfe von Vereinbarungen und gegenseitigem Respekt.« Sie erzählt ihm von der Sheridan Society und der Liste der Unantastbaren.
    »Also, Herzchen, habe ich das so richtig verstanden? Sie kommen hier rein, erzählen mir eine Story, die sich wie CSI: Transsilvanien anhört, und erwarten von mir, dass ich an die Existenz von verkackten Draculas glaube, die in meinem Laden ihr Unwesen treiben, und sagen mir dann, dass wir nichts tun können, um sie aufzuhalten?«
    Alison Glenny seufzt. »Wir stellen alles Mögliche an, um sie aufzuhalten, Superintendent. Heutzutage stehen die Chancen für Vampire schlechter denn je, mit einem Mord davonzukommen. Aber wir ziehen Lösungen über Dritte vor. Vampir gegen Vampir. Wissen Sie, wir müssen an dasWohl der Allgemeinheit denken. Unser vorrangiges Ziel ist, ohne das Wissen der Öffentlichkeit zu agieren.«
    »Gut, ja. Und wenn ich beschließe, die Öffentlichkeit zu informieren?«
    »Dann werden Sie suspendiert und für verrückt erklärt. Sie würden nie wieder einen Job bei der Polizei bekommen.«
    Geoff nimmt den letzten Schluck von seiner Limonade, behält die prickelnde Flüssigkeit eine Weile im Mund, bevor er sie hinunterschluckt. Die Frau meint das todernst.
    »Und was wollen Sie jetzt von mir?«
    »Ich brauche sämtliche Informationen, die Sie bis jetzt über den Fall Stuart Harper haben. Ohne Ausnahme. Haben Sie mich verstanden?«
    Er lässt die Frage eine Weile sacken, während er die verstreuten Krümel und den kleinen Fettrand auf der Papiertüte betrachtet. »Ja, ich verstehe.«

[Menü]
    VERSCHÖNERUNGSTAG BEI DEN RADLEYS
    Die Mittagspause draußen im Hof verbringen die Schüler der Rosewood Upper School unbewusst nach Geschlechtern aufgeteilt. Die Jungs spielen Fußball oder jonglieren mit dem Ball, raufen spielerisch miteinander oder prügeln sich ernsthaft, halten sich im Schwitzkasten oder schleudern sich an den Schultaschen durch die Gegend. Die Mädchen reden und sitzen herum, auf Bänken oder im Gras, in Dreier- oder Vierergrüppchen. Falls sie die Jungs zur Kenntnis nehmen, dann eher aus Bestürzung oder Mitleid als mit offener Bewunderung, als würden sie nicht nur einem anderen Geschlecht, sondern einer völlig anderen Spezies angehören. Allwissende, überhebliche Katzen, die sich die Pfoten lecken und angewidert zusehen, wie die tapsigen, aufgeregten

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