Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
sie einst zusammengesetzt hatte.
Boas bedauerte, dass er dieser Idee aus all seinen Gedankengängen den Vorzug gegeben hatte, doch sie konfrontierte ihn mit der Furcht erregenden Faszination des Unausweichlichen. Ein solch unerbittliches Ebenmaß konnte nicht verneint werden, wenn es denn existierte.
Er beschleunigte seine Schritte. Wenn diese Erkenntnis stimmte, wenn für die Welt tatsächlich die Zeit des Verfalls begonnen hatte, dann waren die Folgen für die Zukunft unvermeidlich. Das war natürlich mit den ersten Worten der Schöpfung bereits angedeutet worden, aber wenigstens könnten sich dann die Messing von Ophir auf das Ende vorbereiten, allen davon künden und ihre gemeinschaftliche Unsterblichkeit darauf verwenden, zuzusehen und zu warten.
Du bist ein Narr , sagte die menschliche Stimme in seinem Kopf. Du machst viel aus Nichts und würdest uns das Einzige nehmen, was uns im Angesicht der überwältigenden Allmacht von Gottes Willen die Freiheit schenkt.
»Freie Wahl?«, fragte er laut, und seine Stimme ließ einen überraschten Schliefer aufspringen und von seinem Felsen flüchten.
Hoffnung , antworteten Paolina und al-Wazir gemeinsam.
Gashansunu
In dieser Nacht schien sich die Sonne zweimal in einer Spiralbewegung zu drehen, bevor sie den Horizont berührte, einem Vogel ähnlich, der sich seinem Nest nähert, obwohl ein Raubtier es belagert. Die Lebensader der Erde flackerte auf, als sie unterging, aber die Nacht senkte sich so schnell, wie sie es hier schon immer getan hatte.
Gashansunu stand in der Steinbockstellung auf dem Ersten Ring der Stadt, mit Blick auf den Hafendamm. Ihre Tändelei mit Baassiia war mehr als erfreulich gewesen – der Mann verstand wirklich etwas von den verborgenen Bedürfnissen einer Frau –, aber seine Worte danach drehten sich nur um seine Besorgnis, wie es ihrer Stadt ergehen würde, und dem Zorn des Knochenvolkes.
Sie glaubte nicht wirklich an dessen Zorn. Das Knochenvolk hatte eine ganz besondere Beziehung zur Welt und sah die Erde als Mittelpunkt in einem Universum an, um das sich Raum und Zeit drehten. Sie hatte von ihrer Behauptung gehört, dass für sie jeder Moment gleich war, aber dem war offensichtlich nicht so. Warum sonst würden sie sich sonst die Mühe machen, zur Stadt oder an einen anderen beliebigen Ort in der Südlichen Hemisphäre zu reisen – in ihren mächtigen, lautlosen Luftschiffen?
Der Abend senkte sich auf den Großen Sonnenuntergangssee. Sie befragte ihr wa , was das seltsame Verhalten der Sonne zu bedeuten hatte, aber selbst die Schweigende Welt enthielt ihr besondere Weisheit vor.
Manchmal war Licht einfach nur Licht , hatte man ihr gesagt.
Und dennoch bewegte sich die Welt auf seltsame Weise. Nicht so wie vor zwei Jahren, als die gesammelte Macht aller Häuser der Stadt im Kampf gegen die kochenden Wasserwände benötigt wurde, die das Erzittern der Welt hervorgerufen hatte. Selbst die Mächtigsten der alten Zauberer, die innerhalb des Giftrings in der Stadtmitte lebten, ihre Körper in Blattsilber kleideten und Edelsteine aus ihren Körpern ausschieden, zeigten sich beunruhigt.
Dann war der hellhäutige Fremde erschienen, der das Knochenvolk mit seinem mutigen Diebstahl erzürnt hatte und anschließend geflüchtet war. Weitere Wellenstürme schlugen auf sie ein. Sie fragte sich erneut, was er getan hatte; ob er der Grund für all diese Gewalt gewesen war oder ob er der unglaublichen Gewalt, die auf dem Land, aber auch in den Meeren so viel Schaden angerichtet hatte, Einhalt hatte gebieten können.
Nun bewegte sich die Welt seltsam, aber auf einem anderen Weg. Es handelte sich nicht mehr um das gewöhnliche Erbeben der greifbaren Welt, sondern um kleine Wellen, die sich durch die Erdseele fraßen. Die Schweigende Welt.
Unmut machte sich breit. Ein Teil davon war auf ihre Stadt gerichtet.
Gashansunu nahm den stillschweigenden Ratschlag ihres wa an und ignorierte den wundersamen Sonnenuntergang. Alles in der Welt war ein Zeichen. Das war die Erste Lektion. Aber nicht jedes Zeichen war ein Vorbote. Das war die Letzte Lektion, die sie zu lernen hoffte, bevor sie ihren Körper endgültig verließ und sich ihrem wa in der Schweigenden Welt anschloss.
Sie machte sich auf den Weg, ein Bad zu nehmen, um den knisternden, leicht fauligen Geruch des Sex von ihrem Körper abzuwaschen; dann würde sie essen. Heute Abend hatte Gashansunu Appetit auf Fisch. Wenn sie ihn mit den richtigen Soßen aß, dann würden die daraus resultierenden
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