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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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musste, konnte sie nur erahnen. »Oh, mein Gott …« In Tränen aufgelöst, drückte sie die leidgeprüfte Freundin an sich.
    »Es war so schrecklich«, flüsterte Mary Stuart. »Weil Bill fast die gleichen Worte gebraucht hat wie du damals – und noch viel schlimmere.« Wäre ihr Herz nicht längst gebrochen, würde es in diesem Moment bersten. »Und er gibt mir immer noch die Schuld. Er hasst mich. Vor kurzem ist er nach London geflogen, ohne mich. Er erträgt meinen Anblick nicht. Und das kann ich ihm wohl kaum verübeln. Er glaubt, ich hätte unseren Sohn getötet oder sterben lassen. So wie du damals dachtest, ich wäre für Ellies Selbstmord verantwortlich.«
    »O Stu, ich war so dumm.« Zoe hielt Mary Stuart immer noch in den Armen. Doch das war ein schwacher Trost nach all dem Kummer. »Auf dem College war ich zweiundzwanzig, ein ahnungsloses unerfahrenes Mädchen. Bill müsste es besser wissen.«
    »Er ist felsenfest überzeugt, ich hätte Todds Tod verhindern können.«
    »Dann sollte ihm jemand die Wahrheit über Selbstmörder erzählen. Wer seinem Leben ein Ende setzen will, lässt sich nicht einmal von wilden Pferden daran hindern. Wäre dein Sohn nicht fest entschlossen gewesen, hätte er dich gewarnt. «
    »Das tat er nicht.« Mary Stuart putzte sich mit einem Papiertaschentuch die Nase, das Tanya ihr gereicht hatte.
    »Du darfst dir keine Vorwürfe machen«, beschwor Zoe ihre unglückliche Freundin. »Versuch zu akzeptieren, was mit deinem Jungen geschah. So schrecklich es auch ist – es lässt sich nicht ändern. Denk an die Zukunft, sonst zerstörst du dich selbst und alles in deiner Nähe.«
    »Oh, das hat Bill bereits für mich erledigt.« Unter Tränen lächelte sie ihre Freundinnen an. »Von unserer Ehe ist nichts mehr übrig.«
    »Irgendjemand muss mit ihm reden«, meinte Zoe.
    »Wahrscheinlich mein Anwalt«, erwiderte Mary Stuart grimmig, die sich ein wenig beruhigt hatte. Zoe ließ ihre Schultern los, ergriff ihre Hand, und Tanya umfasste die andere. »Ich habe meine letzten Hoffnungen begraben, und das werde ich ihm sagen, wenn er aus London zurückkommt.«
    »Was macht er dort?«, fragte Zoe.
    »Er nimmt an einer wichtigen Gerichtsverhandlung teil, die zwei oder drei Monate dauern wird, aber er wollte mich nicht mitnehmen.«
    Zoes Augen verengten sich. »Gibt's eine andere Frau in seinem Leben?«
    »Das bezweifle ich. Seit Todds Tod haben wir nicht mehr miteinander geschlafen, er rührt mich kaum noch an. Auf diese Weise will er mich bestrafen. Aber ich glaube nicht, dass er eine Geliebte hat.«
    »Manche Menschen versteinern nach einem solchen Trauma. Das ist ganz typisch und einer Ehe nicht gerade zuträglich.«
    »Sicher nicht«, stimmte Mary Stuart seufzend zu. »Jedenfalls weiß ich jetzt, was ich tun muss. Er wird mir nie verzeihen, und wenn ich bei ihm bliebe, würde ich Tag für Tag mit meinen Schuldgefühlen leben müssen. Das ertrage ich nicht.«
    »Warum solltest du? Entweder er spricht sich offen und ehrlich mit dir aus, oder du musst ihn verlassen. Und deine Tochter?«
    »Wahrscheinlich wird sie mich für die Scheidung verantwortlich machen. Sie erkennt nicht, wie grässlich ihr Vater mich behandelt, und glaubt, er wäre einfach nur beschäftigt.
    Das dachte ich anfangs auch, aber er gab mir sehr deutlich zu verstehen, was er empfindet. Er spricht nicht mit mir und geht mir aus dem Weg. Und wenn er mich anschaut, kommt es mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Das halte ich nicht mehr aus, nicht einmal Alyssa zuliebe.«
    »Dann musst du ihn verlassen«, erklärte Zoe energisch. Obwohl sie sich zum ersten Mal nach über zwanzig Jahren wieder sahen, gewannen sie den Eindruck, sie hätten die Zeit zurückgedreht.
    »Ohne ihn bist du viel besser dran«, meinte Tanya. »Ich habe so was überlebt, und du wirst es auch schaffen.«
    »Aber wir waren zweiundzwanzig Jahre lang verheiratet. Und plötzlich ist alles zu Ende. Unglaublich …«
    »Offenbar ist's schon seit einiger Zeit vorbei«, entgegnete Zoe.
    Betrübt nickte Tanya, und Mary Stuart konnte nicht widersprechen. Bill rief nur selten an und beendete die Gespräche, die ihm offenbar peinlich waren, schon nach wenigen Minuten. Deshalb schickte sie ihm lieber Faxe, so wie an diesem Abend nach ihrer Ankunft auf der Ranch, um ihm die Adresse mitzuteilen. Doch nicht einmal darauf antwortete er.
    »Du bist noch jung«, versuchte Tanya sie zu ermutigen. »Bald wirst du ein neues Leben beginnen, vielleicht mit einem Mann, der dich

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