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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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war, was zurückblieb – vielleicht ein Hauch jener Verlorenheit und Traurigkeit, die sie anfangs gerührt hatten und die sie später scheute, aus Angst, dass sie sich ihm wieder nahe fühlen könnte.
    Er tauchte die Hände in eine Schale Wasser, zum Zeichen, dass er sein Mahl beendet hatte.
    »Was willst du von mir, Frau?«
    Die Bitte lag ihr auf der Zunge, doch sie schob es auf, sie zu benennen.
    »Das kann warten... Erzähl mir von dir! Was treibt dich um in diesen Tagen?«
    »Nichts, was dich interessieren könnte... Es geht um die Steuer.«
    »Und was daran bereitet dir Sorge?«
    »Willst du ernsthaft sagen, das interessiere dich?«
    Sie wusste die Antwort nicht. Als sie zu ihm gekommen war, hatte sie beschlossen, ihn geneigt zu stimmen – mit allen Mitteln, die dafür notwendig waren. Jetzt ging ihr auf, dass es ihr nicht zuwider war, mit ihm zu sprechen; sie scheute ihn, weil er unberechenbar war. Aber sie hatte keine Angst vor ihm, solange...solange sie zumindest ahnte, wie sie ihn lenken musste. Dass sie darin ungeübt war nach all der Zeit, da sie darauf verzichtet hatte, spornte sie nur an, den alten Einfluss geltend zu machen.
    »Nun«, sprach sie über den Einwand hinweg, »ich weiß, dass die Ländereien und Jagdgebiete, die Wälder und Paläste in deinem Besitz zu jenem Schatz gehören, der von König an König vererbt wird. Und ich weiß, dass daraus jährlich Einnahmen fließen, um den Hof zu unterhalten.«
    Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. Offenbar wollte er versuchen, streng und unnahbar zu schauen, doch seine Augen glänzten sanft, und er zwinkerte heftig. Nicht minder schwächelnd geriet seine Stimme; sie klang nicht höhnisch, sondern zaghaft. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass du an solchen Dingen Anteil nimmst.«
    »Und welches Problem quält dich... die Steuer betreffend?«, fragte sie forsch.
    Ratlos zuckte er die Schultern. »Im letzten Jahr gingen die Erträge zurück, wiewohl die Ernte üppig war. Ganz offensichtlich betrügen mich meine Beamten, die die Steuer eintreiben; sie scheinen sich mehr davon zu behalten, als ihnen von Rechts wegen zusteht.«
    Am Ende klang er jämmerlich. Sie war nicht gewiss, ob dies geschah, weil ihm der Betrug tatsächlich zusetzte, oder ob ihm die Stimme brach, weil er mit ihr redete.
    Sie ward an jene Tage erinnert, da sie noch glaubte, bald heimkehren zu dürfen, und mit ihm über die Sorgen sprach, die ihm das große Reich auflastete. Er hatte sie abgestoßen, weil ein König, wie sie fand, nicht weinerlich sein durfte – und gerührt, weil sie seine Augen heimatloser deuchten, als sie sich selbst fühlte.
    »Vielleicht ist’s, weil du zu vertrauensselig bist«, zwang sie sich zur Nüchternheit. »Gute Fürsten sind, die nah beim Volk leben. Du aber überlässt deinen Beamten das Regieren, den Großendes Reichs und den Bischöfen. Du... du darfst dich nicht verkriechen und nur vollziehen, was sie bestimmen!«
    Seine Augen leuchteten kurz auf, ehe er den Kopf wieder senkte, die Schüsseln betrachtete, die vor ihm standen und noch nicht ganz geleert waren. »Du bist es doch, die sich verkriecht. Und du wirst auch nicht gekommen sein, mir beim Regieren zu helfen. Das wolltest du nie, seit du meine Königin bist.« Wiewohl er sein Mahl beendet hatte, griff er zu einem Stück Fleisch; er drückte es zwischen seinen Fingern, bis es klein und rund war, um es sich dann in den Mund zu stopfen. Er biss es kaum, sondern schluckte es gleich.
    »Ja... ja, so ist es wohl«, gab Bathildis zu. »Aber ich bin nicht so gleichgültig, wie es den Anschein hat. Es gibt da ein Mädchen, dessen Schicksal mich rührt. Es ist ein Sklavenkind, jedoch hübsch anzuschauen und – wie ich meine – von äußerster Besonnenheit. Ich will nicht, dass es die niedrigen Arbeiten im Hof verrichten muss.«
    »Seit wann schert dich, was in der Küche passiert? Und warum sollte es mich bekümmern?«
    Er griff nach dem nächsten Bissen.
    »Ich will das Mädchen zu mir in die Frauengemächer holen«, bat sie und trat ein weiteres Stück auf ihn zu, so nahe, dass er zusammenzuckte, als hätte man ihn bei Verbotenem ertappt.
    »Und warum fragst du mich?«, entgegnete er gereizt. »Nimm dir als Dienerin, wen du willst!«
    »Aber ich will nicht, dass sie nur meine Dienerin ist. Ich will sie vom Sklavenlos befreien. Sie soll leben... wie meine Schwester, meine Nichte oder wie meine Tochter... Ich... ich fühle mich an ihrer Seite wohler.«
    Misstrauisch hob er den Blick. »Und ich

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