Die Reise nach Gadaron (German Edition)
dass die Ereignisse hier, für sie nur eine Episode einer Reihe von spektakulären Abenteuern war, die Larinas bisheriges Leben geprägt hatten. Das klang unglaublich, weil es zu ihrer Zeit noch keine Dämonen oder sonstigen Geschöpfe des Bösen gab. Die größte Gefahr für den Menschen, zu ihrer Zeit, war der Mensch. Ironischerweise scheint eine Gesellschaft, die keinen Gefahren von außen ausgesetzt ist, keine Mühe darauf zu verschwenden, für inneren Frieden zu sorgen. In Larinas Zeit gab es Raub und Diebstahl, Dealer und Hehler, Betrüger und Erpresser, Mord und Todschlag. Larina hatte zudem in einer Stadt gelebt, in der all diese Abscheulichkeiten vertreten waren, wie in kaum einer anderen. Eigentlich wäre ein Mädchen, an so einem Ort, gnadenlos zugrunde gegangen. Was ihr zugute kam, war eine Kampftechnik, die ihre Familie seit Jahrhunderten studierte. Sie bot, gegenüber jedem Gegner, gewisse Vorteile. Dabei kam es kam nicht auf Kraft an, eher auf Körperbeherrschung und Schwung in einzelnen Bewegungsabläufen. So konnte jeder, der diese Kampftechnik beherrschte, ohne großen Kraftaufwand, vernichtende Angriffe ausführen. Und Larina war ein Naturtalent. Schon von Kindesbeinen an, war sie eine gefürchtete Kampfmaschine. Jeder Straßenjunge wusste, dass es eine schlechte Idee war, sich mit ihr anzulegen. Man konnte sogar behaupten, dass es Larina war, die die Diebe und Mörder terrorisierte. Man sollte meinen, dass Larina ihre Fähigkeiten dazu nutzte, die Befehlsgewalt über die Gangster ihrer Gegend anzustreben. Sie könnte eine Karriere im Bereich der organisierten Kriminalität anstreben. Doch dem war nicht so. Trotz der lasterhaften Umgebung, in der sie lebte, hatte das Mädchen immer ein starkes Rechtsempfinden besessen. Sie war ständig bemüht, den Schwachen und Hilfsbedürftigen beizustehen. Das hört sich fast wie ein Märchen an. Doch wenn man sich weiter mit Larinas Lebensweg beschäftigen würde, stieße man auf einige weitere, sehr eigentümliche Erlebnisse. Doch dazu später mehr.
Nun war es also eines Tages dazu gekommen, dass Larina, während sie eine Straße entlangging, ein merkwürdiges Licht wahrnahm. Dann wurde sie von einem Strudel erfasst, der sie durch Zeit und Raum riss. Sie kam in einem dunklen Raum wieder zu sich. Dort befanden sich, außer ihr, noch zwei seltsame Gestalten und ein Hund. Womit wir wieder beim Thema wären.
*
Die Morganen wichen vor Larina zurück. Doch die ließ sich nicht beirren. Zwar wusste sie immer noch nicht, was ein Morgane war, doch sie begriff, dass sie es hier mit Gaunern zutun hatte, die nun zurückwichen, weil sie merkten, dass sie sich mit der Falschen angelegt hatten. Doch so nicht mit Larina! Sogleich hatte sie zwei weitere gepackt und außer Gefecht gesetzt. Die restlichen erledigte sie mit gezielten Faustschlägen, bevor sie aus dem Gang fliehen konnten. Nur der Anführer war noch übrig. Der war allerdings zu verängstigt, um sich noch rühren zu können. Larina packte ihn am Kragen und sah ihn böse an. „Und nun rück mit der Sprache raus! Wieso habt ihr mich und die anderen angegriffen?“
„Weil die Wachen bemerkt hatten, dass die Zauberer aus dem Kerker geflohen sind. Der Oberpriester hat uns befohlen, sie zu suchen und wieder einzusperren.“
„Und von was ist das der Oberpriester?“, fragte Larina streng.
„Na, von den Morganen“, antwortete der Mann verwirrt. „Von wem denn sonst?“
„Und wer sind diese Morganen?“
Noch bevor Larinas Gefangener antworten konnte, waren Kona, Salan und Zerberus bei ihr.
„Das erklären wir dir später“, meinte Salan. „Hätten wir schon längst tun müssen. Aber jetzt weg hier!“ Fürs erste gab sich Larina zufrieden und ließ den Morganen los. Er wagte es nicht, sich zu wehren, oder irgendwelche Schwierigkeiten zu machen.
„Los jetzt!“, kommandierte Kona. „I ch zeige euch, wie man hier raus kommt.“ Gemeinsam verließen sie den Kerker des Morganentempels.
Wenige Minuten später standen Kona, Zerberus und die beiden neuen Mitkämpfer vor dem kleinen Seitenausgang. Würden sie den Tempel, genauso einfach, wie sie ihn betreten hatten, auch wieder verlassen können? Vorsichtig öffnete Kona die Tür und lugte durch den Spalt.
„Niemand zu sehen“, teilte er den anderen mit.
„Dann riskieren wir es doch einfach“, schlug Salan vor.
„Wenn wir hier noch lange rumstehen und warten, werden wir sowieso irgendwann entdeckt “, meinte Larina.
„Na gut, versuchen wir es.“
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