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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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lassen. Londinium war anscheinend der beste Platz in Britannien für solche Arbeiten. Sie plauderte unterwegs angeregt über die Tempel und die vielen vornehmen Läden der Stadt, und als wir zu der Brücke kamen, die den Fluß Tamesis überspannt, hielt sie an, damit wir die auf der anderen Seite des Flusses liegende Stadt in Ruhe betrachten konnten.
    »Das ist Londinium, Hauptstadt und Handelszentrum der Provinz Britannien«, sagte sie und zeigte mit einer ausladenden Bewegung auf die weiträumige Ansiedlung – die Kais mit den vielen Schiffen, die dort angelegt hatten, die Lagerhäuser, die große Menge der Hausdächer, die sich hinter ihnen zusammendrängten. Gleich hinter dem Fluß lag etwas links von uns ein größeres Gebäude mit einer kunstvoll gearbeiteten Fassade. »Der Palast des Statthalters«, erklärte Bodica. »Tiberius wird jetzt dort sein.« Sie nahm die Zügel auf und fuhr wieder an. »Aber man kann die Brücke vom Palast aus nicht sehen. Alle Fenster gehen auf den Innenhof. Sehr römisch, wie mir scheint, sich an der eigenen importierten Großartigkeit zu weiden, statt den Blick auf die Lebensverhältnisse der umgebenden Provinz zu richten. Schaut einmal da vor uns!«
    Ein Skelett mit zerfetzten Kleidern baumelte am mittleren Bogen der Brücke. Ein paar große Vögel krallten sich daran und pickten. »Sie hängen oft Verbrecher dort auf«, erklärte Bodica uns. Sie fuhr langsam an den mittleren Bogen der Brücke heran und sah mit diesem kühl abschätzenden Blick, den ich so beunruhigend fand, auf die Leiche hinunter. »Als Warnung. Als meine Vorfahrin, die Königin der Icener, Londinium eroberte, ließ sie die Stadt plündern und … römische Bürger … an der Tamesisbrücke, der Vorgängerin dieser Brücke, aufhängen. Hunderte römische Bürger.«
    Arshaks Augen funkelten. Er sah Bodica scharf an. »Sie ließ die britannische Hauptstadt plündern? Hatte sie viele Anhänger?«
    »Oh, sehr viele! In jener Zeit brannte ganz Britannien darauf, das römische Joch abzuwerfen und wieder frei unter seinen eigenen Königen und Königinnen zu leben. Sie hielten es für eine Schande damals, von Steuereinnehmern gedemütigt zu werden und Beamten Bestechungsgelder zu zahlen. Wir waren damals ein Volk tapferer Krieger, wie Euer eigenes Volk.«
    Sie erzählte uns mehr über die Icenerkönigin Boudicca, während wir durch die Brückentore nach Londinium hineinritten: wie ein ungerechter römischer Statthalter den Befehl gab, sie auszupeitschen und ihre Töchter zu vergewaltigen, wie sie dann den Süden des Landes zum Aufstand gegen die Römer aufwiegelte und die beiden größten Städte eroberte und plünderte, aber zuletzt, nachdem eine ganze römische Legion in einer blutigen Schlacht vernichtet worden war, geschlagen wurde; wie sie Gift nahm, um nicht die Schande zu erleben, bei einem römischen Triumphzug mitgeführt zu werden. Es war eine bewegende Erzählung von Mut und verzweifeltem Heroismus.
    »Aber das liegt lange zurück«, schloß Bodica ruhig. »Mehr als ein Jahrhundert. Das britische Volk ist jetzt endgültig unter das Joch gezwungen und wagt es nicht mehr, sich gegen Rom aufzubäumen außer im Norden, wo es immer noch ein wenig gärt. Es wird nicht lange dauern, nehme ich an, bis Euer Volk auch unter Roms Joch gezwungen ist.«
    Wir sahen sie konsterniert an. »Unser Volk ist niemals unterworfen worden«, sagte Arshak heftig.
    »Aber Ihr seid hier«, betonte sie – ihre Stimme klang traurig.
    »Wir sind der Preis, den unser Volk für einen Waffenstillstand gezahlt hat. Mein Onkel Zanticus ist noch immer König der Sarmaten. Der Kaiser haßt ihn, aber der Kaiser mußte trotzdem einen Vertrag mit ihm schließen. Wir sind ein Volk freier Menschen, keine Sklaven.«
    Bodica senkte den Kopf mit dem goldschimmernden Haar. »Manchmal«, flüsterte sie, »wünsche ich, ich könnte das auch von meinem Volk sagen.«
    Ihre Stimme war sanft und traurig – aber es war ein Ausdruck in ihren Augen, der dieser Sanftheit widersprach. Es war der Ausdruck eines Ringers, der den schwachen Punkt seines Gegners entdeckt hat. An jedem Tag des Marsches hatte sie uns befragt, sie wollte alles wissen über unser Leben, unsere Bräuche, unseren Glauben – es waren bohrende Fragen gewesen, immer mit einem reizenden, unschuldigen Lächeln gestellt; jetzt, so war mein Eindruck, war die Testzeit vorbei, und sie fing an, ihre Netze auszuwerfen. Arshak bemerkte nichts davon, er genoß es, der bevorzugte Begleiter der

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