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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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einer Biegung plötzlich eine Lichtung, in deren Mitte der Bach aus einem Felsen entsprang. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf den Wassertropfen, die auf eine noch immer sattgrüne Wiese spritzten. Wie eine Burgmauer umgaben die Felsen den Quellort. Zwei Männer erklommen sie sofort und gingen als Wachen in Stellung.
    Rebekka folgte ihnen, Vojtech half ihr hinauf. Wie eine Landkarte breitete sich die Landschaft unter ihr aus. Es war ihr aufgefallen, dass sie die ganze Zeit bergauf gegangen waren, dass sie aber so viele Fuß an Höhe erklommen hatten, erstaunte sie. Die Burg war ein gutes Stück näher gerückt. Das Banner des Königs war noch nicht zu sehen. Es war ja auch noch viel zu früh.
    »Warum ist die Burg nicht hier erbaut worden?«, fragte Rebekka. »Diese Stelle ist doch viel geeigneter, fast unzugänglich und leicht zu beschützen.«
    Vojtech zuckte mit den Schultern. Die anderen Männer warfen einander verstohlene Blicke zu.
    Rebekka sah die Männer der Reihe nach an. »Ihr wisst es doch! Sagt es mir!«
    Ein Mann der Leibgarde, ein Hüne, der Rebekka um zwei Köpfe überragte, trat vor. »Wie Ihr sicher wisst, gibt es überall verfluchte Orte.« Er seufzte. »Dies hier ist ein solcher.«
    Unwillkürlich lief Rebekka ein Schauder über den Rücken. »Weshalb?«
    »Herrin, bitte …« Dem Hünen war sichtlich unwohl in seiner Haut.
    »Raus damit!« Rebekka verstand nicht, warum die Männer sie behandelten, als sei sie ein Kind. Sie überlegte einen Moment. Nein, das war es gar nicht. Wahrscheinlich lag irgendein christlicher Fluch über der Lichtung. Etwas, das eine gläubige Jungfer durchaus in Angst und Schrecken hätte versetzen können. »Hat der Teufel hier Hochzeit gehalten? Sich mit einer Jungfrau vermählt?«
    Der Hüne bekreuzigte sich dreimal, die Männer taten es ihm nach, und Rebekka war klug genug, ebenfalls das Kreuz zu schlagen.
    »Einst stand hier eine stolze Burg«, sagte der Hüne. »Diese Steine sind alles, was von ihr übrig ist. Das Land war reich an Silber und Weizen. Doch der Burgherr war im Kampf versehrt worden, und deshalb bekam sein Weib keine Kinder. Da verpfändete der Ritter dem Teufel seine Seele, damit ihm seine Frau einen Sohn gebären sollte, ohne empfangen zu haben.«
    Wieder bekreuzigten sich die Männer.
    Das konnte der Gott der Christen natürlich nicht zulassen, erkannte Rebekka. »Gottes Zorn muss furchtbar gewesen sein!«
    Der Hüne nickte. »Den Burgherrn warf er ins ewige Feuer. Die Steine der Burg ließ er allein durch sein Wort schmelzen. Alles verbrannte: Mauern, Menschen und Tiere wurden zu roter Glut und dann zu Fels. Zum Zeichen, dass es nur einen Gott gibt und nur einen Sohn Gottes, hat er aus dem rot glühenden Fels einen Quell entspringen lassen. Im Laufe der Jahrhunderte ist sein Zorn abgekühlt, so wie dieser Stein. Aber niemand wagte es, erneut eine Feste zu errichten, und nur wenige Wanderer trauen sich, an diesem Ort zu rasten.«
    »Aber wir sind reinen Glaubens, und deshalb wird Gott uns hier beherbergen«, sagte Rebekka.
    »Amen«, sagte der Hüne.
    »Amen«, echote es von den Männern.
    Rebekka war sich sicher, dass Gott sie beschützte. Aber nicht der furchtbare mordende Gott, an den viele Christen und Juden glaubten. Sondern ein Gott, der Frieden über die Menschen brachte und sie versöhnte, ein Gott, der so groß war, dass kein Mensch ihn beleidigen konnte. Und es war undenkbar, dass ein Menschenweib den Sohn Gottes gebären konnte. Kein Mensch konnte ein Gott sein. Sie lächelte den Hünen an. »Dann lasst uns das Lager aufschlagen und von dem köstlichen Wasser trinken, das Gott uns mit diesem wunderbaren Quell schenkt.«
    Der Hüne verbeugte sich, warf noch einen scheuen Blick auf Rebekka und machte sich dann an die Arbeit. Schnell brach die Nacht herein. Auch heute durften sie kein Feuer anzünden. Rebekka wickelte sich in mehrere Felle und Decken, drei Männer spendeten Wärme.
    Sie schaute in den Himmel, der übersät war von glitzernden Punkten. Was mochte da oben wirklich sein? War es so, wie Rabbi Isaak es ihr beigebracht hatte? Waren es Sonnen und Planeten und Monde? War die Erde nur einer von tausenden von Himmelskörpern? Drehte sich die Erde wirklich um die Sonne? Und nicht als Scheibe, sondern als Kugel? Warum nicht? Rabbi Isaak hatte ihr die astronomischen Grundbegriffe erklärt, sie waren leicht zu verstehen und folgerichtig. Und vor allem konnte man sie messen und berechnen. Mathematik log nicht. Der Mensch schon. Sie begann,

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