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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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griff erneut an, versetzte dem Schmied einen Hieb in die Magengrube und stieß ihm dann den Ellbogen so heftig unter das Kinn, dass Tormod rücklings ins Wasser stürzte.
    Hustend und keuchend kam er wieder an die Oberfläche und versuchte, sich an Land zu ziehen.
    Dylan beugte sich über ihn; bereit, ihn bei der nächsten beleidigenden Bemerkung in den Bach zurückzustoßen. »Gibst du jetzt Ruhe?«
    Der Schmied starrte ihn feindselig an.
    »Ich werde Sarah heiraten. Sie möchte es gerne, das ganze gottverdammte Tal wartet darauf, und jetzt ist es auch mein Wunsch. Du wirst sie in Zukunft nicht mehr belästigen und sie mit Respekt behandeln. Außerdem wirst du ihr nie wieder einen Heiratsantrag machen. Und ich verlange eine Entschuldigung für alles, was du eben gesagt hast.«
    Tormod gab keine Antwort, sondern funkelte ihn nur zornig an. Wasser tropfte aus seinem Haar und dem zottigen Bart. Seine Nasenflügel bebten, und auf seinen Wangen leuchteten hochrote Flecken.
    »Ich warte, Tormod.«
    Endlich murmelte Tormod: »Es tut mir Leid, dass ich dich als Ehebrecher bezeichnet habe.«
    »Und?«
    »Und ich wollte Ciaran auch nicht als Bastard beschimpfen.«
    »Dann wollen wir die ganze Sache vergessen.« Dylan bückte sich, um Tormod ans Ufer zu helfen. Schweigend kehrten sie zum Lager zurück.
    Als Dylan in dieser Nacht am Feuer lag, wurde ihm klar, dass er während der Auseinandersetzimg mit Tormod nicht von dieser unkontrollierbaren Raserei überfallen worden war, die ihn so lange gepeinigt hatte. Kein roter Schleier hatte sich vor seine Augen gelegt, keine glühenden Klauen hatten sich in seinen Rücken gegraben. Er war wütend geworden; aus gutem Grund, wie er fand, aber er hatte dieses Mal nicht völlig die Beherrschung über sich verloren. Anscheinend hatte er sich von diesem Dämon befreit, was ihn mit tiefer Erleichterung erfüllte. Fest in sein Plaid gewickelt, träumte er von seinem Hof und von Sarah, bis der Schlaf ihn übermannte.
    Er war an einen Holzpfahl gefesselt - denselben Pfahl, an dem er einst beinahe zu Tode gepeitscht worden war - und seine Arme hatte man über seinem Kopf mit Handschellen festgekettet. Der Boden war mit fauligem Stroh bedeckt; Pechfackeln in Wandleuchtern tauchten den schmalen Raum, der nach Urin, vertrocknetem Blut und Entsetzen stank, in ein schwaches Licht. Dylan zerrte heftig an seinen Handfesseln, die klirrend gegen den hinter ihm an dem Pfahl befestigten Eisenring schlugen.
    Fort William. Er befand sich wieder in Fort William, und diesmal war es nicht nur ein böser Traum. Er war mit dem Rücken gegen den Pfahl gefesselt, seine Kleider lagen in Fetzen gerissen am Boden, aber sein Rücken blutete nicht. Damals in Fort William war er erst ausgepeitscht und dann am Pfahl umgedreht worden, damit er seinem Peiniger ins Gesicht sehen konnte. Jetzt stand er mit dem Gesicht zur Tür an dem Holzpfahl, aber sein Rücken wies keine blutigen Striemen auf. Dies war keine albtraumhafte Erinnerung, sondern wieder einer von Morrighans üblen Tricks. Höchste Zeit, endlich aufzuwachen. Er verspürte wenig Lust, an diesem makabren Spiel teilzunehmen.
    Aber der Traum ließ sich nicht abschütteln. Wieder versuchte Dylan, sich zum Erwachen zu zwingen, aber es gelang ihm nicht. Er war zu fest in Morrighans Netz verstrickt. Kalter Schweiß rann über seinen Körper, als die Panik ihn zu überwältigen drohte. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, bis seine Handgelenke schmerzten.
    Eine rot gekleidete Gestalt löste sich aus dem Dunkel und trat zu ihm. Ohne großes Erstaunen vermerkte er, dass es sich nicht um Bedford handelte. »Morrighan!« Über der Begegnung mit der englischen Marine hatte er die Kriegsgöttin völlig vergessen.
    Die Augen der dunklen Fee leuchteten bei seinem Anblick auf. Dylans Hände waren über seinem Kopf hinter dem Pfahl zusammengekettet, und er war nur noch mit Gamaschen und Stiefeln bekleidet. Ihr Blick wanderte langsam über seinen Körper, sog jede Einzelheit genüsslich in sich ein.
    Dylans Augen wurden schmal. Seine Stimme glich einem bedrohlichen Grollen, als er sie anfuhr: »Lass mich gehen!«
    »Warum sollte ich?« Ein tückisches Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel.
    »Von mir bekommst du das, was du willst, ohnehin nicht. Genauso gut könntest du gleich aufgeben.«
    Sie stieß ein merkwürdiges, kehliges Kichern aus. »Wer sagt dir denn, dass das hier nicht genau das ist, was ich will?« Mit einem blutroten Fingernagel fuhr sie langsam über seinen Bauch.

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