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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Unwillkürlich zuckte er zusammen.
    Dann sammelte er all seine Kraft, bäumte sich in seinen Fesseln auf und trat nach ihr, doch sie wich geschickt aus und tänzelte lachend davon.
    »Mach mich sofort los!« Wieder riss er wie wild an den Handschellen.
    Morrighan trat hinter den Pfahl, streckte beide Arme aus und strich mit den Fingern an seinen Seiten entlang. Dylan wand sich hin und her. Er konnte sie nicht wegstoßen, sie befand sich außerhalb seiner Reichweite. Seine Brust hob und senkte sich heftig, und er stieß ein zorniges Knurren aus.
    »Du hast mich sehr gekränkt«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Was habe ich?« Er war nicht in der Stimmimg für ihre Spielchen.
    »Der Zauberbann. Du hast dich von ihm befreit. Ich bin die Mächtigste aller Sidhe, die Göttin des Krieges, und mein Zauber - ein Zauber, der Menschen in mordlüstige Bestien verwandelt - ist fast wirkungslos von dir abgeprallt. Du warst sehr unhöflich zu mir. Eine Göttin behandelt man nicht so herablassend, findest du nicht?« Sie zwickte ihn so fest in eine Brustwarze, dass er vor Schmerz den Atem anhielt.
    »Mordlust ...« Allmählich dämmerte ihm, worauf sie hinauswollte. Die unkontrollierbaren Wutanfälle; der rote Schleier vor seinen Augen, der ihm den Verstand vernebelte. Nicht er selbst zeigte Schwächen, und er litt auch nicht unter einem erblichen Gendefekt, sondern Morrighans Zauber hatte diesen mörderischen Zustand ausgelöst. »Aber warum?«
    Sie zuckte die Schultern. »Warum nicht? Ein Mann, der gerne Blut vergießt, ist ein Mann ganz nach meinem Herzen. Und eigentlich hatte ich gehofft, du würdest dich auch noch für andere Körperteile von mir interessieren. Ich habe dir immerhin das Schwert geschickt. Du könntest dich zumindest ein bisschen dankbar dafür zeigen, dass ich dir deine Waffe zurückgegeben habe. Ich weiß wirklich nicht, warum du mich immer wieder zurückweist. Stell dir nur vor, welche Höhen der Lust wir beide erleben würden.«
    Dylan ging nicht darauf ein, zerrte so heftig an seinen Fesseln, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und wartete darauf, dass sie endlich zur Sache kam.
    Morrighan lächelte böse. »Gib mir, was ich haben will. Sag mir, wer aus dem Aufstand als Sieger hervorgeht und warum. Sag mir, wie viele Kriege noch folgen werden, wer siegen und wer unterliegen wird. Je mehr Tote es gibt, desto größer wird meine Macht werden!«
    Dylan presste die Lippen zusammen. Jedes Wort, das er über dieses Thema verlor, konnte ein Wort zu viel sein. Sie wollte Macht aus dem Tod unschuldiger Menschen gewinnen? Für seinen Geschmack verfügte sie bereits über eine entschieden zu große Macht. Er senkte den Kopf und starrte zu Boden, wo die Fetzen seines Hemdes lagen.
    »Da du dich auf die Seite der Jakobiten geschlagen hast, nehme ich an, dass sie den Kampf gewinnen werden.« Nach kurzer Überlegung fuhr sie fort: »Andererseits hast du bei Sheriffmuir aufseiten der Verlierer gekämpft.«
    »Woher soll ich denn wissen, wie dieser Kampf ausgeht?«
    »Du kommst aus der Zukunft, nicht wahr? Sinann hat dich aus einem noch in weiter Ferne liegenden Jahrhundert hierher geholt. Außerdem hat sie dich vor meinen Augen vom Schlachtfeld verschwinden lassen, als du verwundet worden bist, und dich wenig später geheilt zurückgeschickt.« Sie zog mit dem Finger die Narbe nach, die Dylan in diesem Kampf davongetragen hatte. »Du bist in eine Zeit gereist, wo man Wunden heilen kann, an denen du hier sterben müsstest. Und du warst lange dort, obwohl es mir nur so vorkam wie der Bruchteil einer Sekunde, denn dein Haar war bei deiner Rückkehr viel länger als vorher, und du trugst ein neues weißes Hemd und Stiefel, die ich in diesem Land noch nie zuvor gesehen habe.« Sie deutete auf seine mittlerweile arg abgetragenen halbhohen Wildleder- Stiefel.
    Dann kam sie um den Pfahl herum und blieb vor ihm stehen, wobei sie sorgfältig darauf achtete, sich außerhalb der Reichweite seiner Füße zu halten. »Ich habe schon von der Magie gehört, die es ermöglicht, durch die Zeit zu reisen, und als ich dich unversehrt auf das Schlachtfeld zurückkehren sah, da habe ich es selbst einmal versucht.«
    »Und es ist dir nicht gelungen.« Natürlich nicht. Sinann wusste ja selbst nicht genau, wie sie es fertig gebracht hatte, ihn innerhalb der Zeit hin- und herzuschicken. Sie war sich nur sicher, dass jede Zeitreise mit einem Augenblick besonders starker magischer Kräfte verknüpft war; Kräfte, die sie nicht kontrollieren

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