Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
glimmenden Funken Bewunderung zu erkennen.
Dieser Funken verschwand aber augenblicklich, als Zohra merkte, daß sie von dem Kalifen beobachtet wurde. Die weichen roten Lippen, die sich leicht über ebenmäßigen weißen Zähnen geteilt hatten, verzogen sich zu einem verächtlichen Grinsen. Zohra warf ihr langes schwarzes Haar über die Schulter zurück und wandte kühl ihr Gesicht ab. Aber er konnte noch sehen, daß sie ihn durch die halbgeschlossenen Lider ihrer schwarzen Augen belauerte.
Khardans Hand bewegte sich zu seinem Hosenbund, und er hörte ein warnendes Knurren vom Bett hinter sich. Auf den Lippen des Kalifen erschien ein grimmiges Lächeln, und er zog seinen Hosenbund enger, wendete sich dann zum Zeltausgang und blickte dabei auf den Filzboden. Er fand, wonach er gesucht hatte, und kehrte schließlich zum Brautbett zurück. In einer Hand hielt er den Dolch.
Ohne Zohra anzublicken, warf er die Waffe auf ein Kissen. Der Griff wies auf die Braut, Blut glänzte auf der Klinge. Khardan legte sich auf die rechte Seite des Lagers und wandte Zohra seinen bloßen Rücken zu. Das Messer trennte ihn von seiner Frau. Er machte es sich bequem, legte den Kopf auf den Arm und schloß die Augen.
Zohra blieb zusammengerollt an der Stirnseite des Betts und sah ihren Gatten lange Zeit unverwandt an. Blut sickerte durch den groben Verband, den er sich angelegt hatte. Die Wunde war noch nicht geschlossen und blutete.
Zohra bewegte sich zögernd und behutsam; geräuschlos löste sie einen mit Blutsteinen verzierten Reif von ihrem Arm und hielt ihn in Khardans Richtung.
Der Kalif seufzte und regte sich. Zohra zuckte zurück, ließ den Armreif fallen, und ihre Hand verharrte über dem Dolchgriff. Doch Khardan wühlte sich nur noch tiefer in die weichen Kissen. Zohra wartete starr und reglos, bis der Atem des Mannes neben ihr wieder gleichmäßig und tief wurde. Dann nahm sie das mit Edelsteinen besetzte Armband wieder auf und strich vorsichtig mit dem Reif über sein verwundetes Fleisch.
»Bei der Kraft, die den Frauen durch Sul gegeben wurde, ich beschwöre die Geister der Heilung, schließt diese Wunde.« .
Der Armreif glitt ihr aus der Hand. Ihre Finger verweilten auf dem muskulösen Arm des Mannes. Sie strich sanft über die weiche Haut.
Khardan rührte sich. Hastig und erschrocken nahm Zohra ihre Hand zurück. Zu ihrer Erleichterung veränderte sich sein Atemrhythmus nicht. Sie entspannte sich. Kumys schickte Männer oft sehr schnell in das Reich der Träume, aus denen sie nur schwer zurückfanden. Eingehend betrachtete Zohra die Wunde und fragte sich, ob ihr Spruch erfolgreich gewesen war. Es schien ihr, als wäre die Blutung unter dem Verband zum Stillstand gekommen. Sie war nicht sicher, aber hütete sich, die Bandage zu lösen, aus Furcht, den Mann aufzuwecken.
Gleichwohl zweifelte Zohra nicht an ihren Kräften. Sie nickte befriedigt und blies die Lampe aus. Dann legte sie sich vorsichtig zurück und achtete darauf, den Abstand zu Khardan so groß wie möglich zu halten. Dabei fiel sie beinahe über den Rand des Bettes hinaus. Verwundert spürte sie immer noch die Wärme seiner Haut unter ihren Fingern.
Die Prinzessin starrte in die Dunkelheit und tastete hinter ihrem Rücken nach dem Dolch. Die Finger berührten den Griff, kalt und beruhigend lag er auf den seidenen Laken zwischen ihnen.
Die Wunde war sicherlich verheilt – verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Die Narbe wäre nur eine unter vielen, die er im Kampf davongetragen hatte. Aber welch schmachvolle Niederlage für einen Krieger!
Zohra lächelte. Erschöpft von der Anstrengung der letzten Stunden seufzte sie, entspannte sich und war bald fest eingeschlafen.
Khardan lag mit offenen Augen in der Dunkelheit neben ihr und spürte immer noch die Berührung ihrer Hand auf der Haut, von Fingern, so weich und zerbrechlich wie die Flügel der Schmetterlinge.
Am nächsten Morgen näherten sich die beiden Väter dem Brautzelt. Jaafar bewegte sich schwerfällig. Obwohl seine Frauen ihre Magie angewendet hatten, um die Wunde zu schließen, war es doch erforderlich gewesen, den tiefen Schnitt mit einer heilenden Tinktur und einem Verband zu bedecken, damit kein Schmutz hineingelangte. Der Scheich der Hrana war von bewaffneten Männern umgeben, die zum Scheich der Akar hinübersahen, als Majiid in ihr Blickfeld stolzierte, umgeben von seinen eigenen Spahis.
Deshalb entsprach der Aufzug der beiden Väter auch nicht einem frohgestimmten Spaziergang,
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