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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Sonne ging auf, und die Wüste begann allerorten zu leben.
    Die Wedel der Dattelpalmen wogten leicht in der sanften Brise, die den Duft der wilden Wüstenpflanzen mitbrachte – von einzelnen Tamarisken und süß duftendem Salbei. Die Pferde zupften sanft das frische Gras, das rund um die Oase aus dem Boden drang. Die gerade geworfenen Fohlen staksten auf wackeligen Beinen unbeholfen umher, während sie von den Muttertieren voller Stolz behütet wurden. Nur einige jüngere Hengste vergaßen ihre gerade erworbene Würde und sprangen wie junge Fohlen umher.
    An diesem Morgen versammelten sich die Hrana und die Akar, von ihren Scheichen angeführt, ungeduldig um den Tel. Sie deuteten hierhin und dahin, riefen sich gegenseitig etwas zu und priesen singend Akhrans Ruhm. Obschon die Rose des Propheten nicht mit dem Regenguß aufgeblüht war, hatten sich die Kakteen in frisches Grün verwandelt, und deren fleischige Blätter und Schäfte standen in vollem Saft. In beiden Stämmen schworen viele, schon erste Anzeichen von Blütenknospen erkennen zu können. Khardan betrachtete Zohra. Als sie seinen Blick auf sich spürte, senkte sie die Augen und errötete schamhaft: eine dunkle Rose, schöner als jede Wüstenblume.
    Der Dschinn Sond beobachtete die beiden eingehend, warf einen finsteren Blick zur Rose des Propheten und verschwand.
    Als Jaafar zu seinem Zelt zurückkehrte und sich gerade zufrieden die Hände rieb – da die Vorbereitungen für den bevorstehenden Aufbruch abgeschlossen waren –, bemerkte er jemanden, der an seiner rechten Seite zu ihm aufschloß.
    »Mein Scheich, ich beglückwünsche dich zu dem wirklich erfreulichen Ereignis«, sagte der Mann.
    »Ich danke dir«, antwortete Jaafar verwundert und fragte sich, wer dieser junge Stammesbruder war. Er vermochte das Gesicht nicht zu erkennen, das sich hinter einem Haik verbarg. Doch die Stimme erschien ihm irgendwie vertraut. »Preise unseren Wandernden Gott.«
    »Gepriesen sei Akhran«, antwortete der Mann gehorsam und verneigte sich. »Bestimmt werden wir bald zu unseren Herden in die Berge aufbrechen.«
    »Ja«, bestätigte Jaafar, der sich immer noch bemühte, die Person zu erkennen. Er wollte den anderen nicht durch die Frage nach seinem Namen beleidigen. Um einen genaueren Blick auf das Gesicht des Mannes werfen zu können, beschleunigte der Scheich seinen Gang, um ein oder zwei Schritte vor den Mann zu gelangen, damit er einen Blick auf ihn zurückwerfen konnte. Aber der Mann huschte um ihn herum und erschien unerwartet zur Linken des Scheichs.
    »Äh?« stieß Jaafar überrascht aus, als er sich nach rechts wandte um wieder das Wort an den Mann zu richten, ihn aber nicht vorfand.
    »Ich bin hier, mein Scheich.«
    »Ach so, da bist du. Was hattest du gerade gesagt? Irgend etwas über das Aufbrechen…«
    »Ja, mein Scheich. Und nachdem wir nun schon so lange mit dem Reiterstamm gelebt haben, ist mir eine Idee gekommen. Wäre es nicht hervorragend, selbst über Pferde zu verfügen? Wieviel einfacher wäre das Hüten der Schafe, säßen wir auf den Rücken von Pferden! Auch in der Nacht wären Pferde eine große Hilfe, den Wolf zu vertreiben – und andere Feinde«, fügte der Mann leise hinzu und warf einen schnellen Blick hinüber zu den Akar am Rande des Lagers.
    »Welch bemerkenswerter Gedanke«, begann Jaafar, während er sich nach links drehte, den Mann aber wieder an seiner rechten Seite fand. »Wo? Ach so! Ich… ich habe dich gar nicht die Seite wechseln sehen.« Der Scheich wurde zunehmend nervöser.
    »Und außerdem«, die Stimme des Mannes erstarb fast, »wäre es eine Art Bezahlung für das, was sie uns all die vielen Jahre gestohlen haben.«
    »Ja«, murmelte Jaafar und zog die Brauen zusammen. Der alte, bittere Haß, der in dem morgendlichen Aufbruchsritual vergessen worden war, entflammte mit neuer Kraft. »Dein Vorschlag gefällt mir. Ich werde es bei Scheich al Fakhar zur Sprache bringen…«
    »Ach, bring dich nicht in Verlegenheit, Süß!« wisperte der Mann mit glatter Zunge, wobei er sein Gesichtstuch enger um Mund und Nase zog.
    »Schließlich hast du eine Tochter, die mit dem Kalifen verheiratet ist. Gebiete ihr, ihrem Gatten diese eine kleine Forderung zu stellen. Mit Sicherheit wird er ihr nichts verweigern können. Geh nun zu ihr. Bring ihr die Dringlichkeit nahe. Letztlich ist es eine Angelegenheit des Stolzes. Nichts weniger hast du verdient, o Scheich der Hrana, der jenem Akar so viel gegeben hat.«
    »Du hast recht!«

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