Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
antwortete Jaafar, seine gewöhnlich trüben Augen begannen zu glänzen. »Ich will zu meiner Tochter gehen und sie darum bitten, den Kalifen unverzüglich aufzusuchen!«
    »Aber sie soll nicht als Bettlerin gehen!« warnte der Mann, wobei er die Hand auf den Arm des Scheichs legte. »Sie darf sich vor diesem Mann nicht demütigen!«
    »Das täte meine Tochter niemals!« rief Jaafar aufgebracht aus.
    »Mein Scheich, vergebt mir meinen Eifer, mich um dein Wohlergehen zu sorgen«, zischelte der Mann unterwürfig, legte die Hand aufs Herz und verbeugte sich tief.
    »Nun!« Schnaubend wandte sich Jaafar ab und hielt auf das Zelt seiner Tochter zu. Er hatte vollständig seine Neugier darüber vergessen, wer dieser fremde Hirte wohl sein mochte. Seine Augen ruhten auf der Pferdeherde, die rings um die Oase graste. Fast empfand er sich schon als deren stolzer Besitzer.
    »So viel«, sprach Sond leise vor sich hin und bewirkte, daß der Überwurf der Hrana, den er trug, mit der milden Frühlingsluft verschmolz, »zum Erblühen der Rose.«

5
    »Couscous! Oh, was für ein Schmaus!«
    Der Dschinn roch an der Schale mit dem Gehabe einer Person, die es gewohnt war, gut und häufig zu speisen. Anerkennend rieb er seinen dicken Bauch und wackelte mit dem feisten Kinn, während er die Finger der rechten Hand in die dampfende Köstlichkeit stippte.
    »Das Geheimnis liegt im Anbraten des Fleischs«, bemerkte er, den Mund voller Mandeln, Rosinen und Lammfleisch. »Zu lang, und es wird hart und trocken; zu kurz, und… nun gut, es gibt keinen unverzeihlicheren Fehler, als Lamm nicht durchzugaren. Du, mein lieber Sond«, der Dschinn küßte die Finger des anderen Dschinn, der ihm gegenüber saß, »hast die rechte Kunst bis zur Perfektion erlernt.«
    Dann aßen die beiden Dschinn schnell und ohne weitere Worte, weil während des Essens zu sprechen als eine Beleidigung des Fleischs angesehen wurde. Schließlich legte sich der dicke Dschinn mit einem tiefen Seufzer und einem genüßlichen Rülpser auf sein Kissen zurück und schwor, daß er nicht einen Bissen mehr herunterbekäme.
    »Vorzüglich!« lobte er den Gastgeber, während er seine Hände in dem Zitronenwasser badete, das Sond in ein Schälchen vor ihm gegossen hatte.
    »Mein lieber Usti, ich fühle mich durch die Anerkennung von jemanden, der über solche Kenntnisse wie du verfügt, äußerst geehrt. Aber du mußt unbedingt einmal die Mandelkuchen kosten. Sie kommen den ganzen Weg von Khandar herauf.«
    Sond reichte ihm die Platte mit den klebrigen Süßigkeiten, die der Dschinn seinem Gastgeber gegenüber nicht zurückweisen konnte, ohne ihn zu beleidigen. Tatsächlich war es seiner rundlichen Gestalt anzusehen, daß er offensichtlich in den letzten sechs Jahrhunderten keinen Gastgeber beleidigt hatte.
    »Und eine Pfeife, um das gute Mahl abzurunden«, schlug Usti vor.
    Aufmerksam beobachtete der Dschinn, wie Sond die Wasserpfeife zwischen ihnen aufstellte. Er nahm eines der Mundstücke auf und inhalierte den Tabakrauch; das Wasser in der Pfeife blubberte eine besänftigende Begleitung. Sond schmauchte an dem anderen Mundstück. Beide Dschinn rauchten lange Zeit in gemeinschaftlichem Schweigen und erlaubten ihren unsterblichen Körpern, sich mit der bedeutsamen, wenn auch eingebildeten menschlichen Funktion der Verdauung zu befassen.
    Gleichwohl offenbarte sich dem rundlichen Dschinn, daß Sond ihn beim Rauchen unauffällig musterte. Dabei wirkte Sonds Gesicht zunehmend ernster und feierlicher. Aber wann immer Usti ihn geradewegs ansah, wandte der große, wohlgestaltete Dschinn sofort seinen Blick ab. Schließlich hielt Usti es nicht mehr aus.
    »Mein lieber Freund«, keuchte er, denn sein Atem wurde vom Tabakrauch und seinem dicken Bauch beengt, »du siehst mich an, und wenn ich dich ansehe, siehst du mich nicht an; dann aber, wenn ich wegsehe, siehst du mich wieder an. Bei Sul, sage mir, was los ist, bevor ich noch verrückt werde.«
    »Wirst du mir vergeben, Freund Usti, wenn ich offen spreche?« antwortete Sond. »Wir kennen einander erst so kurze Zeit. Ich fürchte, ich könnte anmaßend sein.«
    Usti wischte die Bedenken mit einer großmütigen Geste beiseite.
    »Es ist nur, weil ich bemerkt habe, daß du dich nicht recht wohl zu fühlen scheinst, mein Freund«, fuhr Sond besorgt fort.
    Usti stieß einen tiefen Seufzer aus, wobei lange Rauchfetzen seinen Mundwinkeln entströmten.
    »Wenn du wüßtest, welches Leben ich jetzt führe!« Der Dschinn legte eine Hand auf die

Weitere Kostenlose Bücher