Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Furcht klappte er zusammen, schlug die Hand mit dem Beutel in seine Magengrube, hoffte, seekrank auszusehen, obwohl seine Übelkeit tatsächlich nachließ, sei es weil das Schiff sich zu beruhigen begann oder weil seine Furcht sie vertrieben hatte.
Ibn Jad ließ den Blick über ihn flattern, um ihn schließlich auf Zohra zu richten. In den dunklen Augen des Manns war weder Lust noch Begierde zu erkennen. Er musterte sie mit der gleichen kühlen Einschätzung, wie es ein Mann mit einem Hund getan hätte, dessen Kauf er erwogen hatte. Als er sprach, drückten seine Worte geradezu Mathews Gedanken aus, so daß der junge Hexer schuldbewußt zusammenzuckte und sich fragte, ob der Schwarze Paladin die Fähigkeit des Gedankenlesens besaß.
»Die Hündin wird kräftige Welpen hervorbringen«, sagte ibn Jad befriedigt. »Hervorragende Anhänger unseres Gotts.«
»Hündin!« Zohras Augen loderten.
Sie riß sich von dem geschwächten Kiber los und stürzte sich auf ibn Jad. Kiber sprang ihr nach und riß sie zurück, bevor sie den Schwarzen Paladin erreicht hatte, dessen Belustigung nur noch anzuwachsen schien. Auda gab ein kehliges Geräusch von sich, das ein Glucksen hätte sein können, Mathew aber gefrieren ließ. Offensichtlich aus Ungeduld und übler Laune übergab Kiber Zohra an zwei seiner Männer mit dem Befehl, ihre Hände zu fesseln und Gewichte an ihren Füßen zu befestigen.
Ibn Jad hatte die Augen wieder auf Mathew gerichtet, und der junge Hexer duckte sich vor diesem Blick, merkte erst zu spät, daß er den Beutel während dieser Unterbrechung doch hätte fallenlassen können, und fragte sich kurz, weshalb er es nicht getan hatte.
Ibn Jad fuhr mit der schlanken Hand über Mathews glatte Wange.
»Eine Schakalin im Vergleich zu unserer zerbrechlichen, zarten Blumenblüte hier, die unter meinen Finger zittert.«
Mathew wand sich und biß die Zähne zusammen, zwang sich dazu, die widerliche Berührung des Manns über sich ergehen zu lassen, drehte den Körper ein wenig leicht beiseite, um den Beutel in seiner Hand zu verbergen. Undeutlich bemerkte er, wie sich um ihn herum etwas tat, das Rumpeln einer schweren Kette, das Spritzen von Wasser und das sanfte Wiegen des Schiffs vor Anker.
Brutale Versklavung – das sollte zweifellos Zohras und sein Schicksal werden, bis ibn Jad entdeckte, daß er getäuscht worden war, das Mathew diesem Gott Zhakrin niemals Anhänger gebären würde. Alles fing wieder von vorn an, begriff er verzweifelt – das schreckliche Warten, die Furcht, die Demütigung und schließlich die Bestrafung. Und diesmal würde niemand da sein, um ihn zu retten…
»Diese Frauen… sind meine Ehefrauen!« sagte eine schleppende Stimme. »Eher wirst du sterben, als sie zu berühren!«
Mathew sah zu Khardan hinüber, dann wandte er den Blick ab, Tränen stachen ihm in die Augenlider.
Der Kalif stand vor ibn Jad. Die Fesseln hatten sich tief in die Arme des Nomaden geschnitten, frisches Blut strömte aus einer Platzwunde auf seiner geschwollenen Lippe. Seine kränkliche Hautfarbe wurde von der Schwärze seines ungepflegten Barts betont. Die Augen waren eingesunken, von Schatten geringt. Sein Gang war unstet, zwei Gume mußten ihn stützen. Auf Nicken ibn Jads ließen sie ihn los. Khardans Knie gaben nach. Er stürzte vor, dem Schwarzen Paladin zu Füßen.
»Eine kühne Rede für einen Mann auf den Knien, einen Mann, den wir in Frauenkleidern entdeckten, wie er sich gerade vor den Soldaten des Emirs versteckte«, meinte Auda ibn Jad kühl. »Langsam beginne ich zu glauben, daß ich mich bei diesem Kerl hier geirrt habe, Kiber. Er ist der Ehre nicht würdig, derer ich ihn teilhaftig werden lassen wollte. Wir werden ihn den Ghulen überlassen…«
Verdammt, Khardan! verwünschte Mathew stumm und verbittert den Kalifen. Weshalb mußtest du das tun? Dein Leben in Gefahr bringen für zwei Leute, die du verabscheust – eine Frau, die dich der Schande auslieferte, und einen Mann, der doch die verkörperte Schande schlechthin darstellt. Weshalb tust du das? Ehre! Deine blöde Ehre! Und jetzt werden sie dir das Fleisch vom Leib reißen, dich vor meinen Augen zu Tode martern!
Ibn Jad stellte den gestiefelten Fuß auf Khardans Schulter und verpaßte dem Mann einen Stoß, so daß der Kalif stürzte und schwer auf dem Deck aufschlug.
Mathew vernahm das Plätschern von Rudern im Wasser. Kleine Boote hatten von Land aus die Segel gesetzt und näherten sich dem Schiff. Die Ghule, deren Schiff nun vor Anker
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