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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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anblickte.
    Einige der Mädchen, die in ihrem Schatten gestanden hatten, waren froh, sie loszuwerden, wie ihr einzelne Wortfetzen verrieten. Nun wurde Maite klar, was sie schon lange ahnte, aber nicht hatte wahrhaben wollen: Seit ihrer Rückkehr aus Roderichs Burg war sie zwar der erklärte Liebling des Stammes gewesen, aber gerade dadurch zu einer Außenseiterin geworden.

10.
     
    E
twa zu der Zeit, da Maite erfuhr, dass sie den Franken als Geisel übergeben werden sollte, empfing Graf Eneko von Iruñea einen Gast. Es handelte sich um einen hochgewachsenen Mann mit hellblonden Haaren und einem sorgfältig gestutzten Vollbart. Vom Schnitt seines Gesichts her hätte er ein Verwandter Graf Roderichs sein können, wären nicht die fast schwarzen Augen gewesen, die seinen Gastgeber überheblich musterten.
    Die beiden Männer wanderten Seite an Seite durch den verwilderten Garten des Palastes von Iruñea, der bis vor wenigen Jahren die Residenz eines maurischen Walis gewesen war, und schwiegen sich eine Weile an. Schließlich pflückte der Gast eine Blume, die in einem kräftigen Blau schimmerte, und roch daran.
    »Welch ein Duft!«, rief er mit verzückter Stimme.
    Graf Eneko biss die Zähne zusammen, um die Worte zurückzuhalten, die ihm über die Lippen kommen wollten, denn schon ein einziger falscher Ausruf konnte ihn ins Verderben reißen. Daher stimmte er seinem Gast zu. »Dies ist wirklich eine wunderschöne Blume.«
    Der Mann hielt ihm die Blüte hin. »Rieche daran, und du erlebst einen Vorgeschmack auf das Paradies.«
    »Nur dass mein Paradies ein anderes ist als das deine, Freund Jussuf.«
    »Du nennst mich Freund? Bin ich es wirklich noch, oder willst du mich nur täuschen?«
    Unter dem lauernden Blick, mit dem Jussuf Ibn al Qasi ihn musterte, brach Eneko der Schweiß aus. »Natürlich bist du mein Freund! Wie kannst du daran zweifeln?«
    »Wie ich in letzter Zeit vernommen habe, sollst du mittlerweile einen anderen Freund mit dem Namen Karl besitzen. Es heißt, er wolle dich besuchen und dann weiter in das Land des Islam ziehen.«
    »König Karl ist nicht mein Freund, und es wäre mir tausendmal lieber, er würde in seinen germanischen Wäldern bleiben, als seine Eroberungsgelüste auf Spanien auszudehnen. Aber ich kann ihn nicht daran hindern, über die Berge zu steigen«, brach es aus Eneko heraus.
    »Das kannst du natürlich nicht. Allerdings solltest du ihn auch nicht unterstützen, Sohn meiner Tante. Karl kommt und glaubt in seinem Hochmut, Verbündete unter jenen Söhnendes Islam zu finden, die sich gegen den erhabenen Emir Abd ar-Rahman erhoben haben. Doch der Emir hat rasch gehandelt und Abdul den Berber und dessen Bruder Fadl Ibn al Nafzi zu jenen geschickt, die mit Karl liebäugeln. Beider Schwerter sind scharf, und nur wenige wagen es, sich ihnen in den Weg zu stellen.« Es klang ein wenig bedauernd, so als wäre Jussuf Ibn al Qasi ebenfalls kein Freund der beiden berüchtigten Krieger.
    Auch Eneko schüttelte es bei dem Gedanken an Abdul und Fadl, die die Henker des Emirs genannt wurden. Anscheinend hatten sie einige der aufrührerischen Statthalter umgebracht und den Rest, darunter auch seinen Gast, so eingeschüchtert, dass diese sich wieder Abd ar-Rahman unterworfen hatten. Nun hatte Jussuf ihn aufgesucht, um ihn zu warnen, dass der Wind sich gedreht hatte. Dafür war er seinem Verwandten und heimlichen Verbündeten dankbar, auch wenn sich dadurch noch mehr Probleme vor ihm auftürmten. Er sah Jussuf Ibn al Qasi, der einer der mächtigsten Sippen des spanischen Nordens entstammte und dennoch über christliche Wurzeln verfügte, auffordernd an, um weitere Einzelheiten zu erfahren.
    Sein Gast aber schien jedes Wort dreimal zu prüfen, ehe es ihm über die Lippen kam: »Das Reich des Islam ist auf das Erscheinen der Franken vorbereitet. Der Emir hat uns befohlen, die Dörfer und kleineren Städte preiszugeben und unser Volk hinter den Mauern der großen Städte in Sicherheit zu bringen. Unsere Vorratshäuser und Speicher sind gut gefüllt, und unsere Brunnen spenden süßes Wasser. Von Karls Krieg gegen die Langobarden in Italien wissen wir, dass der Franke nicht in der Lage ist, gut verteidigte Städte zu erstürmen. Pavia hat er damals nur aushungern können. Doch solch eine Taktik geht bei uns nicht auf, insbesondere, weil der erhabene Emir bereits weitere Maßnahmen ergriffen hat, die Karls Aufenthalt in Spanien verkürzen werden.«
    »Welche denn?«, fragte Eneko höchst

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