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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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bitte, zumindest bis zu der Anhörung nicht mehr zu uns zu kommen– aber wenn das so weitergeht mit den Stornierungen, wird es riskant für das Geschäft.«
    Fassungslos starrte sie ihre Schwester an. » Lischen, wie soll das alles nur enden?«, wisperte sie, den Tränen nahe. » Was kann ich tun?«
    » Nichts«, erwiderte diese lakonisch. » Du weißt, dass die Anzeige lächerlich ist, und wir wissen es. Das ist doch die Hauptsache. Richter Cooper wird die Wahrheit schon ans Licht bringen, und dann wird alles wieder gut.– Wo ist Ian eigentlich?«
    » Auf der Bank. Er meinte, wenn er schon in Adelaide herumhängen müsse, könne er wenigstens ein paar geschäftliche Dinge regeln.«
    » Geht es ihm wieder gut?«
    » Es geht ihm ausgezeichnet!« Geräuschlos war Ian ins Zimmer getreten und umarmte zuerst seine Schwägerin, dann Dorothea herzlich. » Können wir dir einen Tee anbieten, Lizzy? Zu Hause alles in Ordnung? Viel zu tun?«
    » Ja, ja, deshalb muss ich auch gleich wieder los«, sagte Lisbeth hastig und warf ihrer Schwester einen warnenden Blick zu. » Bis morgen.«
    » Du wirst es nicht für möglich halten«, sagte Ian mit finster zusammengezogenen Brauen, kaum dass die Tür hinter seiner Schwägerin ins Schloss gefallen war. Er ließ sich in den Sessel plumpsen, griff nach der Brandykaraffe und schenkte sich eine großzügige Portion ein. » Dieser Bankmensch war so unverschämt, mir vorzuschlagen, mein Testament zu ändern. Zur Sicherheit, pah!« Ian schnaubte verächtlich durch die Nase. » Sind die Menschen denn alle verrückt geworden?«
    Beim Kirchgang am Sonntag wurde offensichtlich, dass die in der ganzen Stadt kursierenden Gerüchte bereits Wirkung zeitigten. So dicht sich die Gottesdienstbesucher in der Trinity Church auf den übrigen Bänken drängten, so einsam saßen Dorothea, Ian, Catriona und Percy. Zutiefst dankbar, dass ihr Gesicht hinter dem Hutschleier gut verborgen war, beobachtete Dorothea aus den Augenwinkeln, wie die Gemeinde speziell sie mit giftigen Blicken durchbohrte. Überall schienen sie über sie zu tuscheln und zu flüstern. Die Feindseligkeit war fast mit Händen zu greifen. Es erforderte all ihre Selbstbeherrschung, nicht aufzuspringen und aus der Kirche zu laufen.
    Ian spürte wie immer, was in ihr vorging. Er griff nach ihrer behandschuhten Hand und drückte sie. Seine Wärme durchdrang das zarte Ziegenleder und verlieh ihr die Kraft, den Kopf aufrecht zu halten, sich nicht zu ducken unter der allgemeinen Missbilligung.
    Reverend Howards Predigtauswahl trug der allgemeinen Stimmung Rechnung: Sein Exkurs über den Psalm » Steh ab vom Zorn und lass den Grimm, entrüste dich nicht, damit du nicht Unrecht tust!« war sicher gut gemeint. Dennoch wäre es Dorothea bedeutend lieber gewesen, nicht zum Thema einer Sonntagspredigt zu werden. Die gezischelten Kommentare aus den Bänken hinter ihr bohrten sich wie spitze Nadeln in ihren Rücken.
    Das letzte Amen war noch nicht das Ende ihrer Prüfungen. Reverend Howard ließ es sich nicht nehmen, zu ihrer Bank zu eilen, um ihnen allen höchstpersönlich die Hände zu schütteln. Damit war ein schneller Rückzug unmöglich geworden, denn die anderen Kirchgänger versperrten nun den Ausgang. Unbewusst schmiegte sie sich enger an Ian, während sie darauf warteten, dass der Mittelgang frei wurde und die Grüppchen vor dem Portal sich verzogen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich aus dem düsteren Inneren ins Freie traten.
    Wie üblich mieden die noch dort Herumstehenden direkten Blickkontakt, deshalb war Dorothea überrascht, als sich plötzlich ein schlaksiger Mann aus einer der Gruppen löste und zielstrebig auf sie zukam. » Wie geht es Ihnen? Schön, Sie zu sehen!«, rief er mit extra lauter Stimme und zog den Zylinder, noch ehe sie ihn erkannt hatte. George Stevenson hatte sich ziemlich verändert: Der jetzige Herausgeber des Mining Register war schon immer hager gewesen. Nun jedoch schien er nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Einzig seine blitzenden Augen, denen keine noch so winzige Reaktion seines Gegenübers entging, waren noch dieselben. » Was macht meine einstige Starreporterin?«, fragte er vergnügt und schüttelte Dorothea ausgiebig die Hand. Es wirkte aufgesetzt, und das war es wohl auch: eine Demonstration für die Gaffer.
    Auch Ian begrüßte Dorotheas früheren Mentor mit demonstrativer Herzlichkeit. Nachdem er Catriona und Percy vorgestellt hatte, bat er ihn sogar, ihnen beim Lunch Gesellschaft

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