Die Rueckkehr der Phaetonen
hatte vollkommen Recht...
Wenn sie gestorben waren, gab es keinerlei Hoffnung mehr. Wenn sie gestorben waren ... Gab es denn überhaupt eine andere Möglichkeit?! Lucius war bereit, sich vor Verzweiflung die Haare auszureißen. Warum hatte er Dmitrij allein zum Mars gelassen? Er selbst hätte es ihm niemals erlaubt, mit einem Arbeitsschiff mitzufliegen - ein derartiges Risiko hätte er auf keinen Fall zugelassen. Die Wissenschaft brauchte Wolgin - er hatte doch erst ein halbes Jahr gelebt, es war noch nicht einmal an der Zeit, ihn einer Untersuchung zu unterziehen, um zu klären, wie sich sein Organismus angepasst hatte. Mt seinem Tod hatte die Wissenschaft alles verloren, was sie unter gewaltigen Anstrengungen erreicht hatte.
Aber die wissenschaftlichen Überlegungen berührten Lucius’ Denken nur am Rande. Im Vordergrund verspürte er eine riesige menschliche Trauer, weil er Dmitrij wie seinen eigenen Sohn liebte. Die Menschen der neuen Epoche wussten lange nicht mehr, was es bedeutete, ein Kind zu verlieren. Das Trauern der Eltern war ein äußerst seltenes Ereignis - und jetzt war es in vier Familien auf einmal geschehen. Es war nicht allein Lucius, der in Trauer alles vergessen hatte, was er wusste, und sich an Io gewandt hatte, sondern auch alle Verwandten von Carry, Wladimir und Charlie. Es waren doch Io und Lucius gewesen, die Wolgin wieder ins Leben zurückgeholt hatten! Und der alte Arzt war gezwungen, jedem zu erklären, dass wenn die Besatzungsmitglieder der I-76 tot waren, es dann nicht mehr möglich sein würde, sie zu retten.
Wenn!
Dieses kurze Wort, das von einem berühmten Arzt und Mitglied des Wissenschaftsrats ausgesprochen wurde, hatte plötzlich eine neue Hoffnung wachgerufen. Dieses Wort flog sofort um das gesamte Sonnensystem, es wurde von sämtlichen Expeditionen auf der Venus, Stationsbauern auf dem Mars, den Raketengleiterbesatzungen und den Vernichtern vernommen. Io hatte gesagt: WENN sie tot waren! Also ließ er zu, dass sie noch lebten. Die gewaltige Autorität des alten Wissenschaftlers hatte einem zufällig ausgesprochenen Wort die reale Bedeutung verliehen. Eine Stunde vor der Ankunft der Vernichterstaffel auf dem Mars wurden sämtliche Bildschirme auf der Erde eingeschaltet. Starke interplanetarische Kommunikationsstationen, die fast an der Grenze ihrer Leistung arbeiteten, sorgten für ein klares und unterbrechungsfreies Bild.
Lucius war nicht im Geringsten erstaunt, als er erfuhr, dass die Kosmonauten außer Oserow und Wilson, die noch nicht aus England zurück waren, aus Leningrad zu ihm gekommen waren - er hätte sich eher gewundert, wenn sie es nicht getan hätten. Er ging zusammen mit ihnen in die Filiale des Technikrats, wo sich der größte Bildschirm der Stadt befand. Io und achtundzwanzig weitere Mediziner und Biologen waren bereits dort.
Io ging sofort auf Lucius zu und erzählte, was sie den Ärzten auf dem Mars zu empfehlen entschieden hatten. »Wir müssen davon ausgehen, was wir nach der Landung von I-76 feststellen werden — ob die Besatzungsmitglieder noch am Leben sind oder nicht. Wenn es kaum noch einen Lebensfunken gibt und der baldige Tod unvermeidlich ist, dann macht es eher Sinn, die Körper gleich auf dem Mars einzufrieren, weil man sie dort definitiv nicht retten kann. Und hier auf der Erde werden wir sie wieder beleben.«
»Mit Dmitrij dürfen wir das nicht tun«, sagte Lucius.
Es schien, als wäre Io erstaunt - aber er erwiderte nichts auf diese Worte, die von demjenigen gesagt wurden, der am meisten an Wolgins Rettung interessiert war. Er hatte verstanden, was sein Freund meinte. »Wenn sie aber tot sind«, fuhr er fort, »dann wissen wir nicht, wann der Tod eingetreten ist. Das Schiff ist luftdicht abgeschlossen, und niemand hat gesehen, was dort drin vorgefallen ist. Vielleicht trat der Tod nicht sofort ein, sondern erst vor kurzem auf dem Weg. In dem Fall müssen wir die Körper wiederum unverzüglich einfrieren.«
»Richtig.«
»Wir tun alles, um Dmitrij zu retten. Aber«, fügte Io zögernd hinzu, »angenommen, wenn er dennoch sterben würde ...«
Lucius antwortete ruhig, mit einer Stimme, die seltsam gelassen klang. »Bevor wir Dmitrij wieder zum Leben erweckt haben, hat es eine weltweite Diskussion gegeben. Ich selbst habe unser Recht verteidigt, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Das haben wir auch getan. Aber weißt du, wo unser Fehler lag?
Nein, das weißt du sicher nicht. Es könnte sein, dass dieser plötzliche Tod für Dmitrij ein
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