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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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umsonst für sie. Ich vertraue eurer Objektivität und der Lebenserfahrung eines jeden von euch und hoffe, dass diese beiden Eigenschaften euch allen zu einer richtigen Entscheidung verhelfen.«
    Lucius bemerkte, dass sein Vater, der bei den Anhörungen eine Rede gehalten hatte, sich nun seiner Stimme enthielt. Es war, als würde er die Abstimmungsprozedur genau beobachten, aber sein Sohn sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er an etwas völlig anderes dachte. Manchmal lächelte er traurig und in diesen Momenten wollte Lucius sogar, dass die Mitglieder des Rats dagegen stimmten. Er wartete finster das Abstimmungsergebnis ab.
    Als der Vorsitzende sich schließlich an ihn wandte, ging Lucius zu Io und stellte sich neben ihn. Man sagte ihnen die Worte, nach denen sie sich gesehnt haben, doch in Lucius’ Herz zeigten diese nicht mehr die Wirkung, die sie früher gezeigt hätten. Und während los Gesicht Freude und Befriedigung ausdrückte, war das von Lucius so finster, dass durch die Halle sogar ein leichtes Murmeln lief. Sechzigtausend Menschen sahen sein Gesicht und konnten ihr Staunen nicht verbergen.
    »Lucius und Io«, sprach der Vorsitzende, »der Rat der Wissenschaft, der von seinem Gewissen und den Gedanken zum Wohle der Menschheit geleitet wurde (das war die gewöhnliche Formel zum Beginn einer Entscheidungsverkündung, die vor tausend Jahren eingeführt wurde), erlaubt euch, diesen Versuch durchzuführen. Somit seid ihr von der moralischen Verantwortung befreit — diese wurde soeben von der gesamten Menschheit übernommen. Aber euch wird eine andere, vielleicht eine noch schwerere Verantwortung auferlegt. Ihr müsst eurem Patienten - anders dürfen wir ihn jetzt nicht nennen - entweder alle seine physischen und geistigen Fähigkeiten zurückgeben oder mit diesem Versuch aufhören. Diese Bedingung, die der Rat euch stellt, ist die einzige und wichtigste. Eure Arbeit darf nicht nur zur Hälfte getan werden. Die Entscheidung liegt bei euch. Wägt eure Kräfte und Möglichkeiten noch einmal gut ab. Wir stellen euch die Hilfe jedes Wissenschaftlers sowie jedes Labor oder Institutes zur Verfügung, das ihr brauchen könntet. Der Planet Erde hat beschlossen, diesem Menschen sein Leben wieder zu geben und euch wird aufgetragen, diese Entscheidung in die Tat umzusetzen. Der Rat der Wissenschaft und in seiner Person die gesamte Menschheit wünschen euch Erfolg.«
    Lucius schwieg. Io zögerte ein wenig und antwortete dann selbst. »Wir danken dem Rat. Die Verantwortung, die uns auferlegt wurde, ist schwer, aber wir glauben an unsere Kräfte und sind davon überzeugt, dass wir diese Arbeit mit Hilfe unserer Kameraden zu einem erfolgreichen Ende bringen werden.«
    »Sie haben uns von der moralischen Verantwortung befreit«, sprach Lucius plötzlich, »doch ich selbst befreie mich nicht davon und bin bereit, die Konsequenzen mit meinem Gewissen zu tragen. Ich bin nicht mit den Äußerungen einverstanden, die hier gemacht wurden und glaube nicht, dass diese Konsequenzen tragisch sein werden.« Er wusste selbst nicht, was ihn dazu verleitet hatte, diese Erklärung in einem so ungünstigen Moment abzugeben. Etwas in ihm brach gegen seinen Willen durch und äußerte sich in diesen Worten.
    »Die Entscheidung, Ihre Meinung zu sagen, kommt ein wenig spät«, bemerkte der Ratsvorsitzende sanft. »Die Frage ist bereits entschieden. Aber ich freue mich zu hören, dass Sie nicht am Erfolg zweifeln.«
    Es war, als käme Lucius wieder zu sich. Seine Wangen wurden von Schamesröte überflossen. Er verbeugte sich schweigend und ging zur Seite. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sein Vater auf ihn zuging und er wartete mit undeutlichem Schuldgefühl. Muncius nahm seine Hand und ging mit ihm zum Hallenausgang. »Was ist denn mit dir los?«, fragte er. »Man könnte denken, du freust dich gar nicht über die Erlaubnis, die du bekommen hast.«
    »Ich weiß es selbst nicht mehr«, sagte Lucius. »Ich glaube, du hast Recht. Ich freue mich wirklich nicht und es wäre vielleicht sogar besser, wenn man uns diese Erlaubnis nicht gegeben hätte.« Er lächelte plötzlich und fügte hinzu: »Hast du gehört, was Mary gesagt hat? Du bist doch selbst an meinem Zustand schuld.«
    Muncius sah seinen Sohn aufmerksam an. »Setzen wir uns mal hin«, sagte er und ging zu einem der Sofas, die an den Wänden der Eingangshalle standen und zur Erholung der Ratsmitglieder gedacht waren. »Und jetzt hör mir ganz genau zu. Ich glaube, ich habe dir noch niemals

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