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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Sie war nicht überfallen worden. Die Hintertür war zu. Ich ging hin. Sie war abgeschlossen.
    Meine Stimme übertönte andere Geräusche.
    – Ich geh mal hin und schau, ob ich sie kommen höre.
    Ich ging in die Diele. Ich hätte bei ihr bleiben sollen, sie wollte mich bestimmt sehen. Aber ich ging weiter und redete dabei. Ich ging über die Glasscherben.
    – Hörst du das?
    Das Knirschen gefiel mir. Ich hatte die Tür eingeschlagen. Ich hatte meine Frau gerettet.
    Ich stand unter dem Vordach. Nichts zu hören – nur das Übliche. Vorbeirauschender Verkehr, hier und da ein Ruf vom Hotelparkplatz. Keine Sirene.
    Dann hörte ich sie. Eindeutig. Ich ließ die Tür offen stehen, ging zurück in die Küche.
    Das Auge war offen. Ich setzte mich auf den Fußboden, neben sie.
    – Das wird schon wieder.
    Jemand hob mich ohne Mühe hoch und setzte mich auf einen Stuhl am Tisch. Augen starrten mich an. Ein Männermund, dem gerade noch das Lächeln eingefallen war.
    Sie lag schon auf einer Trage, die sie in die Diele brachten. Ich versuchte an ihm vorbeizusehen, weil ich wissen wollte, ob ihr Gesicht zugedeckt war.
    – Ist sie okay?
    – Haben Sie uns angerufen?
    – Yeah.
    Er nickte zur Diele und der kaputten Scheibe hin.
    – Sie sind ein Nachbar.
    – Ich bin ihr Mann.
    – Hat Sie ausgesperrt, was?
    – Lebt sie?
    – Grad so eben. Wo waren Sie?
    – Wir leben nicht zusammen, sagte ich und versuchte an ihm vorbeizukommen, aufzustehen.
    – Sie leben nicht zusammen? fragte er.
    So was hatte er noch nie gehört. Er war blutjung.
    Ich stand auf, und er hinderte mich nicht daran. Tat nichts dagegen. Er hatte kein Recht dazu, er war kein Cop.
    – Habt ihr euch geprügelt oder was?
    – Geh mir aus dem Weg, du Armleuchter.
    Er trat schnell beiseite, aber das Lächeln war noch da.
    – Ich muss das fragen.
    – Frag, was du willst.
    Ich folgte der Trage über die Scherben bis zur Auffahrt. Der Krankenwagen stand auf der Straße. Ich ging die Auffahrt hinunter. Der großmäulige Typ überholte mich.
    – Ich komme mit, sagte ich. Oder bildete mir ein, dass ich es gesagt hatte.
    Als ich zur Straße kam, hatte der Krankenwagen gerade gewendet und fuhr in Richtung Krankenhaus, aber ich wusste nicht, in welches.
    – Wo ...? versuchte ich zu schreien.
    Sie war weg.
    Ich musste es allen sagen. Den Nachbarn, den Krankenhäusern, dem Gesundheitsamt – ich war der Mann der Witwe.
    Der Pfarrer schien nicht erstaunt, er hatte schon schwerere Schocks verkraftet.
    – Du hast nicht in unserer Gemeinde geheiratet, sagte er.
    – Es war lange her.
    – Ihr Nachname ist nicht Smart.
    – Sie hat gedacht, dass ich tot bin, sagte ich. – Schon Jahre, ehe sie den anderen geheiratet hat.
    – Aber sie hatte keinen Beweis für deinen Tod.
    – Ich war ja auch nicht tot. Sie hatte keine Beweise, ja, aber sie hätte auch nie welche gefunden. Überall lagen Tote. Eine lange Geschichte.
    – Dann behalt sie für dich, sagte er. – Als eins unserer Geheimnisse. Hab ich recht?
    Ich nickte und hoffte, er würde mir dafür was zurückgeben.
    – Wissen Sie, wo sie ist, Father?
    – Nein. Wieso sollte ich?
    – Es ist Ihre Gemeinde.
    – Ich werde sie beerdigen, wenn man sie mir übergibt.
    – Aber sie ist eindeutig am Leben?
    – Soviel ich weiß.
    – Wo?
    – Ihr Vetter hat sich um sie gekümmert. Ein mächtiger Mann. Aber wie wir alle, Henry Smart, nicht so mächtig, wie er einmal war.
    – Ivan Reynolds.
    – Ivan der Schreckliche, sagte er und vergewisserte sich, dass ich den Hohn in seiner Stimme hörte.
    – Er wird dir sagen, wo sie ist.
    – Ach, leck mich doch.
    Er rief mir nichts nach, als ich rausging.
    – Ich weiß nicht genau, wo sie ist, sagte die Frau von nebenan.
    Das war die Frau, die den Krankenwagen gerufen hatte, als sie mich zwischen Mauer und Hecke unter dem Fahrrad hatte stecken sehen. Eine gut aussehende Person. Ich hatte sie früher oft am Schultor auf Kids warten sehen, die jetzt wohl im Ausland arbeiteten, in England oder Amerika. Sie war nicht unfreundlich, aber sie überlegte wahrscheinlich, wieso der pensionierte Hausmeister nach der zugeknöpften Missis O’Kelly suchte. (Als sie einzog, war ich schon nicht mehr der Gärtner.) Sie hatte einen kleinlich-grausamen Zug um den Mund, sie wusste, was ich von ihr wollte.
    – Ich bin ihr Mann, sagte ich.
    Sie überwand den Schreck und brachte eine Frage raus.
    – Ihr Mann?
    – Yeah.
    – Aber Sie wohnen nicht hier.
    – Wo ist sie?
    – Und Sie heißen nicht O’Kelly,

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